# taz.de -- Hebammen in Deutschland: Schwierige Geburt | |
> Bremen will mit Hebammenzentren besonders Frauen in prekären Lebenslagen | |
> helfen. Doch wie im Rest des Landes fehlt es an Personal. Ein Ortsbesuch. | |
Bild: In dem Zentrum finden keine Geburten statt, sondern Frauen werden vor und… | |
BREMEN taz | Irgendwann hat Luan genug. Der zehn Wochen alte Säugling weint | |
und lässt sich nicht davon beruhigen, dass seine Mutter ihn durch das | |
Zimmer trägt. Es ist ein freundlicher Raum: Boden, Decken und einige Wände | |
sind aus Holz, dazu passen die beiden skandinavisch angehauchten | |
Zweisitzer. Über einen kurzen Flur geht es in einen von zwei | |
Behandlungsräumen mit Liege und Wickeltisch. Hier hat die Hebamme Katharina | |
Bistram eben noch Luan gewogen. Seine Mutter ist nach ihrem Nachsorgetermin | |
an einem Vormittag Mitte März noch einen Moment länger geblieben, um der | |
taz von ihrem Weg ins Hebammenzentrum Ost in Bremen, einer bundesweit | |
einmaligen Einrichtung, zu erzählen. | |
Es ist das erste von vier in Bremen und einem in Bremerhaven geplanten | |
Hebammenzentren. Hier finden keine Geburten statt, sie sollen vielmehr die | |
[1][Versorgung von Frauen] vor und vor allem nach der Geburt in | |
benachteiligten Stadtteilen verbessern. Denn [2][Hebammen fehlen | |
bundesweit] nicht nur in der Begleitung von Geburten. Sondern auch in der | |
Wochenbettbetreuung. Darauf wird am Freitag der Deutsche Hebammenverband | |
anlässlich des jährlichen Welthebammentags aufmerksam machen. | |
Wie viele genau – das ist in Bremen auf Stadtteilebene erhoben worden. Für | |
andere Regionen in Deutschland liegen nur Schätzungen vor. „Es gibt überall | |
Engpässe“, sagt Ursula Jahn-Zöhrens vom Deutschen Hebammenverband. Nur an | |
vereinzelten Orten entspanne sich die Situation gerade – etwa in | |
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das würden die Hebammenzentralen | |
zurückmelden, die in mehreren Bundesländern als Vermittlungsstellen | |
eingerichtet wurden. Auch in Bremen gibt es eine solche, auf einer Homepage | |
können Schwangere nach freien Plätzen suchen oder bei einer Telefon-Hotline | |
nachfragen. | |
Vor vier Jahren hatte die rot-rot-grüne Koalition die finanzielle | |
Unterstützung von Hebammenzentren in ihrem Koalitionsvertrag zugesichert. | |
Sie gehen über die Vermittlung hinaus, weil sie selbst Hebammenhilfe | |
anbieten. „Das ist der richtige Weg“, sagt Ursula Jahn-Zöhrens vom | |
Hebammenverband. Auch deshalb, weil sie sich gezielt an Frauen in prekären | |
Lebenslagen wenden, die oft leer ausgehen, weil sie sich zu spät um eine | |
Hebamme bemühen oder gar nicht, weil sie nicht wissen, dass sie Anspruch | |
darauf haben. | |
Das erste Bremer Hebammenzentrum liegt nicht zufällig an einer viel | |
befahrenen Ausfallstraße in einem dreistöckigen Neubau im Stadtteil | |
Blockdiek am östlichen Stadtrand. Im Erdgeschoss hat die AOK eine Filiale, | |
hier befinden sich auch eine Kinderarztpraxis und eine Gynäkologin sowie | |
ein Gemeinschaftsraum des Modellquartiers „Stadtleben Ellener Hof“, einer | |
gerade entstehenden Siedlung in Holz-Hybrid-Bauweise, mit Platz für | |
Baugemeinschaften. Auf der anderen Seite stehen bis zu 17 Stockwerke hohe | |
Wohnblocks aus den 60er und 70er Jahren. Sie bestimmen in dieser Gegend das | |
Stadtbild. | |
Dass das Hebammenzentrum Ost hier unterkommen würde, war erst klar, als der | |
Rohbau schon fertig war. Die Hebammen nutzen deshalb vier umfunktionierte | |
