Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach Angriff auf Rechtsextremen: Polizei fährt groß auf in Leipzig
> Erneut durchsucht die Polizei in Leipzig mehrere Linke. Zuvor gab es
> einen Angriff auf einen Rechtsextremen. Der Grüne Kasek kritisiert den
> Einsatz.
Bild: Eifrig unterwegs: Die Polizei steht vor einem Haus in Leipzig Connewitz, …
Berlin taz | Die Polizei rückte am frühen Mittwochmorgen in Leipzig groß
aus. In mehreren Stadtteilen durchsuchte sie insgesamt neun Personen, die
dem linken Spektrum zugerechnet werden. Ihnen wird vorgeworfen, am 6.
November vergangenen Jahres den Leipziger Rechtsextremen Dominik G. im
Leipziger Hauptbahnhof angegriffen zu haben. Dieser soll von Vermummten
attackiert worden sein, nachdem er mit einem Zug von einem Pegida-Aufzug in
Dresden zurückkehrte.
Die Razzien wurden von der „Soko Linx“ des Landeskriminalamts initiiert,
die zuletzt auch gegen die Gruppe um die [1][Leipzigerin Lina E.]
ermittelte. Die Studentin wurde im Mai 2023 vor dem Oberlandesgericht
Dresden mit drei Mitbeschuldigten [2][zu mehrjährigen Haftstrafen
verurteilt]. Die Gruppe soll zuvor mehrere schwere Angriffe auf
Rechtsextreme in Sachsen und Thüringen verübt haben. Die Ermittlungen
übernahm am Ende die Bundesanwaltschaft. Diese will demnächst weitere Linke
anklagen, die der Gruppe zugerechnet werden.
Die jetzt Durchsuchten – 20 bis 53 Jahre alt – sollen laut LKA Sachsen
gemeinsam den Angriff am 6. November im Leipziger Hauptbahnhof verübt
haben. Zwei Frauen hätten Dominik G., der bei der rechtsextremen Partei
„Freie Sachsen“ aktiv ist, zuvor in einem Zug ausgespäht, so der Vorwurf.
Die Verletzungen des 22-Jährigen wurden ambulant behandelt. Die Behörden
werfen den neun Durchsuchten eine gemeinschaftlich begangene gefährliche
Körperverletzung vor.
Jonas V., einer der Durchsuchten, weist die Vorwürfe zurück. Eine
Ausspähung habe es nicht gegeben, erzählt der Klimaaktivist der taz.
Vielmehr habe es ein zufälliges Aufeinandertreffen der zwei Frauen in dem
Zug mit dem Rechtsextremen gegeben. Aus Angst um ihre Sicherheit hätten
diese Bekannte angerufen und gebeten, sie vom Bahnhof abzuholen. Im Bahnhof
sei man dann erneut auf Dominik G. getroffen, wobei es zu einem Handgemenge
zwischen diesem und einer Person aus der Gruppe gekommen sei. Der Rest der
Gruppe sei aber unbeteiligt aus der Bahnhofshalle spaziert, so Jonas V.
„Das werden auch die Überwachungsvideos im Bahnhof zeigen.“
Die Ermittler werfen drei der Beschuldigten aber auch vor, am 30. November
2023 in einer Tiefgarage eines Connewitzer Neubauprojekts versucht zu
haben, einen Schaltkasten in Brand zu setzen, wodurch ein Schaden von 1.000
Euro entstanden sei. Ein Beschuldigter soll zudem bei den [3][„Tag
X“-Demonstrationen am 3. Juni 2023], nach dem Urteil gegen Lina E., einen
Polizisten angegriffen haben.
Wie der Leipziger Grünenpolitiker Jürgen Kasek der taz bestätigte, wurde
auch ein Raum in der Kanzlei durchsucht, in der er früher als Anwalt tätig
war. Ein Beschuldigter soll diesen zuvor mitgenutzt haben. Kasek
kritisierte den Polizeieinsatz als überzogen und „maximal invasiv“. „Das
steht in keinerlei Relation zu dem Vorfall, der damals passiert sein soll.“
Auch Anwältin Christiane Götschel, die eine der Beschuldigten vertritt,
bestätigt den Einsatz in der Kanzlei und spricht von einem überzogenen
Polizeieinsatz. In der Kanzlei seien auch Datenträger mitgenommen worden,
die erkennbar nichts mit den Vorwürfen zu tun hätten. „Offenbar ging es nur
darum, das angekündigte, härtere Vorgehen gegen Linksextremismus in die Tat
umzusetzen und gegen ein konstruiertes Netzwerk vorzugehen.“
## Kürzlich Messerangriff in Berlin
In den vergangenen Jahren waren Sicherheitsbehörden immer wieder mit
Durchsuchungen und Festnahmen gegen die linke Szene in Leipzig vorgegangen
– vor allem gegen Personen aus dem Umfeld von Lina E. Aktuell sucht die
Soko auch weiterhin [4][neun Autonome, die Rechtsextreme beim „Tag der
Ehre“ in Budapest, einem europäischen Großaufmarsch, angegriffen haben
sollen]. Auch darunter sind Leipziger, etwa Johann G., der frühere
Lebensgefährte von Lina E. Eine gesuchte Person wurde im Dezember in Berlin
festgenommen. In ihrem Fall will das Berliner Kammergericht demnächst über
eine Auslieferung nach Ungarn entscheiden.
