| # taz.de -- LNG-Boom in den USA: Ein schmutziges Geschäft | |
| > Die Flüssiggas-Industrie bringt Arbeitsplätze nach Louisiana – und | |
| > zerstört Umwelt und Gesundheit der Menschen. Auch deutsche Firmen sind | |
| > beteiligt. | |
| Travis Dardar ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der bekannteste | |
| Krabbenfischer von Louisiana. An einem sonnigen Nachmittag navigiert der | |
| bullige Mann mit den freundlichen Augen sein Boot auf dem Calcasieu-Kanal, | |
| der ihn zu seinen Fanggründen am Golf von Mexiko bringt. Auch im November | |
| ist es noch heiß in dieser subtropischen Küstenregion, noch wärmer ist es | |
| in der Kabine, in der er am Steuer sitzt. Dardar trägt passend zur Hitze | |
| ein altes Unterhemd, auf dem Kopf eine Baseball-Kappe in Tarnfleck. | |
| „Was kann man daran nicht lieben?“, fragt er und nickt auf die sattgrüne | |
| Sumpflandschaft, die sich auf beiden Seiten des Kanals erstreckt. Im | |
| Bugwasser rasen Delphine vorbei, immer wieder kreuzen Pelikane im eleganten | |
| Steigflug vor dem Boot. | |
| Dardar verdankt seine Bekanntheit weniger den Inhalten seiner Fangnetze als | |
| seinem Widerstand gegen die beige-grauen Industriebauten, die sich auf | |
| beiden Seiten des Kanals über dem Schilf erheben. Die Küste Louisianas ist | |
| ein Epizentrum der Liquified Natural Gas Industrie, kurz LNG. Entlang von | |
| Dardars Fanggründen werden Gastanks, Verladestationen und neue Docks aus | |
| den Sümpfen gestampft, um amerikanisches Erdgas in die ganze Welt zu | |
| verschiffen. Das Gas, das in den Werken von Cameron verflüssigt und | |
| verladen wird, soll auch in deutsche Netze gespeist werden. | |
| „Sie interessieren sich einen Scheiß für dich und deine Familie“, sagt | |
| Dardar über die Betreiber und Investoren der Terminals. Dardars Kampf gegen | |
| LNG begann, als eine knappe Meile vor seinem Haus ein Werk errichtet wurde. | |
| Nach einem langen Streit um einen fairen Preis ließ sich Dardar | |
| schlussendlich von den Betreibergesellschaft Venture Global herauskaufen | |
| und verließ das Grundstück, auf dem er und seine Familie ihr Zuhause | |
| hatten. | |
| Nun ist der Fischer durch die LNG-Industrie auch existenziell bedroht, denn | |
| der Calcasieu-Kanal wird immer wieder erweitert, wodurch die Shrimps keinen | |
| Halt mehr im Flussbett finden. Die Bugwellen der gigantischen Tankschiffe | |
| bringen Dardar in seinem kleinen Fischkutter immer wieder fast zum Kentern. | |
| Er wendet sich kurz vom Radar in seiner Kabine ab zum Beiboot hin, das | |
| steuerbord vertaut ist. „Guckt euch mein kleines Boot an, das haben sie | |
| richtig kaputtgehauen.“ Die Bugwelle eines Tankers hat das Austernboot | |
| gegen das Dock geschlagen. Für die kostspielige Reparatur gab es keine | |
| Entschädigung. | |
| ## Die „Stimme der Betroffenen“ | |
| Als Stimme der Betroffenen ist Dardar mittlerweile bekannt. An diesem | |
| sonnigen Nachmittag ist er von einer Traube deutscher Journalisten umringt, | |
| auf seiner Pritsche liegt eine Greenpeace-Mütze, das Geschenk einer | |
| Delegation, die am gleichen Tag zu Besuch war. Um eine öffentliche Sitzung | |
| der für den LNG-Ausbau zuständigen Behörde in Washington, D.C. zu besuchen, | |
| stieg Dardar das erste Mal in seinem Leben in ein Flugzeug. | |
| Die Verdrängung von Travis Dardar durch das LNG-Werk hat auch zur Folge, | |
| dass er mittlerweile drei Stunden fahren muss, bevor er seine Fanggründe | |
| erreicht. „Früher hatte ich 20 Minuten nach dem Ablegen schon die Netze im | |
| Wasser“, sagt er. In seiner kleinen Kabine hat er eine Pritsche und einen | |
| Kühlschrank eingebaut, auf dem Campingkocher steht noch eine Pfanne mit | |