Wohnungen, von denen zwei zu einem Kursraum zusammengelegt wurden, | |
erkennbar an Hüpfbällen, Stillkissen und Turnmatten. Hier finden die von | |
der Krankenkasse bezahlten Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse | |
statt, aber auch andere wie Babypflege oder Schwangeren-Yoga, deren Kosten | |
nur auf Antrag rückwirkend von den Kassen erstattet werden. Das muss man | |
sich leisten können. Im Hebammenzentrum sind sie deshalb umsonst, die Stadt | |
zahlt sie. | |
Schon kurz nach der Eröffnung im September vergangenen Jahres hatte Luans | |
Mutter Vjosa Cela zum ersten Mal von der Einrichtung gehört, sie lebt | |
zwanzig Minuten zu Fuß entfernt. Wegen einer Schwangerschaftskomplikation | |
musste die 30-Jährige vor der Geburt im Krankenhaus liegen. „Dort hat man | |
mir das empfohlen“, erzählt die junge Mutter, die vor zwei Jahren mit ihrem | |
Mann aus Albanien gekommen ist und sehr gut Deutsch spricht. Sie und ihr | |
Sohn heißen eigentlich anders, sie hat um Anonymität gebeten. | |
Auch ihre Frauenärztin hatte ihr geraten, sie solle sich eine Hebamme für | |
die ersten Wochen und Monate mit dem Neugeborenen, ihrem ersten Kind, | |
suchen. „Aber ich dachte, ich brauche das nicht“, sagt Vjosa Cela, „in | |
Albanien gibt es das so nicht, das müsste man selbst bezahlen.“ Und sie war | |
ja mit Geburten und Babys in ihrer Familie aufgewachsen, das gehörte zum | |
Alltag dazu – wozu also eine Hebamme? „Ich hatte keine Angst.“ | |
Jetzt ist sie froh, dem Rat gefolgt zu sein, sagt sie. Nicht weil es | |
Probleme gab. „Es war einfach gut hier zu sein und zu hören: ‚Das ist | |
normal‘.“ Denn anders als zu Hause in Albanien fehlt ihr hier die Familie | |
und der Kontakt zu Frauen, die das alles auch schon einmal durchgemacht | |
haben. Die die verschiedenen Farben des Wochenflusses und die Konsistenz | |
des Babystuhls kennen. Die wissen, was gegen wunde Brustwarzen hilft. Die | |
es erlebt haben, wenn Babys untröstlich und ohne nachvollziehbaren Grund | |
schreien. | |
In solchen Situationen helfen in Deutschland Hebammen. In keinem anderen | |
EU-Land gibt es eine so intensive Wochenbettbetreuung. Die gesetzlichen | |
Krankenkassen zahlen bis zum zehnten Tag nach der Geburt für tägliche | |
Hausbesuche und innerhalb der ersten drei Monate für 16 weitere Kontakte. | |
Bei Problemen ist eine Betreuung darüber hinaus möglich. Und auch nach | |
Fehl- oder Totgeburten werden die Frauen nicht allein gelassen. | |
Das Besondere ist, dass Hebammen die einzige Berufsgruppe sind, die Mutter | |
und Kind gleichzeitig im Blick behalten. Sie können beurteilen, was normal | |
und wann zum Beispiel eine ärztliche Intervention notwendig ist. Und anders | |
als eine Tante oder Schwiegermutter bleibt eine Hebamme aufgrund ihres | |
professionellen Abstands zum einen empathisch, zum anderen ist sie aber | |
auch auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Ausnahmen bestätigen die | |
Regel. | |
Doch selbst wer weiß, wie gesundheitsfördernd eine Unterstützung durch eine | |
Hebamme sein kann, kann das Pech haben, keine zu finden. Viele ihrer | |
Kolleginnen seien so lange im Voraus ausgebucht, dass Frauen sich bereits | |
mit dem ersten positiven Schwangerschaftstest bei ihnen zur Nachsorge | |
anmelden. Das erzählt Ann-Katrin Maetze-Schmidt, die Koordinatorin des | |
Hebammenzentrums Ost, in dem Vjosa Cela und ihr Sohn betreut werden. | |
Katharina Bistram, eine von vier Hebammen, die hier ihre Dienste anbieten, | |
