# taz.de -- Entschluss zu NS-Raubkunst: Skandal im Kleingedruckten | |
> Die Restitution von NS-Raubkunst in strittigen Fällen wird neu geregelt. | |
> Jetzt werden nur Objekte zurückgegeben, die in öffentlichem Besitz sind. | |
Bild: Gilt als von den Nationalsozialisten geraubtes Kunstwerk: Bronzebüste Fe… | |
Die Bestohlenen sind schon lange gestorben. Die Diebe sind ebenfalls tot. | |
Im 80. Jahr nach der Befreiung vom Nationalsozialismus müssen die | |
[1][Nachkommen der Opfer immer noch auf die Rückerstattung ihres Eigentums | |
warten]. Das betrifft insbesondere Kunstgegenstände, aber auch Bücher. | |
Dabei wird es auch bleiben, denn die Neuregelung bei strittigen Fällen der | |
Restitution betrifft nur solche Objekte, die sich im öffentlichen Besitz | |
befinden. Was privat geklaut worden ist, gilt inzwischen als „ersessen“, | |
egal ob [2][Picasso oder Perlmuttbrosche.] Da besteht keinerlei Anspruch | |
auf Rückgabe. Ein wirkliches Restitutionsgesetz ist nicht in Sicht. | |
Doch auch das nun [3][einzurichtende Schiedsgericht für Kunstwerke in | |
Besitz öffentlicher Einrichtungen] leidet an Geburtsfehlern. Das | |
Versprechen, dass endlich Nachfahren auch gegen den Willen der jetzigen | |
Eigentümer eine Prüfung der Besitzansprüche durchsetzen können, steht auf | |
wackligen Beinen. Eine entsprechende Zustimmung all der kommunalen Museen | |
dazu liegt nämlich nicht vor. Man kann nur hoffen, dass sich diese einer | |
Regelung nicht verweigern. Ob das künftig auch für AfD-Bürgermeister | |
garantiert werden kann? | |
Verborgen im Kleingedruckten der Schiedsgerichts-Regeln verbergen sich | |
weitere Ungereimtheiten. Wenn ein ins Exil vertriebener Jude in seiner | |
Existenznot ein Kunstwerk verkauft hat, wird ein Fall von NS-Raubkunst | |
„nicht vermutet“, heißt es da. Da liegt der Schluss nahe, der er und seine | |
Nachkommen leer ausgehen sollen. | |
Die Neuregelung zur Restitution ist ein Kompromiss zwischen Bund und | |
Ländern. Dieser Kompromiss ist faul. Es entsteht der Eindruck, dass sich | |
hier einige Länder so weit durchgesetzt haben, dass sie nun fröhlich einer | |
Überprüfung auf NS-Raubkunst durch das Schiedsgericht zustimmen können, die | |
sie zuvor strikt verweigert haben. Das nährt den Verdacht, dass die | |
Hoffnung besteht, das neue Gremium werde weniger zugunsten der Opfer | |
urteilen. Käme es so, wäre genau das Gegenteil dessen erreicht worden, was | |
Not tut. | |
9 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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