| Essen. „Alles wie zu Hause“, sagt er. Wegen der langen Fahrt lebt er nun | |
| während der Austernsaison vorwiegend auf dem Boot. „Ich fahre nach Hause, | |
| wann immer ich kann, oder meine Familie besucht mich eben hier unten.“ | |
| Drei verschiedene Terminals sind in Cameron bereits in Betrieb, bis zu | |
| einem Dutzend weiterer sind in Planung. Sollte der Ausbau nicht gestoppt | |
| werden, sieht Travis Dardar für diesen Landstrich nur wenig Zukunft. Neben | |
| den Beeinträchtigungen für die Fischerei sind Anwohner:innen in der | |
| Region rund um Cameron [1][immer höheren Emissionen durch die vielen Werke] | |
| ausgesetzt. Diese setzen Formaldehyd, Benzol und andere krebserregende | |
| Stoffe frei. | |
| Venture Global, der Betreiber des Terminals am Calcasieu-Kanal, hat in | |
| knapp 18 Monaten über 150 Mal gegen die gesetzlichen Emissionswerte | |
| verstoßen. Über sogenannte „Flares“, zu deutsch: Fackeln, brennen die | |
| Verflüssigungsanlagen ungebrauchtes Material durch hohe Stichflammen | |
| sichtbar ab. Anwohner:innen in unmittelbarer Umgebung der Anlagen | |
| klagen über Atemwegsbeschwerden, auch Travis Dardars Ehefrau leidet unter | |
| einer chronischen Lungenerkrankung. | |
| Dardar ist Stammesmitglied der Isle de Jean Charles | |
| Biloxi-Chitimacha-Choctaw, einer indigenen Gruppe, die sich im 18. | |
| Jahrhundert auf eine unzugängliche Insel vor der Küste zurückzog, um weißen | |
| Siedlern und der Gewalt der US-Regierung zu entkommen. Die Isle de Jean | |
| Charles, die der Gruppe ihren Namen gab, existiert heute nur noch in | |
| schemenhafter Form. Rund 80 Prozent der Landmasse hat die Insel an das | |
| stetig steigende Meer verloren. Die für den Deichbau zuständige Behörde hat | |
| vor ein paar Jahren aufgegeben, sie durch neue Schutzwälle vor dem Wasser | |
| zu schützen. Mit der Isle de Jean Charles ist eine Stammeskultur verloren | |
| gegangen; die Bewohner:innen zählen zu den ersten Menschen in den USA, | |
| die wegen den Folgen des Klimawandels umgesiedelt werden mussten. | |
| ## LNG bringt Jobs, nimmt aber Boden | |
| Der Bundesstaat Louisiana steht mit dem Ausbau der LNG-Industrie vor einem | |
| Dilemma. Zum einen sind die Folgen der fossilen Energiewirtschaft hier | |
| besonders spürbar: Alle 100 Minuten verliert der Bundesstaat eine Landmasse | |
| von der Größe eines Footballfeldes, rund 5.300 Quadratmeter verschwinden im | |
| ständig steigenden Meer. Die LNG-Industrie ist nicht allein dafür | |
| verantwortlich, doch sie trägt dazu bei. Parallel ist Louisiana der | |
| zweitärmste Bundesstaat der USA, die gut bezahlten Jobs in der Gasindustrie | |
| können einer mehrköpfigen Familie einen gewissen Wohlstand in der | |
| US-amerikanischen Mittelstand sichern. | |
| Die meisten LNG-Befürworter leben allerdings auch nicht dort, wo die Werke | |
| stehen. 80 Kilometer nördlich von Cameron liegt Lake Charles, eine | |
| Kleinstadt von rund 81.000 Menschen im Inland Louisianas. Vom Ausbau an der | |
| Küste profitierten hier viele, sagt Danielle Bland. Vor einem kleinen Café | |
| erzählt die hochgewachsene Frau um die 50, dass sie schon ihr ganzes Leben | |
| in Lake Charles lebe. „Ich finde das großartig,“ sagt sie über den | |
| LNG-Boom, der auch in ihrem Umfeld für viele gutbezahlte Jobs sorge. Auf | |
| die Umweltzerstörung der Industrie angesprochen sagt sie, dass sie sich | |
| schon in letzter Zeit gefragt habe, ob sie die Fische und Meeresfrüchte von | |
| der Küste noch essen könne. „Natürlich möchte ich nicht, dass es den Leut… | |
| da unten schlecht geht,“ fügt sie noch an, und meint Küstenbewohner wie | |
| Travis Dardar. „Es ist ein bisschen so, als müsse man sich für das eine | |