Bisher keinen Leipzig-Bezug hat – anders als medial berichtet – ein
Messerangriff, den Linke vor wenigen Tagen [5][auf einen Rechtsextremen der
Kleinpartei „III. Weg“ im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg verübten]. Der
23-jährige Leander S. wurde dabei verletzt, auch zwei der Angreifer
erlitten Stichverletzungen und mussten ebenso stationär behandelt werden,
ein dritter konnte laut Polizei fliehen. Ein Bericht, wonach einer der
gefassten Angreifer aus Leipzig sein oder der Gruppe um Lina E. angehören
soll, ist nach taz-Informationen nicht zutreffend.
Der „III. Weg“, der zuletzt in Berlin deutlich aktiver aufgetreten war,
sprach von einem „Überfall aus dem Hinterhalt“ und drohte: „Die Reaktion…
darauf werden die Entsprechenden sein.“ Sicherheitsbehörden befürchten,
dass es zu Racheaktionen der Rechtsextremen kommen könnte.
Aktualisiert um 19.30 Uhr
24 Apr 2024
## LINKS
[1] /Prozess-gegen-Lina-E/!5934474
[2] /Urteile-im-Linksextremismus-Prozess/!5934710
[3] /Soli-Demo-fuer-Lina-E/!5935934
[4] /Fahndung-gegen-Linksaussen/!5985352
[5] /Rechtsextreme-Vorfaelle-in-Berlin/!6003290
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Linksextremismus
Leipzig
Schwerpunkt Antifa
Autonome
Sachsen
Polizei Sachsen
Polizei
GNS
Leipzig
Schwerpunkt Antifa
Schwerpunkt Antifa
Budapest
Budapest
Budapest
Schwerpunkt Antifa
Autonome Szene
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kulturarbeiterin über Yuca-Kollektiv: „Politik wird im Kleinen gemacht“
Migrantische Initiativen sind in Ostdeutschland wenig sichtbar. Dabei darf
der öffentliche Raum nicht den Rechten überlassen werden.
Haftbefehl nach Brandsatzwurf aufgehoben: Doch kein dringender Tatverdacht
Nach dem „Tag X“-Protest in Leipzig wurde ein 25-Jähriger wegen
Brandsatzwürfen und versuchten Mord angeklagt. Nun hebt ein Gericht den
Haftbefehl auf.
Brandsatzwurf auf „Tag X“-Demo: Vorwurf versuchter Mord
2023 protestierten Hunderte in Leipzig wegen der Verurteilung der
Antifa-Gruppe um Lina E., Brandsätze flogen. Nun wurde Anklage erhoben.
Gesuchte Linksautonome über Verfolgung: „Die Strategie wird nicht aufgehen“
2023 sollen Autonome bei einem Nazi-Marsch in Ungarn rechte Teilnehmer
attackiert haben. Warum sie sich nicht stellen, sagt eine von ihnen im
Gespräch.
Nach Angriffen in Budapest: Autonome in Nürnberg festgenommen
Ungarische und deutsche Behörden suchen seit Monaten nach Autonomen – nun
nahmen sie eine 29-Jährige fest. Die linke Szene reagiert mit Demo.
Nach Angriffen auf Rechte in Budapest: Haftbefehl verhängt
2023 hatten Vermummte Teilnehmer einer rechtsextremen Demo teils schwer
verletzt. Nun hat der Bundesgerichtshof einen Haftbefehl verhängt.
Fahndung nach deutschen Autonomen: Gesuchte Linke wollen sich stellen
Seit einem Jahr werden neun Autonome gesucht, die in Budapest Neonazis
verprügelt haben sollen. Nun wollen sich einige stellen – unter
Bedingungen.
Fahndung gegen Linksaußen: Antifa auf der Flucht
Vor einem Jahr griffen Autonome in Budapest Rechte an, die Behörden
starteten eine Großfahndung. Montag beginnt der erste Prozess.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.