# taz.de -- EU-Subventionen für Elektromobilität: Es braucht nachhaltige Batt… | |
> Europa fördert Werke für Elektromobilität, die Umweltstandards reißen. | |
> Das Know-how bleibt in Asien. ExpertInnen fordern eine neue | |
> Subventionssystematik. | |
Bild: Auch eine deutsch-chinesische Batteriekooperation: VW-Gotion in Salzgitter | |
Berlin taz | ACC in Rheinland-Pfalz, [1][Northvolt] in Schleswig-Holstein, | |
S-Volt im Saarland: All diese Batteriefabrikprojekte scheiterten zuletzt | |
oder wurden aufgeschoben. Dabei sind sich Fachleute einig, dass eine | |
Batterieproduktion in Europa fundamental ist, wenn die hiesige | |
Automobilindustrie überleben will. Allerdings werden in der EU bislang | |
Projekte gefördert, die Umweltstandards reißen und zudem dazu führen, dass | |
die Investoren aus China oder Südkorea die Technologie bei sich behalten. | |
Dies zeigt eine [2][Studie] der Nichtregierungsorganisation Transport & | |
Environment (T&E). | |
„Europa muss mehr sein als die verlängerte Werkbank der internationalen | |
Batteriegiganten“, sagt T&E-Geschäftsführer Sebastian Bock. Die | |
EU-Kommission müsse deshalb „sicherstellen, dass nicht nur Kapital, sondern | |
auch Wissen und Technologie in Europa bleiben.“ | |
Derzeit werden laut T&E 90 Prozent aller Batterien für [3][Elektroautos] | |
und Stromspeicher in der EU von Herstellern aus Asien gebaut. 40 Prozent | |
der bis 2030 in Europa geplanten Produktionsstätten gehören chinesischen | |
oder südkoreanischen Unternehmen. Diese Dominanz bleibe, wenn sich die | |
Ansiedlungspolitik in der EU nicht grundsätzlich ändert, so T&E. | |
So sei bei zwei EU-chinesischen Partnerschaften „kein langfristiger | |
Kompetenztransfer“ vereinbart worden, heißt es in der Untersuchung. Das | |
sind VW-Gotion in Göttingen und CATL-Stellantis im spanischen Saragossa. Im | |
Fall der Firma Gotion ist das besonders verwunderlich: Volkswagen hält seit | |
2020 über ein Viertel der Anteile des chinesischen Unternehmens. Know-how | |
werde aber kaum zwischen den Partnern ausgetauscht, so T&E. Volkswagen sehe | |
die Gotion-Beteiligung hauptsächlich als Mittel, um die Versorgung mit | |
modernen Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) zu sichern. | |
## Kein nachhaltiger Technologietransfer | |
Auch in Spanien ist kein nachhaltiger Technologietransfer geplant. Hier hat | |
das Joint Venture zwischen dem europäischen Autobauer Stellantis und dem | |
chinesischen Batterieriesen CATL dennoch knapp 300 Millionen Euro | |
staatliche Beihilfen zur Herstellung von LFP-Batterien erhalten. Die | |
Zusammenarbeit sei aber, so T&E, ausschließlich „auf die kurzfristige | |
Sicherung der Batterienachfrage ausgerichtet“. | |
Ein Fehler, findet Bock. Die Fördersystematik der EU müsse „vom Kopf auf | |
den Fuß gestellt werden“, um das zu ändern. Subventionen bekäme dann in | |
Europa nur noch, wer auch einen Technologietransfer zusichert. „Es geht um | |
eine Umkehrung dessen, was China vor 30 Jahren gemacht hat, um Unternehmen | |
ins Land zu holen“, betont Bock. Eine der Bedingungen, um in dem | |
kommunistischen Land investieren zu dürfen, war damals die Kooperation mit | |
staatlichen Firmen – um das Wissen der westlichen Konzerne im Land zu | |
halten. VW ging damals mehrere Joint Ventures in China ein. | |
Ein weiterer Punkt für Bock ist die Forderung, lokale Zulieferer an der | |
Produktion zu beteiligen, wie beim gigantischen US-Subventionsprogramm | |
Inflation Reduction Act (IRA). Diese „Local Content“-Regeln seien | |
„sinnvoll“, findet auch Kerstin Meyer, Fahrzeug-Expertin beim Thinktank | |
Agora Verkehrswende. | |
Und sagt: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur E-Mobilität in Europa.“ | |
Dazu gehört auch ihrer Ansicht nach eine Neuausrichtung der Strategie für | |
die Ansiedlung chinesischer Konzerne, die europäischen bei der | |
Batterietechnologie derzeit weit überlegen sind. Einig sind sich Bock und | |
Meyer auch dabei, dass die Subventionssystematik geändert werden muss: „In | |
den USA wird pro ausgestoßenem Produkt, in Europa pro Projekt gefördert, so | |
Bock. Das mache die Finanzierung viel schwerer. Nicht „bankable“, meint er. | |
## Besser Batterien aus Europa | |
Auch bei den Umwelt- und Sozialstandards in der Batterieproduktion dürfe es | |
keinen Wettlauf nach unten geben, betont Bock. Dies zeige ein weiterer | |
Aspekt der T&E-Untersuchung. So erhielten Batteriefabriken von CATL in | |
Ungarn und LG Energy Solution in Polen zwar staatliche Beihilfen in Höhe | |
von 900 Millionen Euro, die von der EU genehmigt wurden. Aber: Beide | |
Projekte verstoßen gegen die EU-Richtlinie über Industrieemissionen, da | |
sie Grenzwerte für NMP überschreiten. NMP ist ein Gift, das bei der | |
Kathodenherstellung zum Einsatz kommt. Im ungarischen Werk gibt es auch | |
Kritik an unzureichender Wasseraufbereitung und Energieversorgung. Über | |
miese Arbeitsbedingungen werden laut T&E aus beiden Werken berichtet. | |
„Es ist aus Umweltsicht wahrscheinlich besser, wenn eine Batterie in Europa | |
hergestellt wird, als anderswo“, sagt WWF-Rohstoff- und Batterieexpertin | |
Esther Laabs. Dafür sorgten der tendenziell grünere Strommix sowie eine | |
[4][relativ umfassende Gesetzgebung]. Die Regeln müssten aber auch | |
angewandt werden. | |
Es bestehe „die Gefahr, dass Europa zu einem Montagezentrum verkommt“, | |
warnt T&E-Geschäftsführer Bock. Er fordert daher eine „umfassende Strategie | |
für Batterie-Lieferketten“ von der EU-Kommission. Anfang März soll diese | |
als Teil des EU-Aktionsplans für den Automobilsektor vorgestellt werden. | |
18 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Auf-dem-Sanierungsweg/!6060977 | |
[2] https://www.transportenvironment.org/uploads/files/TE-Chinese-investment-st… | |
[3] /Nachfrage-nach-Pkw/!6028759 | |
[4] https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/mining/verantwortungsvolle-batte… | |
## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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