| oder das andere entscheiden.“ Für mehr Umweltschutz oder für mehr | |
| Arbeitsplätze. | |
| Eine halbe Stunde Autofahrt von New Orleans entfernt liegt Norco, eine | |
| kleine Gemeinde am Mississippi-Fluss. Sheila Tahir ist Mitglied der | |
| Louisiana Bucket Brigade, einer Nichtregierungsorganisation, die sich der | |
| Umweltzerstörung durch die Öl- und Gasindustrie im Bundesstaat entgegen | |
| stellt. Mit einem bunten Cowboyhut und einer großen Sonnenbrille gegen die | |
| Mittagssonne bewehrt steht Tahir auf einer großen Grasfläche, auf der noch | |
| schemenhaft die Spuren ehemaliger Behausungen zu sehen sind. | |
| „Hier lebten früher mehrere hundert Menschen in einfachen Häusern und | |
| Wohnwagen,“ erklärt Tahir. Heute sind nur noch eine Handvoll Menschen in | |
| dieser Gegend von Norco zu finden. Grund dafür sind die Raffinerien und | |
| Aufarbeitungswerke, die diesen Stadtteil umzingeln. Gleich links von dem | |
| Ort, an dem Tahir steht, beginnt das Betriebsgelände des Öl-Konzerns Shell. | |
| Auf der anderen Seite der Stadt befinden sich zwei Raffinerien und ein | |
| weiteres Werk für fossile Brennstoffe, am gegenüberliegenden Ufer des | |
| Mississippi erstreckt sich das gigantische Gelände von DowDuPont, ehemals | |
| Dow Chemical, eines der größten Chemieunternehmen der USA. | |
| Dass sich die Industrie gerade in Norco niedergelassen hat, ist Tahir | |
| zufolge alles andere als Zufall. Die ersten Siedlungen entstanden hier um | |
| die sogenannte Trepagnier-Plantage, auf der hunderte von versklavten | |
| Menschen in der Landwirtschaft arbeiteten. Im Jahr 1811 begann in dieser | |
| Gegend eine Revolte gegen die unmenschlichen Bedingungen auf den Plantagen. | |
| Nach wenigen Tagen war der Aufstand niedergeschlagen, die Köpfe der | |
| Anführer wurden von weißen Milizen durch die Straßen von New Orleans | |
| getragen. Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, der die Sklaverei | |
| beendete, ließen sich viele der ehemaligen Zwangsarbeiter:innen und | |
| ihre Familien in der Gegend um die Plantage nieder. | |
| Entlang der gesamten Golfküste der USA entstehen LNG- und Petrochemie-Werke | |
| – vor allem dort, wo der lokale Widerstand durch Armut und Rassismus | |
| eingedämmt wird. | |
| ## Das Krebsrisiko ist achtmal höher als das erlaubte Höchstmaß | |
| Die Vielzahl der Emissionen, die durch die Industrie entstehen, machen die | |
| Ermittlung genauer Krankheitsursachen schwierig, doch die Folgen für die | |
| Lokalbevölkerung sind in Zahlen darstellbar: Das Krebsrisiko in Norco ist | |
| achtmal so hoch wie das durch die US-Umweltbehörde EPA festgelegte | |
| Höchstmaß. Tahir erzählt von einem Fall in den 70er-Jahren, in denen ein | |
| nicht gemeldetes Leck auf dem Shell-Gelände dazu führte, dass sich toxische | |
| Gase in der Wohngegend ausbreiteten. Leroy Jones, ein junger Mann, der auf | |
| der anderen Seite des Zaunes damals seinen Rasen mähte, wurde von den | |
| Flammen verschlungen, als sich ein Funke am austretenden Gas entzündete. | |
| Traumatisierte Nachbarn berichteten später, wie Jones brennend die Straße | |
| entlang rannte. Jones erlag seinen Verletzungen, Shell zahlte seiner Mutter | |
| eine Entschädigung von 500 US-Dollar. | |
| Für Sheila Tahir gibt es eine Verbindung zwischen der historischen | |
| Plantagenwirtschaft der Südstaaten und den Profiten der Industrie. „Mit | |
| vollem Namen hieß die Firma vor Kurzem noch Royal Dutch Shell“, sagt sie. | |
| „Früher profitierte Europa von der Plantagenwirtschaft, heute profitieren | |
| sie von Öl und Gas. Das ist Kolonialismus, das ist Imperialismus.“ | |
| Obwohl sich die Probleme, die für arme Amerikaner:innen durch die | |
