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# taz.de -- Uefa-Geld an russische Vereine: Kurzpassspiel mit dem Aggressor
> Russische Vereine profitieren von Zahlungen der Uefa. Die Ukraine dagegen
> geht bei den Solidaritätszahlungen leer aus.
Bild: Präsident und Star: Andrij Schewtschenko, der Chef des ukrainischen Fuß…
Berlin taz | Auf den ersten Blick scheint die Haltung der Uefa in Bezug auf
den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine klar zu sein. Russische Teams
wurden schon kurz nach dem Überfall der Russen im Februar 2022 [1][von
allen Klub- und Nationalmannschaftswettbewerben ausgeschlossen]. Und doch
wollte [2][die Uefa] nie wirklich die Brücken zum russischen Fußball
abbrechen. Der russische Verband ist nicht suspendiert worden, Vertreter
Russlands sitzen weiterhin in Gremien der Uefa, und nun wurde öffentlich,
dass russische Klubs von Solidaritätszahlungen der Uefa profitieren,
während ukrainische Klubs leer ausgehen.
Damit auch Klubs, die sich für keinen internationalen Wettbewerb
qualifiziert haben, an den irrwitzigen Einnahmen der Uefa teilhaben können,
fließen jährlich Millionenbeträge als sogenannte Solidaritätszahlungen an
die weniger erfolgreichen Klubs aus den Spitzenligen der Mitgliedsverbände.
Die Ukraine indes wurde in den vergangenen Spielzeiten nicht bedacht. Am
16. Juni hatte sich deshalb die ukrainische Premier League [3][in einem
Schreiben an die Uefa] gewandt.
In deutlichen Worten schilderte der Ligaverband die Lage der Klubs:
„Ukrainische Klubs arbeiten unter extremen Kriegsbedingungen. Die Mittel
sind begrenzt und der Spielbetrieb muss immer wieder unterbrochen werden.
Vor diesem Hintergrund sind die Solidaritätszahlungen ein strategisches
Instrument, um die Entwicklung des heimischen Fußballs auf lange Sicht
sicherzustellen.“
[4][Nun berichtet die englische Tageszeitung The Guardian], dass die Uefa
die Verweigerung der Zahlungen mit den kriegerischen Handlungen in der
Ukraine begründet. Fünf betroffene Klubs, Tschornomorez Odessa, Real Pharma
Odessa, Metalurg Saporischschja, das längst aus seiner Ursprungsstadt
vertriebene Phoenix Mariupol und Metalist Charkiw haben demnach in einem
Schreiben an die Uefa geschildert, wie die Kommunikation mit dem
europäischen Dachverband gelaufen ist.
## Keine Zahlungen ins Kriegsgebiet
In dem Schreiben heißt es: „Im Zuge unserer Kommunikation mit dem
Nationalverband und den Uefa-Funktionären wurde uns mitgeteilt, dass das
Hindernis für die oben genannten Zahlungen völlig unklare Anforderungen
einer Bank in der Schweiz sind, die angeblich mit der geografischen Lage
der Fußballvereine im ‚Kriegsgebiet‘ zusammenhängen.“
Während die Klubs aus dem von Russland überfallenen Land keine Zahlungen
erhalten, weil sie das Pech haben, in einem Land beheimatet zu sein, das
sich in einem Krieg verteidigen muss, kassieren russische Klubs weiter,
obwohl das Land des Aggressors von allen sportlichen Wettbewerben
ausgeschlossen ist. Über 10 Millionen Euro sind so seit Kriegsbeginn nach
Russland geflossen.
Auch wenn die Uefa den Bann gegen russische Klubs vor zwei Monaten
verlängert hat, ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass Russland nach wie
vor Einfluss nimmt auf die Entscheidungen des Verbands. 2023 hatte die Uefa
beschlossen, russische Jugendteams zu internationalen Wettkämpfen wieder
zuzulassen.
Zuvor hatten russische Medien von konstruktiven Gesprächen der Uefa mit
Funktionären des russischen Fußballverbands berichtet. Erst der Protest
einzelner Mitgliedsverbände, gepaart mit Boykottdrohungen, bewog die Uefa
dazu, den Beschluss wieder rückgängig zu machen. Immer wieder sieht sich
der ukrainische Fußballverband gezwungen, auf Vorgänge aufmerksam zu
machen, die den Verdacht erwecken, Russland schleiche sich wieder heran an
den europäischen Fußball.
## Belastetes Verhältnis zur Ukraine
In der Uefa kommt das alles andere als gut an. Längst scheinen die Ukrainer
als Nervensägen verschrien zu sein. Und so wunderte sich niemand, als im
April, bei der Neuwahl der Uefa-Spitze auf dem Verbandskongress in Belgrad
der ukrainische Bewerber krachend gescheitert ist. Dabei handelte es sich
um keinen geringeren als Andrij Schewtschenko, den ehemaligen Superstar in
Diensten des AC Mailand, der seit Januar 2024 Präsident des ukrainischen
Fußballverbands ist.
In einem Statement, das auf der Website seines Verbands veröffentlicht
worden ist, machte Schewtschenko deutlich, wie er die Wahlschlappe
einordnet. „Leider erhielten wir in den letzten Tagen deutliche Signale,
dass sowohl die Ukraine als auch ich persönlich aus politischen Gründen in
der Uefa-Führung nicht willkommen sind.“
Ein Jahr zuvor hatte sich Schwetschenko als einer der wenigen auf dem
Uefa-Kongress in Paris dagegen ausgesprochen, Uefa-Präsident Alexander
Čeferin, dem eine gewisse Nähe zu Russland nachgesagt wird, die Tür zu
einer weiteren Amtszeit zu öffnen, die über die in den Statuten
festgeschriebene Höchstdauer hinausgeht.
11 Aug 2025
## LINKS
[1] /Russlands-Rueckkehr-in-den-Weltsport/!6035576
[2] /Ist-die-UEFA-wirklich-besser-als-die-FIFA/!6101840
[3] https://eutoday.net/the-kremlins-hand-in-uefa-ceferin-forgot-about-ukraine-…
[4] https://www.theguardian.com/world/2025/aug/08/uefa-paid-russian-football-cl…
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Fußball
Uefa
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Kolumne Russisch Brot
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