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# taz.de -- Russlands Rückkehr in den Weltsport: Anhaltender Bann
> Ein ukrainischer Blogger plaudert Details aus einer vertraulichen Sitzung
> der Uefa aus. Russische Medien nehmen seine Vorlage dankbar auf.
Bild: Für die Ukraine im Einsatz: Fußballikone Andrij Schewtschenko bei einem…
Der Weg zurück in die internationale Sportfamilie ist noch weit für
Russland. Am vergangenen Wochenende war Russland noch mit seinem Ansinnen
gescheitert, in Zukunft wieder mit Fahne und Hymne an [1][Wettbewerben des
Internationalen Schachverbands] teilnehmen zu dürfen. Seit dem Überfall
Russlands auf die Ukraine ist ihnen das verboten.
Mit großer Sorge blicken die Sportmedien zudem auf die Kandidaten für die
Nachfolge von Thomas Bach im Amt des Präsidenten des Internationalen
Olympischen Komitees. Sebastian Coe, der Präsident des Internationalen
Leichtathletikverbands World Athletics, Johan Eliasch, der Boss des
Internationalen Skiverbands, und Morinari Watanabe, der höchste Funktionär
in der Turnwelt, werden besonders kritisch beäugt. „Sie hassen Russland“,
meinte etwa der Präsident des russischen Biathlonverbands, Alexander
Tichonow.
Immerhin dürfen die Russen ihre Hymne singen, sollte einer von ihnen bei
der Bodybuilding-WM, die gerade im Iran stattfindet, gewinnen. Für die 67
russischen Poser ist alles wie vor dem Krieg gegen die Ukraine. Schlechte
Nachrichten hingegen gibt es aus der Welt des Fußballs.
Da erhält gerade eine Meldung in Russland viel Beachtung, nach welcher der
Präsident des griechischen Fußballverbands, Makis Gagatsis, bei einem
Uefa-Meeting gefordert hat, [2][russische Jugendteams wieder zu
europäischen Wettbewerben zuzulassen]. Bei einem Treffen der Präsidenten
der Mitgliedsverbände der Uefa sei der Antrag von Russland, Belarus,
Kasachstan, Montenegro und Bosnien-Herzegowina unterstützt worden.
## Auftritt Andrij Schewtschenko
Dann jedoch sei Andrij Schewtschenko aufgetreten, der Präsident des
ukrainischen Fußballverbands. Der habe in einer emotionalen Rede darauf
hingewiesen, dass diejenigen, deren Präsident vor dem Internationalen
Strafgerichtshof angeklagt ist, weil seine Soldaten Kinder verschleppt
haben, wohl kaum mit dem Kindeswohl des russischen Fußballnachwuchses
argumentieren könnten. Der Antrag sei abgewiesen worden. Es wird also
nichts mit der Wiedereingliederung der Russen in die Nachwuchswettbewerbe
der Uefa.
Die Quelle für den tiefen Einblick in eine Uefa-Sitzung, über die außerhalb
Russlands und der Ukraine niemand berichtet hat und über die auch die Uefa
selbst auf ihrer Website nicht informiert, ist der ukrainische Videoblogger
Wiktor Wazko, der von dem „informellen Meeting“ erzählt, als sei er selbst
dabei gewesen. War er aber nicht.
Die Sitzungen des „Top Executive Programme“ der Uefa sind vertraulich, wie
der Verband auf Anfrage mitgeteilt hat. Was wirklich besprochen wurde, als
es um „den Einfluss der Politik auf den Fußball“ ging, wie es in der
Tagesordnung des Meetings heißt, soll niemand wissen. Beschlüsse würden, so
die Uefa, ohnehin nicht gefasst auf derartigen Sitzungen.
Ob der griechische Verbandspräsident Makis Gagatsis wirklich für Russland
in die Bresche gesprungen ist, lässt sich nicht verifizieren. Wundern
müsste man sich nicht darüber. Er war bis vor Kurzem Geschäftsführer von
Paok Thessaloniki. [3][Der Klub gehört dem griechischstämmigen Russen Iwan
Sawwidi], der im Tabakbusiness ein Milliardenvermögen angehäuft hat und für
die Kremlpartei Einiges Russland in der Staatsduma saß.
Zu internationaler Berühmtheit brachte es Sawwidi, als er 2018 nach einer
vermeintlichen Fehlentscheidung auf den Platz lief und den Unparteiischen
mit Verweis auf seine Pistole, die er mitführte, bedroht hat. Sein
damaliger Statthalter bei Paok macht nun also Lobbyarbeit für den
russischen Fußball. Auch wenn also alles andere als klar ist, ob stimmt,
was Vlogger Wazko in die Welt gesetzt hat, stimmig ist es allemal.
25 Sep 2024
## LINKS
[1] /Streit-um-Russlands-Sportcomeback/!6035384
[2] /Rueckkehr-russischer-Juniorenteams/!5959947
[3] /Milliardaere-im-griechischen-Fussball/!5489579
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Russisch Brot
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Fußball und Politik
Uefa
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Belarus
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Fußball
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