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# taz.de -- Rückkehr Russlands in den Weltsport: Akademisch-olympisches Gefecht
> Die Rückkehr Russlands in den Weltsport führt zur Debatte über den Wert
> der olympischen Charta. Kaum einer glaubt an die Symbole des IOC, doch
> sie wirken.
Bild: Als Athletensprecherin derzeit überaus gefragt: Fechterin Léa Krüger
Olympische Charta, Olympismus, olympischer Frieden. Diese Begriffe fallen
in den Tagen [1][seit der Empfehlung des Internationalen Olympischen
Komitees], Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus unter
bestimmten Bedingungen wieder zuzulassen, mit selten gehörter Häufigkeit.
Juristinnen arbeiten sich an der olympischen Charta ab, und Thomas Bach,
der Präsident des IOC, wird nicht müde, seinen Klub als Friedensprojekt
darzustellen.
Für Sportlerinnen und Sportler ist das eine existenzielle Diskussion. Zu
groß sind die Olympischen Spiele geworden, um eine Teilnahme daran nicht
als oberstes Karriereziel zu betrachten. Auch für Léa Krüger, die
Säbelfechterin, die als Präsidiumsmitglied der Sportlervertretung Athleten
Deutschland e. V. derzeit eine oft befragte Frau ist, ist die Qualifikation
für die Spiele 2024 in Paris überaus wichtig.
Darüber und über ihre Ratlosigkeit, wie sie nun damit umgehen soll, dass
Russinnen und Belarussen wieder dabei sein sollen, hat sie in der
vergangenen Woche beim Sportgespräch der Humboldt-Universität zu Berlin
Auskunft gegeben.
Krüger sprach auch als [2][Anwältin ukrainischer Athletinnen], mit denen
sie in Kontakt steht. Gerade im Fechten sei ein Kampf zwischen russischen
und ukrainischen Athletinnen nur schwer vorstellbar. Man gehe schließlich
mit Waffen aufeinander los. Und wer gewinnt, werde dann in seiner Heimat
gefeiert. Krüger möchte jedenfalls ebenso wenig wie ihre ukrainischen
Mitfechterinnen zu Zwecken russischer Propaganda missbraucht werden.
## Kein Recht auf Teilnahme an den Spielen
[3][Ob denn jede Propaganda Kriegspropaganda sei], fragte sich da Wolfgang
Schild, Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und
Strafrechtsgeschichte an der Universität Bielefeld. Er hatte sich für das
Kolloquium das Gutachten von Alexandra Xanthaki, der
UN-Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte, angesehen, das Grundlage
des IOC-Beschlusses zur Wiederzulassung von Sportlern aus den
Aggressorstaaten des Ukrainekriegs ist.
Er hat es entlang der Charta des IOC abgeklopft. Dort hat er ein
Diskriminierungsverbot gefunden, aber eben auch Regel 44.3, nach der kein
Sportler das Recht auf Teilnahme an den Spielen hat. Die Beteiligung an
einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, das Begehen von Kriegsverbrechen,
beides „völkerstrafrechtlich verfolgbare Verbrechen“, könne einen
Ausschluss rechtfertigen. Aber auch einen von Sportlern, die sich nichts
haben zuschulden kommen lassen?
Die sollen als Individualsportler dabei sein dürfen, so das IOC, es sei
denn, sie seien eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit,
Kriegsverbrechen, eines Genozids schuldig oder hätten dafür Propaganda
gemacht. Aber würde ein Russe überhaupt für Russland Propaganda machen,
schließlich heiße es doch im olympischen Eid, den ein Athlet
stellvertretend für all Olympioniken spricht, nicht mehr, er trete zur
„Ehre unseres Vaterlands“ an, sondern „zur Ehre unserer Mannschaft“.
Der olympische Eid, das sei doch auch nur eines dieser leeren Symbole, auf
die niemand wirklich etwas gebe. Gunter Gebauer, emeritierter Professor für
Philosophie und Sportsoziologie, wollte da nur abwinken. Obwohl – gerade so
ein symbolhaft überfrachtetes Event wie die Eröffnungsfeier Olympischer
Spiele hat immer die höchsten Einschaltquoten. Es funktioniert, was das IOC
da inszeniert. Auch deshalb ist der Streit um die Spiele so wichtig für den
Sport. Für eine Athletin wie Léa Krüger sowieso.
5 Apr 2023
## LINKS
[1] /Russlands-Rueckkehr-in-den-Weltsport/!5924997
[2] /Ukrainischer-Athlet-ueber-IOC-und-Russland/!5922971
[3] /Russlands-Rueckkehr-in-den-Weltsport/!5923438
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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