| lasch regulierte Öl- und Gasindustrie entstehen, für Menschen in Europa | |
| vielleicht weit weg anfühlen können, sind diese tatsächlich eng gekoppelt. | |
| Der Ausbau der amerikanischen LNG-Industrie im Spezifischen ist eine | |
| direkte Reaktion auf die steigende Marktnachfrage in Europa. Seit dem | |
| russischen Angriff auf die Ukraine ist russisches Gas in Deutschland nicht | |
| mehr gefragt. Eine der Maßnahmen der deutschen Regierung, um die Versorgung | |
| durch Erdgas zu sichern, sind die breitflächigen Investitionen in Liquefied | |
| Natural Gas. Rund zehn Milliarden Euro sind alleine in Deutschland in den | |
| [2][Ausbau der LNG-Infrastruktur, unter anderem in Mukran vor der Küste von | |
| Rügen], geflossen – wie notwendig der Ausbau dieser Anlagen für die | |
| Energiesicherheit in Deutschland ist, ist umstritten. Das [3][Deutsche | |
| Institut für Wirtschaft kommt in einer Analyse vom September] zu dem | |
| Schluss: „Es gibt weder energiewirtschaftliche noch industriepolitische | |
| Argumente für die Entwicklung des LNG-Projekts Mukran“. | |
| ## Der deutsche Markt hochattraktiv | |
| Für US-amerikanische Produzenten ist der deutsche Markt hochattraktiv, denn | |
| dieser ist zahlungskräftiger als Abnehmer in Afrika und Asien. Durch das | |
| sogenannte Fracking, bei dem ein Sand-Wasser-Chemikalien-Gemisch in | |
| Bohrlöcher gespeist wird, boomt die Gasproduktion in den Vereinigten | |
| Staaten; momentan sind die USA der größte Produzent des Rohstoffes | |
| weltweit. | |
| Doch die Abnehmerpreise allein reichen nicht aus, um das Geschäft wirklich | |
| attraktiv zu machen. Expert:innen zufolge sind vor allem die großen | |
| Investitionen deutscher Banken auf der amerikanischen Seite des Atlantiks | |
| maßgeblich, um die Großprojekte profitabel zu machen. | |
| Cameron LNG, eines der Großprojekte in den Fanggründen von Travis Dardar, | |
| wird großzügig von deutschen Banken finanziert. Hier beteiligt sind die | |
| Deutsche Bank, die Bayerische Landesbank und die Landesbank | |
| Hessen-Thüringen mit Kreditsummen von jeweils 68 Millionen Euro. Umgekehrt | |
| sind auch die Abnahmeverträge mit deutschen Netzbetreibern eine maßgebliche | |
| Komponente für die Profitabilität der neuen Terminals. Mit Lieferverträgen | |
| über mindestens 20 Jahre deckt sich der deutsche Energiemarkt langfristig | |
| mit Erdgas aus den USA ein. | |
| Südwestlich von New Orleans entsteht derzeit ein Terminal, das jetzt schon | |
| eng an Deutschland gebunden ist. Die Region Calcasieu erstreckt sich wie | |
| ein krummer Finger in den Golf von Mexiko und besteht im Wesentlichen aus | |
| einer Reihe von Gemeinden, die sich dicht an dicht auf dem knappen festen | |
| Boden drängen. Anderthalb Meter über der Meeresoberfläche und von | |
| Salzwassersümpfen umringt, ist die Gegend akut von den Hurricanes bedroht, | |
| die jedes Jahr aufs Neue die Küste Louisianas heimsuchen. | |
| Bischof Allen Johnson begrüßt seine Besucher in seiner kleinen Kirche an | |
| der Schnellstraße. Im Autos geht es weiter zu den Baustellen am | |
| Plaquemines-Terminal des Betreibers Venture Global. Das Terminal ist schon | |
| ein paar Kilometer vor der Ankunft sichtbar, die gigantischen Baukräne sind | |
| in der flachen Landschaft nur schwer zu verfehlen. Bischof Johnson redet | |
| schnell und energisch in dem etwas vernuschelten Dialekt, der an der Küste | |
| Louisianas gesprochen wird. „Wir sind hier direkt im Flutgebiet“, sagt er. | |
| „Wenn du dich hier aufhältst, wenn ein Sturm losbricht – Gott steh dir | |
| bei“. | |
| Tatsächlich stand das Gebiet, in dem das Plaquemines-Terminal derzeit | |
| entsteht, in den letzten zwei Jahrzehnten schon zweimal wochenlang unter | |
