| # taz.de -- Schuldenpläne des Bundes: Gebremste Begeisterung in Berlin | |
| > Der schwarz-rote Senat will auch bei einer Lockerung der Schuldenbremse | |
| > an seinem rigiden Kürzungskurs festhalten. Kritik kommt von den Grünen. | |
| Bild: Es darf weiter protestiert werden: In Berlin wird weiter gespart, bis es … | |
| Berlin taz | Kredite in Höhe von 500 Milliarden Euro für bundesweite | |
| Investitionen in die Infrastruktur, dazu eine leichte Lockerung der | |
| Schuldenbremse für die Länder: Der [1][am Dienstagabend verkündete | |
| Vorschlag von CDU/CSU und SPD im Bund] für ein umfangreiches Finanzpaket | |
| sollte eigentlich Begeisterungsstürme auslösen im notorisch klammen Berlin. | |
| Dem ist mitnichten so. | |
| Zwar überboten sich die Landesspitzen von CDU und SPD am Mittwoch darin, in | |
| der Einigung der mutmaßlich nächsten Koalitionspartner auf Bundesebene ein | |
| „kraftvolles Signal“ (CDU-Senatschef Kai Wegner) oder wenigstens ein „gut… | |
| Signal“ (SPD-Parteichefin Nicola Böcker-Giannini) sehen zu wollen. | |
| Zugleich dämpfte CDU-Finanzsenator Stefan Evers rasch jedwede Erwartung, | |
| mit den angekündigten Milliardensegnungen könnte die radikale | |
| Kürzungspolitik des schwarz-roten Senats demnächst etwas weniger radikal | |
| ausfallen. | |
| „Da ist noch allzu viel unklar“, erklärte Evers im Hauptausschuss des | |
| Abgeordnetenhauses zu den Plänen der Bundeskoalitionäre in spe. Überhaupt, | |
| so Evers bereits vorab, bleibe abzuwarten, „ob und inwieweit zusätzliche | |
| Verschuldungsmöglichkeiten für die Länder den dramatischen | |
| Konsolidierungsdruck in den öffentlichen Haushalten tatsächlich | |
| verringern“. | |
| ## Grüne: „Pläne greifen zu kurz“ | |
| Geht es nach den Sondierungsergebnissen von Union und SPD im Bund, wird den | |
| Ländern künftig [2][eine jährliche Neuverschuldung von 0,35 Prozent des | |
| jeweiligen Bruttoinlandsprodukts] gestattet. Bislang hieß es: null Prozent, | |
| weil Schuldenbremse. Das soll nun Geschichte sein. Das Bruttoinlandsprodukt | |
| von 2023 zugrunde gelegt, könnte Berlin in diesem Jahr demzufolge Kredite | |
| in Höhe von rund 675 Millionen Euro aufnehmen. | |
| Eine Menge Holz – und trotzdem nicht genug, kritisierte der | |
| Haushaltsexperte der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, André Schulze. | |
| Angesichts der dramatischen Haushaltslage sei Berlin mit einer | |
| Neuverschuldung von 0,35 Prozent nicht geholfen. „Die Pläne greifen zu | |
| kurz“, sagte Schulze zur taz. Vielmehr brauche es für die Länder „eine | |
| grundlegende Reform der Schuldenbremse, nicht so einen halben Schritt“. | |
| Auch das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für | |
| Infrastrukturmaßnahmen werfe bislang vor allem Fragen auf. 100 Milliarden | |
| davon sollen an die Länder fließen. „Aber nach welchem | |
| Verteilungsschlüssel? Wie kommt das Geld zu den Ländern? Dazu wird nichts | |
| gesagt“, so der Grünen-Politiker. | |
| Damit nicht genug, würden CDU/CSU und SPD zwar etliche Bereiche auflisten, | |
| in die die Milliarden investiert werden sollen: „Nur das Thema Klimaschutz | |
| wird komplett ignoriert. Das geht so nicht.“ | |
| ## Ringen um die Zweidrittelmehrheit | |
| Klar ist, dass das Bundesvorhaben längst nicht in trockenen Tüchern ist. | |
| Sowohl für die Sondervermögen als auch die Lockerungsübungen bei den | |
| Schulden der Länder [3][ist eine Grundgesetzänderung mit | |
| Zweidrittelmehrheit nötig]. Und die kriegen CDU/CSU und SPD weder im alten | |
| noch im neuen Bundestag ohne die Zustimmung anderer demokratischer | |
| Fraktionen zusammen. | |
| Die Schuldenbremsenapostel der nur noch wenige Resttage im Parlament | |
| verbleibenden FDP stellen sich erwartbar quer, auch die im Gegenzug | |
| demnächst weitaus stärkere Linke lehnt ab. Bleiben die Grünen. Nicht | |
| auszuschließen, dass deren Bundestagsfraktion dem Paket nach etwas Kritik | |
| am Ende aus „staatspolitischer Verantwortung“ zustimmt. | |
| „Ich hoffe, dass sie es nicht tun werden“, sagte André Schulze von den | |
| Berliner Grünen. Das ganze Vorhaben sei in der jetzt vorgelegten Form | |
| „nicht zustimmungsfähig“. | |
| 5 Mar 2025 | |
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| Rainer Rutz | |
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