sitzt neben ihr und nickt. | |
Wie viele Hebammen im Bundesland Bremen fehlen, hat die linke | |
Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard in einem [3][Gutachten] zu | |
Gesundheitsberufen überprüfen lassen, das vor einem Jahr veröffentlicht | |
wurde. Dazu waren Frauen nach der Geburt in drei von vier Bremer | |
Geburtskliniken befragt worden, ob sie sich eine Nachsorgehebamme gewünscht | |
und ob sie eine gefunden hatten. 8,9 Prozent der Bremerinnen gingen danach | |
ungeplant leer aus, 61,4 Prozent waren versorgt, 14,4 Prozent wollten | |
keine, und etwa genauso viele hatten sich dazu nicht geäußert. | |
Die Ergebnisse sind nur begrenzt aussagekräftig, weil sich ausgerechnet die | |
Klinik nicht beteiligt hat, in der besonders viele Frauen aus prekären | |
Lebenslagen gebären. Zum anderen, darauf weist auch das Gutachten hin, | |
wünschen sich Frauen in den Stadtteilen seltener eine Hebamme, in denen es | |
besonders schwer ist, eine zu bekommen. | |
„Je besser die Versorgung, desto geringer die Skepsis“, sagt Heike | |
Schiffling, die ehemalige Vorsitzende des Hebammenverbands Bremen, die das | |
Hebammenzentrum vor sieben Jahren maßgeblich mit angeschoben hat. Viele | |
wüssten nicht, was Hebammenhilfe genau beinhaltet. Oder wollen keine | |
Fremden in die Wohnung lassen, teilweise aus Angst vor Kontrolle. „Wenn die | |
Freundin, Schwester oder Cousine eine Hebamme hatte, dann spricht sich das | |
rum, und die Nachfrage steigt.“ | |
Das spiegelt sich auch in den Zahlen auf Stadtteilebene wider: In | |
Gröpelingen, dem ehemaligen Werftenviertel mit hoher Armutsquote, wo nach | |
Ostern das zweite Hebammenzentrum eröffnet hat, machten 42,6 Prozent keine | |
Angabe und 19,1 Prozent gaben an, sie hätten keine Hebamme gewollt. Rund | |
ein Drittel hatte eine. In den gut situierten Stadtteilen hingegen wurden | |
zwischen 86 und 96 Prozent von einer Nachsorgehebamme betreut. | |
Nun ist aber nicht nur die Nachfrage in den Quartieren am Rand der Stadt | |
geringer, sondern oft auch das Angebot. Das hat auch damit zu tun, dass die | |
Hebammen selten dort wohnen, wo Menschen mit wenig Geld und vielen Sprachen | |
leben. Anfahrtskosten verringern jedoch das ohnehin niedrige Einkommen von | |
Hebammen. Um auf ein Nettoeinkommen von 40.000 Euro zu kommen, müssten | |
Hebammen sehr gut organisiert sein und mindestens 40 Stunden pro Woche | |
arbeiten, rechnet Ursula Jahn-Zöhrens vom Hebammenverband vor. | |
Zudem dauern Besuche länger, wenn sprachliche oder kulturelle Barrieren | |
überwunden werden müssen oder die Unsicherheit über den richtigen Umgang | |
mit dem Neugeborenen sehr groß ist. Die Honorare der Krankenkassen | |
berücksichtigen das nicht. Es gibt eine Pauschale von 38,46 Euro für einen | |
aufsuchenden Wochenbettbesuch, mit einem Zuschlag sind es 46,15 Euro, egal, | |
ob er eine halbe oder zwei Stunden dauert. Nach Abzug aller Ausgaben bleibt | |
davon etwa die Hälfte. | |
Um die ungleiche Verteilung der Hebammenhilfe auszugleichen, dürfen die | |
Bremer Hebammenzentren nur Frauen betreuen, die in Stadtteilen leben, in | |
denen die Versorgungslücken laut dem Gutachten besonders groß sind. Ihre | |
persönlichen Umstände spielen keine Rolle, die Postleitzahl ist | |
entscheidend. Das hören dann auch die vielen Frauen aus anderen Stadtteilen | |
und niedersächsischen Umlandgemeinden, wenn sie im Hebammenzentrum anrufen | |
und sich anmelden wollen. | |
Dabei sind die Einzugsbereiche riesig. Das Hebammenzentrum Ost ist | |