| Wasser. Auch von dem Jahrhundertsturm Katrina, der 2005 weite Teile von New | |
| Orleans verwüstet hatte, war Plaquemines betroffen. Die Inhaberfirma | |
| Venture Global will das Terminal durch Deichmauern vor Stürmen schützen, | |
| manche Experten zweifeln aber jetzt schon daran, ob diese hoch genug sein | |
| werden. Auch Bishop Johnson glaubt nicht, dass sich Venture Global adäquat | |
| auf die jährlichen Stürme vorbereitet, und sorgt sich wegen der | |
| Schadstoffe, die durch eine Überflutung des Geländes freigesetzt werden | |
| könnten. | |
| Für Johnson ist der Widerstand gegen Plaquemines aber auch eine | |
| Gratwanderung, denn in seiner Gemeinde profitieren viele von den hohen | |
| Gehältern, die in der Öl- und Gasbranche üblich sind. Anders als zum | |
| Beispiel in Cameron haben die Betreiber darauf geachtet, Personal aus den | |
| umliegenden Gemeinden zu rekrutieren. Finanziell gehe es für die Konzerne | |
| nicht um Peanuts, sagt Bishop Johnson, als er am Rand einer kleinen | |
| Landstraße hält, von denen aus die Baukräne des Terminals zu sehen sind. | |
| „Die machen richtiges Geld“. | |
| Der Region ist das Geld der neuen Investoren zugute gekommen, denn durch | |
| die Steuereinnahmen konnten endlich lang ersehnte Infrastrukturprojekte | |
| angegangen und neues Personal rekrutiert werden. „Wenn du heute in ein Büro | |
| der Gemeinde gehst, siehst du überall die Schilder“, sagt Johnson. „Wir | |
| suchen Personal!“ | |
| Trotz der Gelder, die in die Gemeinde fließen, geht die Rechnung für | |
| Bischof Johnson nicht auf. Der Geistige sieht den Wert seiner Heimat nicht | |
| in den Rohstoffen, sondern in der Natur, die diese umgibt. Er zeigt in | |
| Richtung einer hohen Zypresse, auf der ein Fischadler hockt, und verweist | |
| auf die reichen Schätze des Meeres und der Sümpfe. Um in Louisiana zu | |
| überleben, sagt er, „brauchtest nur eine Angelrute und eine Schrotflinte“. | |
| ## Ein Geldgeber: Die Landesbank Baden-Württemberg | |
| Zu den Geldgebern für das Plaquemines-Terminal gehört die Landesbank Baden | |
| Württemberg. Für die landeseigene Betreibergesellschaft Energie | |
| Baden-Württemberg AG wurden Lieferverträge abgeschlossen, über die jährlich | |
| 2,7 Milliarden Kubikmeter Gas aus Plaquemines nach Deutschland verschifft | |
| werden. | |
| Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Cornell University, die | |
| sich derzeit im Prüfungsverfahren befindet, könnten die CO2-Emissionen | |
| durch den transatlantischen LNG-Handel durch die hohen Energieanforderungen | |
| in der Verarbeitung und im Transport höher ausfallen, als solche, die durch | |
| die Verwendung von Kohle emittiert werden. | |
| Deutsche Konzerne profitieren von den überaus laschen Emissionsrichtwerten, | |
| die von der in Louisiana zuständigen Umweltbehörde vorgegeben werden. Die | |
| Bußgelder, die Firmen wie Global Ventures für Verstöße gegen die | |
| Höchstwerte zahlen, sind zu gering um einen nennenswerten Unterschied in | |
| der Firmenbilanz zu machen. | |
| Für Bischof Johnson ist das Endresultat der Fossilen Energiewirtschaft | |
| klar. „Die Sünde bringt einen vielleicht in die Hölle“, sagt er. Aber wenn | |
| es an der Küste von Louisiana so weitergeht wie bisher, „dann leben wir | |
| schon in der Hölle.“ | |
| Die Recherche wurde von der Deutschen Umwelthilfe unterstützt. | |
| 5 Jan 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Oel--und-Chemieindustrie-in-Texas/!5953377 | |
| [2] /Protest-gegen-LNG/!5961847 | |
| [3] https://www.diw.de/de/diw_01.c.881106.de/publikationen/politikberatung_komp… | |
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| Johannes Streeck | |
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