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# taz.de -- Donald Trump und die Liebe zum Eishockey: Tauwetter mal anders?
> Der neue Schlüssel zur Rehabilitierung des russischen Sports? In Zeiten
> von Trump II könnte er in den Handschuhen eines NHL-Eishockeystars
> liegen.
Bild: Wer hat den Stanley Cup gewonnen, damals, 2019? Trump oder Alex Owetschki…
Berlin taz | Der Krieg gegen die Ukraine ist in der russischen Sportpresse
kein Thema. Auch als „Spezialoperation“, wie der russische Überfall
offiziell bezeichnet werden soll, findet er keinen Niederschlag auf den
Sportportalen im Land des Aggressors. Dass russische Sportler bei
internationalen Wettkämpfen nicht oder nur unter neutraler Fahne antreten
dürfen, wird durchaus regelmäßig als Ungerechtigkeit des Westens
beschrieben, der den Sport zu politischen Zwecken missbrauche. Dass der
Krieg gegen die Ukraine der Grund für die Sportsanktionen vieler
internationaler Verbände ist, wird dabei nicht erwähnt.
Auch in den Texten, die sich mit der möglichen Lockerung des Sportbanns
befassen, wird der Krieg nicht thematisiert. Derer gibt es in diesen Tagen
jede Menge. Denn Donald Trump hat bei den Jubelfesten vor und nach seiner
Amtseinführung den Namen Alexander Owetschkin fallen lassen und über den
russischen Eishockeystar der Washington Capitals gesagt: „Er ist ein
ziemlich guter Spieler, oder?“ Die Antwort auf die Frage hatte er da schon
selbst gegeben. „Er ist ein großartiger Spieler.“
Seit den Auftritten in der Halle, in der die Capitals ihre Heimspiele in
der National Hockey League NHL bestreiten, wird wild spekuliert auf den
großen Sportportalen des Landes, was genau Trump mit diesen kleinen
Bemerkungen wohl angedeutet haben könnte. War das etwa der Anfang vom Ende
aller Sportsanktionen? Das ist die Frage, die seither ventiliert wird.
Die großen russischen Eishockeyveteranen und Sportfunktionäre werden dazu
befragt, und auch Dmitri Peskow, der [1][Sprecher des russischen
Präsidenten] Wladimir Putin, wurde die Frage gestellt, ob er darin „ein
Flirten mit dem russischen Publikum“ sehe, ein Signal gar für eine Rückkehr
des russischen Sports auf die internationale Bühne. Wie üblich hat Peskow
nicht wirklich eine Antwort gegeben: „Er gilt im amerikanischen Sport als
großer Eishockeyspieler. Mit dem russischen Publikum hat das nichts zu
tun.“
Der zweifache Eishockeyolympiasieger Wjatschelaw Fetissow war da wesentlich
euphorischer: Er freute sich, dass Trump die Erfolge russischer
Eishockeyspieler würdigt, und meinte: „Ich hoffe, dass alle unsere
Sportarten vor dem Ende seiner Amtszeit mit Flagge und Hymne auf die
internationale Bühne zurückkehren.“
## Kein Zufall
Er scheint in den US-Präsidenten in dieser Hinsicht jedenfalls größere
Hoffnungen zu setzen als in den Präsidenten seines Heimatlandes, für dessen
Partei Einiges Russland er in der Staatsduma sitzt. Ein anderer
Abgeordneter, der ehemalige Schwergewichtsboxer Nikolai Walujew, ist sich
sicher: „Es gibt keine Zufälle. Er will verhandeln.“
„Was redet ihr nur alle über Trump. [2][Putin hat Owetschkin schon immer
gefeiert.]“ Das meinte Alexander Koschewnikow, auch er zweifacher
Olympiasieger. Eine Art Zeitenwende sieht auch er in Trumps Äußerung. In
Washington könne jeder sehen, welch großer Eishockeyspieler Owetschkin sei,
der in der NHL 873 Tore geschossen hat und dem nur noch 22 Treffer zum
Allzeitrekord von Wayne Gretzky fehlen. Nur sagen, traue sich das wegen der
allgemein herrschenden „Russophobie“ kaum einer.
Russenfeindlich war Trump in seiner ersten Amtszeit auch schon nicht. Zwei
Mal hat er [3][den bekennenden Putin-Unterstützer Owetschkin] bereits
getroffen. Beim Empfang der Capitals im Weißen Haus nach dem Gewinn des
Stanley Cups (siehe Bild) war der beste Torschütze des Teams eine der
Hauptpersonen, wobei er offenbar einen derart starken Eindruck bei Trump
hinterlassen hat, dass dieser ihn in seine Residenz nach Mar-a-Lago einlud.
Auch an diese Treffen wird in Russland in diesen Tagen erinnert. Die
Owetschkin-Connection soll die volle Rehabilitation des russischen Sports
einläuten.
Die Frage, ob etwa russische Skilangläufer die Möglichkeit erhalten sollen,
sich als sogenannte neutrale Athleten für die Olympischen Winterspiele im
kommenden Jahr zu qualifizieren, rückt da glatt in den Hintergrund. Johan
Eliasch, der Präsident des Internationalen Skiverbands hatte den Russen
diese Tür einen Spaltbreit aufgemacht. Nun gibt es die Hoffnung, dass es
die ungeliebte Neutralenregelung gar nicht mehr braucht, dass es zur ganz
großen Lösung kommt. Eine kleine Bemerkung vom Donald Trump über Alexander
Owetschkin hat sie ausgelöst.
22 Jan 2025
## LINKS
[1] /!5958477&s=Owetschkin&SuchRahmen=Print/
[2] /Sport-und-Propaganda/!5979768
[3] /Debatte-in-NHL-ueber-Rauswurf-der-Russen/!5835449
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Trump
Frieden und Krieg
Eishockey
Kolumne Russisch Brot
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Turnen
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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