# taz.de -- Scholz-Besuch in Paris: Hauptsache, Stärke zeigen | |
> Vereint wegen Trump: Kanzler Scholz besucht Präsident Macron. Man | |
> bemüht sich um die Botschaft, dass sich die EU nicht spalten lässt. | |
Bild: Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am M… | |
Paris taz | Das Treffen von Olaf Scholz und Emmanuel Macron ist | |
hochsymbolisch aufgeladen. Am Tag genau vor 62 Jahren wurde hier in Paris | |
der Élysée-Vertrag unterzeichnet. Seit zwei Tagen ist in den USA Trump im | |
Präsidentenamt. Beides sind Anlässe, zu zeigen, dass das | |
deutsch-französische Verhältnis besser ist sein Ruf. Der hat gelitten, weil | |
Scholz und Macron nicht immer ernst genommen haben, was 1963 beschlossen | |
worden war – dass man sich bei allen wichtigen Themen abstimmt. Scholz etwa | |
fand Macrons Schwenk beim Ukraine-Kurs – vom Putin-Versteher zu Falken – | |
irritierend. | |
Aber diese Vergangenheit soll nicht mehr viel zählen. Das „internationale | |
Umfeld“ werde „immer brutaler und enthemmter“, sagt Macron. Scholz | |
assistiert mit der nüchternen Bemerkung, dass Trump „eine Herausforderung“ | |
sei. Der [1][US-Präsident hat Europa schon mit Strafzöllen gedroht,] falls | |
die EU nicht mehr Öl und Gas aus den USA kaufen. In Berlin hält man das für | |
eine übersichtliche Drohung. Fast das ganze LNG-Gas, das Deutschland | |
bezieht, kommt bereits aus den USA. | |
Ausgespart wird bei den Statements der beiden das Thema [2][Mercosur, das | |
geplante Handelsabkommen der EU mit Lateinamerika]. Das will Berlin, gerade | |
weil Trump mit Zöllen droht. In Frankreich sieht man Mercosur hingegen | |
skeptisch, weil man wirtschaftliche Nachteile für die eigenen Landwirte | |
befürchtet. | |
## „Wir werden uns nicht verstecken“ | |
In der grundsätzlichen Einschätzung der neuen Weltlage klingen Scholz und | |
Macron ähnlich, aber nicht gleich. Macron betont, „das deutsch-französische | |
Tandem“ müsse gerade jetzt funktionieren. Es gelte „eigene Interessen zu | |
verteidigen und das transatlantische Verhältnis zu pflegen“. Scholz, sonst | |
eher ein Freund zurückhaltender Rhetorik, formuliert das ähnlich, aber | |
deutlicher als Ansage in Richtung Washington: Die EU sei stark. „Wir werden | |
uns nicht verstecken. Auf dieser Basis werden wir mit den USA und dem neuen | |
amerikanischen Präsidenten gut zusammenarbeiten.“ Der Kanzler kündigt zudem | |
vage an, dass man über die vereinbarten gemeinsamem deutsch-französischen | |
Militär-Projekte – Kampfjet und Panzer – hinaus zusammenarbeiten werde. | |
„Wir können da mehr machen“, so Scholz. | |
Der Kanzler nutzt die Gelegenheit noch, um drei Forderungen an Brüssel zu | |
adressieren. Es dürfe keine Strafzahlungen wegen Umweltauflagen für | |
Autokonzerne geben, die E-Autos entwickeln. Zudem fordert er einen | |
EU-Stahlgipfel, weil die Branche strategisch bedeutsam sei. Und die EU | |
müsse die Nachhaltigkeitspflicht, die zu bürokratisch für viele Unternehmen | |
sei, für zwei Jahre aussetzen. | |
Routine also, trotz Trump. Macron und Scholz senden die bekannte Botschaft, | |
dass Trumps Idee, die EU zu spalten, nicht funktionieren wird. Immerhin hat | |
Trump mit Meloni und Orbán zwei Brückenköpfe in der EU. Konkrete Vorschläge | |
wie das gelingen soll, machen Macron und Scholz nicht. Es wäre bei zweien | |
im Abendlicht ihrer politischen Karriere vielleicht zu viel verlangt. | |
22 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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