# taz.de -- Zahlen der Autolobby: Elektrofahrzeuge sollen in diesem Jahr boomen | |
> Derzeit sind nur 4 von 100 privat gekaufte Fahrzeuge elektrisch. Aber die | |
> EU-Grenzwerte zwingen die Branche zum Umsteuern. Sorge wegen Trump. | |
Bild: Laut der HUK Coburg entschieden sich in Deutschland Ende 2024 von 100 pri… | |
Berlin taz | Nach einem Einbruch beim Verkauf im Vorjahr sollen E-Autos in | |
diesem Jahr regelrecht boomen: Ein Plus von 75 Prozent auf 666.000 in | |
Deutschland abgesetzten rein batterieelektrischen Stromern erwartet der | |
Verband der Deutschen Autoindustrie (VDA). Auch bei der inländischen | |
Produktion werden Elektroautos laut VDA-Zahlen vom Dienstag immer | |
wichtiger. Der Verband erwartet hier für 2025 ein Plus von 24 Prozent. Dann | |
wären 1,7 Millionen der insgesamt 4,15 Millionen hierzulande gefertigten | |
Pkw elektrisch angetrieben. „Hintergrund sind die schärferen CO2-Vorgaben | |
in der EU“, erklärte der VDA. | |
2025 sinken die CO2-Emissionen, die alle neu verkauften Fahrzeuge eines | |
Autokonzerns ausstoßen dürfen, um 15 Prozent auf 94 Gramm je gefahrenen | |
Kilometer. [1][Sonst drohen happige Strafen.] Um diese zu vermeiden, senken | |
einige Hersteller die Preise, andere tun sich mit reinen Elektroproduzenten | |
zusammen – oder erweitern ihr E-Sortiment. [2][In Europa kommen in diesen | |
Monaten sieben neue vollelektrische Modelle unter 25.000 Euro auf den | |
Markt.] | |
Trotz der positiven Aussichten bei den Stromautos zeichnete VDA-Präsidentin | |
Hildegard Müller bei der Jahreskonferenz ihres Verbandes ein düsteres Bild | |
der Branche. 2025 müsse das Jahr eines „Mentalitätswandels und | |
Politikwechsels“ werden, „um den Standort international wieder | |
wettbewerbsfähig zu machen“. Energiekosten, Steuern, Bürokratie, | |
Überregulierung und schleppende Digitalisierung bedrohten den mit 770.000 | |
Jobs größten deutschen Industriesektor. Für das laufende Jahr rechnet der | |
VDA in Deutschland dennoch mit einem Plus von 1 Prozent auf 2,8 Millionen | |
Neuwagen. Damit liege der Absatz noch ein Viertel unter dem Niveau von | |
2019, sagte Müller. | |
Angesichts der vom neuen US-Präsidenten Donald Trump angedrohten, aber noch | |
nicht konkretisierten Einfuhrzölle für Autos aus der EU forderte sie | |
bessere Rahmenbedingungen in Europa. Für die deutschen Hersteller sind die | |
USA der wichtigste Exportmarkt mit insgesamt 1,39 Millionen verkauften | |
Fahrzeugen. Laut VDA wurden 2024 allein aus Deutschland rund 400.000 | |
Fahrzeuge in die USA exportiert, so viele wie in kein anderes Land. Aus | |
Mexiko kamen weitere in die USA ausgeführte 336.000 Autos. | |
## Nur 4 Prozent der verkauften Autos elektrisch | |
Auch wenn 2025 gut wird für die E-Mobilität: Das Regierungsziel, bis 2030 | |
15 Millionen Stromautos auf hiesigen Straßen fahren zu lassen, scheint | |
utopisch. Im vergangenen Jahr waren es gerade 1,6 Millionen vollelektrische | |
Fahrzeuge. Gleichzeitig brachen die Verkäufe auf dem Neuwagenmarkt ein. In | |
Deutschland, wo Ende 2023 die Förderung gestrichen wurde, gar um 27 | |
Prozent. Während 2024 insgesamt in der EU 0,8 Prozent mehr Neuwagen | |
zugelassen wurden, sank der Anteil von E-Autos von 14,6 Prozent im Jahr | |
2023 auf nunmehr 13,6 Prozent. Dies geht aus am Dienstag veröffentlichten | |
Daten des europäischen Herstellerverbandes Acea hervor. | |
Laut dem [3][Versicherer HUK Coburg] entschieden sich in Deutschland Ende | |
2024 von 100 privaten AutokäuferInnen lediglich 4 für ein reines | |
Elektroauto. Anfang 2023 waren es noch 7 Prozent gewesen. Von der Schweiz | |
aus schaltete sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) in die Diskussion ein: Er | |
freue sich, dass die EU-Kommission „meinen Vorschlag europaweit | |
harmonisierter Kaufprämien für E-Autos inzwischen aufgenommen hat“, sagte | |
er beim Weltwirtschaftsforum in Davos. | |
Das sieht Michael Müller-Görnert kritisch: „Es muss gefordert und gefördert | |
werden“, sagt der Verkehrsexperte des ökologisch orientierten Verkehrsclubs | |
Deutschland (VCD). Auch dass sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) | |
für eine gestaffelte Zahlung von Geldbußen bei gerissenen Flottengrenzwerte | |
ausgesprochen hatte, findet nicht seinen Beifall: „Wir wollen kein | |
Aufweichen der EU-Regeln.“ Es sei nämlich nicht ausgemacht, ob die Konzerne | |
die verschärften CO2-Grenzwerte tatsächlich nicht schaffen würden. | |
Wichtig seien klare Ansagen an die Industrie: „Es muss Schluss sein mit der | |
Kakophonie der Stimmen bei der Aufweichung der Grenzwerte“, ärgert sich | |
Müller-Görnert. Dies gelte auch für das für 2035 geplante Aus für den | |
Verkauf von Verbrennerautos. [4][Vielerorts verkauften sich E-Autos besser | |
als in Deutschland,] in Norwegen liege die Quote inzwischen bei 90 Prozent. | |
21 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Konzerne-beugen-sich-EU-Klimaregeln/!6060978 | |
[2] https://www.transportenvironment.org/te-deutschland/articles/co2-flottenzie… | |
[3] https://www.handelsblatt.com/mobilitaet/elektromobilitaet/huk-umfrage-umsti… | |
[4] /!6046594&s=flottengrenzwert&SuchRahmen=Print/ | |
## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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