| # taz.de -- Berliner Doppelhaushalt: „Das ist eine Kriegserklärung“ | |
| > Berlins Bezirke laufen noch einmal Sturm gegen die Neuregelungen zu den | |
| > Einsparvorgaben im Haushalt. Die schwarz-rote Koalition ficht das nicht | |
| > an. | |
| Bild: Neckische Säckchen: Jüngst hatten CDU und SPD den Haushalt nochmal um 8… | |
| Berlin taz | Für SPD-Fraktionschef Raed Saleh ist die Sache klar: Das | |
| Haushaltsgesetz 2024/25 sei „auch eine Liebeserklärung an das soziale | |
| Berlin“. Das zeige sich schon daran, dass Schwarz-Rot die Mittel im | |
| sozialen Bereich massiv aufgestockt habe. Saleh sagt: „Diese Koalition | |
| liefert.“ Stimmt, sagen Kritiker:innen, allerdings liefert sie das Falsche. | |
| Kurz vor der Verabschiedung des Doppelhaushalts haben die Bezirke nun noch | |
| einmal ein Feuerwerk der Kritik gezündet. In einem gemeinsamen Schreiben an | |
| das Abgeordnetenhaus warnen alle 12 Bezirksbürgermeister:innen vor | |
| einem „Kahlschlag der sozialen Infrastruktur“, sollte der Haushalt wie | |
| geplant durchkommen. | |
| Die Bezirke laufen insbesondere Sturm gegen eine von CDU und SPD | |
| [1][nachträglich durchgedrückte Neuregelung]: Ungenutzte Personalmittel in | |
| den Verwaltungen sollen nicht mehr dazu beitragen, die im Haushalt mit | |
| eingepreisten generellen Einsparvorgaben zu erfüllen. Bislang war das gang | |
| und gäbe. Damit wird nun Schluss sein. | |
| Das geht so nicht, heißt es in dem Schreiben aus den 12 Bezirksämtern. Die | |
| Spielräume bei den nicht zweckgebundenen Ausgaben seien schlicht zu gering. | |
| „Zwangsläufig“ werde man daher „bei der [2][sozialen Infrastruktur] spar… | |
| müssen – bei Angeboten zur Bekämpfung von Suchterkrankungen etwa oder | |
| Jugend- und Seniorenclubs. | |
| ## Letztes Mittel Haushaltssperre | |
| „Es wird uns jetzt nicht mehr gelingen, die Einsparvorgaben zu erfüllen, | |
| ohne Einrichtungen zu schließen“, sagt Mittes Bürgermeisterin Stefanie | |
| Remlinger (Grüne) zur taz. In Mitte müssten 13 Millionen Euro eingespart | |
| werden. Zur Einordnung: Mit 11 Millionen Euro betreibt der Bezirk fast 60 | |
| Jugendeinrichtungen. Remlinger ist fassungslos: „Die schwarz-rote Koalition | |
| zeigt, dass sie Berlin überhaupt nicht versteht. Das ist keine | |
| Liebeserklärung, sondern eine Kriegserklärung an das soziale Berlin.“ | |
| Angesichts der Tabula-rasa-Regelung zu den Personalmitteln hat sich | |
| Remlinger am Mittwoch zu einem drastischen Schritt entschlossen: Die | |
| bereits seit Juni in Mitte laufende, aber eigentlich nur temporär gedachte | |
| [3][Haushaltssperre] wird ins Jahr 2024 verlängert. Mitte folgt damit dem | |
| Bezirk Neukölln, der bereits am Dienstag eine Haushaltssperre für das | |
| kommende Jahr verkündet hatte. | |
| SPD-Fraktionschef Raed Saleh ficht das nicht an. Wie der Senat müssten auch | |
| die Bezirke ihren Beitrag leisten zu den bis zu 4 Milliarden Euro, die | |
| Berlin insgesamt in den nächsten beiden Haushaltsjahren einsparen muss. Und | |
| prozentual mute Schwarz-Rot den Bezirken dabei weitaus weniger zu als den | |
| jeweiligen Senatsverwaltungen. Und überhaupt: „Die Bezirke verfügen | |
| allesamt über sehr große Rücklagen.“ | |
| Wie Saleh darauf kommt, sei ihr ein Rätsel, sagt Grünen-Bezirkspolitikerin | |
| Stefanie Remlinger: „Unsere sogenannte Ergebnisrücklage von 2022 ist | |
| bereits vollumfänglich aufgelöst für den Doppelhaushalt.“ Anders | |
| ausgedrückt: In Mitte ist das Geld schon weg. | |
| 13 Dec 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Rainer Rutz | |
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