zuständig für Osterholz, die Vahr und Hemelingen. Dort leben zusammen rund | |
107.000 Menschen. Die ehemalige Vorsitzende des Hebammenverbands, Heike | |
Schiffling, hatte anhand des Gutachtens und der Daten des Statistischen | |
Landesamts ausgerechnet, das hier im Jahr 2020 für die Mütter von 315 | |
Neugeborenen eine Hebamme gefehlt hatte und 5,2 Hebammen in Vollzeit | |
gebraucht worden wären. | |
Aber das Hebammenzentrum muss auch vielen Frauen absagen, die in seinem | |
Einzugsgebiet leben. Gerade einmal zehn neue Klientinnen könnten pro Monat | |
angenommen werden, sagt die Koordinatorin Ann-Katrin Maetze-Schmidt. „Wir | |
sind weit davon entfernt die Lücke zu schließen.“ Der Grund: | |
Personalmangel. Arbeit hätte sie für zehn Hebammen in Vollzeit, sagt sie, | |
besetzt sei nur das Äquivalent von zwei Vollzeitstellen – und eine davon | |
von einer Kollegin, die bereits vorher im Stadtteil gearbeitet hat. | |
Neu hinzu gewonnen hat der Bremer Osten damit durch das Zentrum nur eine | |
Vollzeitstelle, die sich drei Hebammen teilen. Katharina Bistram macht drei | |
Tage, zwei weitere Kolleginnen je einen Tag, beide neben ihrer Tätigkeit | |
als angestellte Hebamme in einer Klinik. Das ist ein verbreitetes Modell. | |
Der Klinikjob bietet Sicherheit und ein geregeltes Einkommen, die Arbeit in | |
Vor- und Nachsorge selbstbestimmtes Arbeiten. | |
Ann-Katrin Maetze-Schmidt sagt, sie habe wahrscheinlich mit fast allen | |
Hebammen in Bremen persönlich gesprochen und versucht, sie für das Zentrum | |
zu gewinnen. Dasselbe erzählt Heike Schiffling, die für die | |
Hans-Wendt-Stiftung in Gröpelingen das Hebammenzentrum West aufbaut. Sie | |
hat bisher drei Hebammen gefunden, die höchstens zwei Tage arbeiten wollen. | |
„Damit kann ich kein Team bilden“, sagt sie. Die Kontinuität in der | |
Betreuung fehle, was gerade bei Neugeborenen entscheidend ist, wenn diese | |
beispielsweise mit Gelbsucht aus dem Krankenhaus entlassen wurden. „Wenn an | |
jedem Tag eine andere Hebamme auf das Kind guckt, ist es schwer zu | |
beurteilen, wie es sich entwickelt.“ Das frisch eröffnete Hebammenzentrum | |
West bietet deshalb zunächst keine Hausbesuche an, nur Kurse und | |
Sprechstunden. | |
Die Zurückhaltung der Bremer Hebammen liegt darin begründet, dass sie hier | |
anders als ursprünglich geplant – oder besser erhofft – freiberuflich | |
arbeiten und nicht als Angestellte der Stadt oder wenigstens der | |
Hans-Wendt-Stiftung, des Trägers der Einrichtung, der bisher in der Kinder- | |
und Jugendhilfe engagiert war. Nur die Koordinatorinnen werden direkt von | |
der Stiftung bezahlt. | |
Anders geht es aufgrund der gesetzlichen Regelungen nicht. Nur Hebammen | |
können mit den Krankenversicherungen ihre Leistungen abrechnen, einer | |
Institution wie der Hans-Wendt-Stiftung oder auch einer Kommune ist das | |
nicht möglich. Deshalb müssen die Hebammen in den Hebammenzentren auf | |
eigenes Risiko arbeiten: keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine | |
tarifgebundene Bezahlung. | |
Gleichzeitig sind sie nicht so frei in ihren Entscheidungen wie diejenigen, | |
die ganz unabhängig arbeiten, dabei vielleicht nicht auf das Einkommen | |
angewiesen sind, weil ihre Partner gut verdienen, und nur ein paar wenige | |
Wöchnerinnen betreuen. Diese Besuche können sie sich so einteilen, dass es | |
nicht mit eigenen Terminen und Kinderbetreuungszeiten kollidiert. Im | |
Hebammenzentrum geht das nicht. „Hier kann man zum Beispiel nicht die | |
