# taz.de -- Rückkehr russischer Juniorenteams: Zurück auf der Fußballbühne | |
> Die Uefa wird russische Jugendmannschaften an internationalen Turnieren | |
> teilnehmen lassen. Die Ukraine und England kündigen Boykott an. | |
Bild: Uefa-Präsident Aleksander Čeferin präsentierte sich auf Zypern als Fre… | |
Russischen Fußballteams unter 17 Jahren ist die Teilnahme an | |
internationalen Wettbewerben wieder erlaubt. Das beschloss das | |
Uefa-Exekutivkomitee am Dienstag auf seiner Sitzung in Limassol auf Zypern. | |
Die einzige Auflage ist, dass sie auf Flagge und Hymne verzichten müssen | |
und ihre Spiele auf neutralem Boden ausrichten müssen. | |
Begründet haben die Funktionäre diese Entscheidung mit dem Argument, dass | |
Handlungen der Erwachsenen den Kindern nicht das Recht auf internationalen | |
Fußball wegnehmen sollten. „Der Fußball sollte die Botschaften des Friedens | |
und der Hoffnung nicht aufgeben“, teilte das Uefa-Exekutivkomitee mit, das | |
den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine als „Konflikt“ bezeichnete. | |
Gleichzeitig [1][bestätigte die Uefa die Suspendierung der restlichen | |
Mannschaften aus Russland], solange der Krieg in der Ukraine noch tobt. | |
Für die Turniere der U17-Jugendnationalmannschaften hat die Auslosung | |
bereits stattgefunden, so dass die Uefa jetzt eine technische Lösung finden | |
muss, um die russischen Jugendlichen zu integrieren. | |
Nach dem Uefa-Beschluss kamen sofort empörte Reaktionen aus Kyjiw. Der | |
ukrainische Fußballverband (UAF) kündigte einen Boykott des Wettbewerbs mit | |
russischer Beteiligung an und rief andere Länder auf, sich dem Boykott | |
anzuschließen. Aus London bekam Kyjiw bereits Unterstützung: „Unsere | |
Position bleibt unverändert: Englands Nationalmannschaften werden in keinem | |
Turnier gegen Russland spielen“, erklärte der englische Fußballverband (FA) | |
in einer Erklärung. Lettland und Polen folgten am Mittwoch dem Beispiel | |
Englands. | |
## Kyjiw besteht auf den Ausschluss | |
Besonders verärgert war die UAF über die Formulierung der Uefa über die | |
Diskriminierung von russischen Kindern. „Allein in der Ukraine sind seit | |
Beginn des Krieges nach offiziellen Angaben mehr als 500 Kinder gestorben, | |
Tausende von Sportplätzen wurden zerstört, und Hunderttausende von Kindern | |
sind zu Flüchtlingen geworden“, hieß es aus Verbandskreisen. | |
Kyjiw besteht auf den durch die Uefa und Fifa zuvor getroffenen Ausschluss | |
aller russischen Mannschaften von der Teilnahme an internationalen | |
Wettbewerben. Alle anderen Beschlüsse würden „die aggressive Politik | |
Russlands tolerieren“. | |
Darüber hinaus hat die UAF beschlossen, die | |
Fifa-Beachsoccer-Weltmeisterschaft 2024 wegen der Teilnahme von Belarus zu | |
boykottieren. Die Ukraine [2][betrachtet ihr Nachbarland als mitschuldig] | |
an dem russischen Angriffskrieg, da das Lukaschenko-Regime Russland sein | |
Territorium für Angriffe und Beschuss zur Verfügung gestellt hat. Bereits | |
2021 hatte die ukrainische Nationalmannschaft sich von der | |
Weltmeisterschaft zurückgezogen, weil sie in Russland ausgetragen wurde. | |
## Ukrainischer Verband ohne Präsident | |
Inzwischen hat jedoch die Ukraine ein Problem, denn der nationale | |
Fußballverband hat derzeit keinen Präsidenten. Andrii Pavelko, der das Amt | |
zuletzt bekleidete, sitzt seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft, weil | |
gegen ihn in einem Korruptionsfall ermittelt wird. | |
Das hat auch die gute Verbindung des Verbandes zur Uefa abgeschnitten. | |
Pavelko war mit Uefa-Präsident Aleksander Čeferin befreundet. Nach Angaben | |
ukrainischer Medien begünstigte dies die Austragung des | |
Champions-League-Finals 2018 in Kyjiw. Auch der ukrainische Präsident | |
Wolodomir Selenski traf mehr als einmal Čeferin – im Dezember 2021 wurde | |
Čeferin sogar mit dem ukrainischen Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen | |
geehrt. | |
Innerhalb des ukrainischen Verbandes wird derzeit über den Nachfolger von | |
Pavelko diskutiert. Die Entscheidung der Uefa fiel zeitgleich mit der | |
Ernennung [3][des bekanntesten ukrainischen Fußballers Andrij | |
Schewtschenko] zu Selenskis Berater. Nach Beginn des Krieges wurde | |
Schewtschenko Botschafter von United24, einer Spendenplattform, die Geld | |
für die Armee und die Zivilbevölkerung sammelt. | |
In den ukrainischen Medien wird nun spekuliert, ob die ukrainischen | |
Behörden Schewtschenko zum Amt des Fußballpräsidenten verhelfen wollen. | |
Dies muss jedoch versteckt passieren, um einen Verdacht auf staatliche | |
Einmischung in die Sphäre des Machtbereichs der Uefa zu vermeiden. | |
Aus dem Russischen | |
Gemma Terés Arilla | |
27 Sep 2023 | |
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## AUTOREN | |
Juri Konkewitsch | |
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