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# taz.de -- Feuer in Brasilien: Das Pantanal brennt wieder
> Auch unter Präsident Lula brennt es in dem brasilianischen Naturreservat.
> Kann er die Brandrodungen der Großgrundbesitzer stoppen?
Bild: Feuerwehrleute versuchen, die Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten zu re…
Berlin taz | Die Feuer kamen in diesem Jahr früher als erwartet, und an
vielen Stellen sind sie nicht natürlich entstanden. „Die Brände sind auf
menschliches Handeln zurückzuführen“, sagte Brasiliens Umweltministerin
Marina Silva diese Woche vor Journalist*innen.
Aktuell untersuche die Bundespolizei die Ursache von mindestens 18
Brandherden im Pantanal. In dem [1][größten Binnenland-Feuchtgebiet der
Erde] wüten die schwersten Feuer seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr
1999. Viele sollen sich von Privatgrundstücken aus verbreitet haben.
Das [2][brasilianische Weltrauminstitut Inpe] registrierte in den ersten
sechs Monaten dieses Jahres bereits deutlich über 3.500 Feuer. Im Vergleich
dazu wurden im gleichen Zeitraum 2020, das bislang als das Jahr mit den
schlimmsten Bränden galt, lediglich 2.534 Feuer aufgezeichnet. Damals war
ein Drittel des Pantanals zerstört worden.
Das Pantanal ist eines der größten Sumpfgebiete der Welt und steht bis zu
sechs Monate im Jahr völlig unter Wasser. Es liegt zum größten Teil im
Südwesten von Brasilien, der Rest befindet sich in Bolivien und Paraguay.
Die Unesco hat das Gebiet [3][zum Welterbe] erklärt. Das Naturreservat
zählt zu den artenreichsten Gebieten des Planeten und ist die Heimat von
seltenen Spezies wie Jaguaren, Tapiren und exotischen Vögeln. Außerdem
leben hier viele indigene Gemeinden.
Allein im vergangenen Monat wurden hier mehr als 2.000 Brände gemeldet.
Normalerweise beginnt die Brandsaison erst Ende Juli oder Anfang August
während der trockensten Zeit des Winters. Allerdings ist Brasilien in
diesem Jahr von einer schweren Dürre betroffen.
Neben den Auswirkungen der Klimakatastrophe ist dafür auch El Niño
verantwortlich. Durch das natürliche Klimaphänomen, das durch die
Erderhitzung verstärkt wird, ändern sich die Meeresströme. Teile des
östlichen Pazifiks werden wärmer, westliche Teile kühler.
## Neue Dürrerekorde
In manchen Regionen führt der El Niño zu Starkregen. Zuletzt im Süden
Brasiliens, wo [4][Überschwemmungen viele Teile des Bundesstaates Santa
Catarina unter Wasser setzten]. In anderen Regionen kommt es zu Hitzewellen
und Dürren. Anfang des Jahres [5][brannte es im Amazonas-Gebiet so viel wie
nie] zuvor. Immer neue Rekorde wurden vermeldet und die Bundesregierung
musste den Notstand für etliche Gemeinden ausrufen.
Pantanal gehört zu den trockeneren Regionen. Es erlebt derzeit die
schlimmste Dürre seit 70 Jahren. Etwa 700.000 Hektar Land sind bereits
verbrannt – fast fünf Prozent des gesamten Gebiets. Da es zuletzt kaum
regnete, ist auszuschließen, dass die Brände durch Blitzeinschläge
ausgelöst wurden.
„Es gibt zwei Arten von Bränden: Die einen werden von den Indigenen gelegt,
um das Land zwischen den Ernten zu roden. Aber das macht nur einen sehr
kleinen Anteil aus“, sagt der Geologe Pedro Luiz Cortês der taz. Die
meisten Brände würden von Großgrundbesitzern gelegt, um sich öffentliches
Land anzueignen. Cortês ist Professor an der Universität von São Paulo und
forscht über Waldbrände.
## Bolsonaros Erbe
Als [6][das Pantanal 2020 in Flammen stand], regierte noch der
rechtsradikale Präsident Jair Bolsonaro. Dieser leugnete die
Umweltzerstörung und ließ Kontrollbehörden zerschlagen. Von staatlicher
Seite gab es kaum Unterstützung, die Brände einzudämmen. Oftmals waren
Indigene und Umweltschützer*innen auf sich alleine gestellt.
Mit Luiz Inácio „Lula“ da Silva regiert mittlerweile ein Mann, der sich den
Umweltschutz zumindest auf die Fahnen schreibt. Unter seiner Regierung
gelang es tatsächlich, die Abholzung in Amazonien um 60 Prozent zu
reduzieren. Allerdings mache die Regierung nicht genug, um der Zerstörung
Einhalt zu gebieten, kritisieren Aktivist*innen. Sie unterstütze weiter
umstrittene Projekte wie Ölbohrungen im Regenwald.
Außerdem setzt das einflussreiche Agrobusiness die Regierung massiv unter
Druck. [7][Seine Vertreter*innen sitzen in allen Parlamenten.] Wälder
werden niedergebrannt, um Platz für Viehweiden und Plantagen zu machen:
Fleisch und Soja sind Brasiliens Exportschlager.
## Regierung ergreift Maßnahmen
Die Regierung hat im Pantanal nun eine umfassende Brandbekämpfungsoffensive
gestartet, bei der die brasilianische Luftwaffe eine zentrale Rolle spielt.
Zusätzlich sind auch die Marine, Bodentruppen und Feuerwehrkräfte
mobilisiert worden, um die Flammen einzudämmen. Eine Sondereinheit mit
Mitarbeiter*innen verschiedener Ministerin wurde gebildet, Ministerin
Silva reiste in die Region.
Auch an Geld werde es nicht mangeln, erklärte Planungsministerin Simone
Tebet, warnte aber zugleich: „Kein Budget wird ausreichen, wenn wir nicht
eine Kampagne zur Sensibilisierung und Rechenschaftspflicht für
Brandstiftung im Pantanal und in allen brasilianischen Ökosystemen
durchführen.“
11 Jul 2024
## LINKS
[1] /Neue-Studie-der-Welt-Wetterorganisation/!5794622
[2] /Bedrohter-Regenwald-in-Brasilien/!5939443
[3] https://whc.unesco.org/en/list/999
[4] /Klimakatastrophe-in-Brasilien/!6012394
[5] /Waldbraende-in-Brasilien/!6007743
[6] /Extreme-Trockenheit-in-Brasilien/!5713407
[7] /Pflanzengift-in-Brasilien/!5979942
## AUTOREN
Niklas Franzen
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