ganzen Sommerferien Urlaub nehmen, und wir arbeiten mit festen Diensten“, | |
sagt Ann-Katrin Maetze-Schmidt. | |
Als sie 2018 gemeinsam mit Katharina Bistram zum Arbeitskreis des | |
Hebammenverbands dazu stieß, der die Pläne für die Hebammenzentren | |
entwickelte, ging es ihnen nicht nur um die Nöte der zu betreuenden Frauen | |
– sondern auch um die eigenen. Die beiden Frauen, heute Mitte dreißig, | |
kannten sich aus der Klinik. Beide waren die Bedingungen, unter denen sie | |
arbeiteten, leid. Sie betreuten zu viele Gebärende parallel, mit zu wenig | |
Kolleg:innen, von denen sich viele in die Leiharbeit verabschiedeten, | |
ständig wechselnden Ärzt:innen, dazu Wochenend- und Nachtdienste, und das | |
alles mit kleinen Kindern. Und als Freiberuflerinnen rund um die Uhr zu | |
schuften schien auch keine rosige Option. „Wir hatten damals gehofft, dass | |
sich mit den Zentren auch die [4][Arbeitsbedingungen für Hebammen] | |
verbessern“, sagt Katharina Bistram. | |
Teilweise sei das auch gelungen, finden beide. Denn Vorteile gibt es hier | |
durchaus. Die Stadt zahlt für Raummiete, Supervisionen und eine | |
Verwaltungskraft, außerdem werden Teamsitzungen vergütet sowie | |
Ausfallgebühren übernommen, wenn Termine kurzfristig abgesagt werden oder | |
eine Frau nicht zur verabredeten Zeit zu Hause ist. Was in diesen | |
Stadtteilen häufiger vorkommt als in anderen. | |
Damit unterscheiden sich die Hebammenzentren von regulären Hebammenpraxen | |
und Geburtshäusern, in denen sich freiberufliche Hebammen | |
zusammengeschlossen haben, Räume und Infrastruktur gemeinsam nutzen, aber | |
alles aus den Einnahmen durch Kurse und Versicherungshonorare zahlen | |
müssen. | |
Es gibt noch einen Unterschied zu anderen freiberuflich tätigen Hebammen. | |
Katharina Bistram und ihre Kolleginnen können sich nicht aussuchen, wen sie | |
betreuen. „Wir sehen Familien mit massivem Bedarf“, sagt Ann-Katrin | |
Maetze-Schmidt. Es gebe Fälle von Kindeswohlgefährdung, wo sie froh sei, | |
dass es hier ein Team gebe, in dem sie sich gemeinsam ein Vorgehen | |
überlegen – und zudem die Kinderschutz-Fachkräfte des Trägers hinzuziehen | |
können. Deshalb haben sie nach den Erfahrungen der ersten Monate | |
entschieden, für eine Durchmischung der Klientel zu sorgen. So werden jeden | |
Monat immer drei „early birds“ angenommen, Frauen, die sich sehr früh in | |
der Schwangerschaft melden – das sind in der Regel diejenigen, die keinen | |
Bedarf haben, der über die normale Nachsorge hinausgeht. | |
Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll das dritte Hebammenzentrum | |
eröffnet werden, in Vegesack im äußersten Nordwesten Bremens. Vielleicht | |
wird dann eine neue Gesundheitssenatorin Grußworte sprechen, am 14. Mai | |
sind Bürgerschaftswahlen. Außer der CDU versprechen alle derzeit im | |
Parlament vertretenen demokratischen Parteien in ihrem Wahlprogramm, den | |
Hebammenberuf aufzuwerten und damit die Versorgungslücken zu schließen. | |
Auf Landesebene ist dies aber kaum möglich – es sei denn, Bremen würde | |
anstelle der Krankenkassen die Kosten für Hebammenleistungen übernehmen. | |
Das wird nicht geschehen. Der Deutsche Hebammenverband und seine Mitglieder | |
hoffen derweil, dass die vom Bundesgesundheitsminister geplante | |
Krankenhausreform grundlegende Verbesserungen in der Vergütung von | |
Hebammenarbeit vor, während und nach der Geburt mit sich bringt. | |
5 May 2023 | |
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