# taz.de -- Cem Özdemirs Tierschutzpläne: Fortschrittliche Bauern profitieren | |
> Es stimmt nicht, dass Agrarminister Cem Özdemir die Tierhaltung | |
> abschaffen will. Seine Pläne fördern Landwirte, die ihr Vieh artgerechter | |
> halten. | |
Bild: Franziska Giffey und Cem Özdemir beim Eröffnungsrundgang zur Internatio… | |
Die Kritik des Deutschen Bauernverbands an den Tierschutzplänen von | |
Bundesagrarminister Cem Özdemir ist völlig übertrieben. Er wolle die | |
Tierhaltung in Deutschland abschaffen, klagt die Agrarlobby anlässlich der | |
weltgrößten [1][Landwirtschaft]smesse Grüne Woche, die am Freitag in Berlin | |
begonnen hat. Klar, Özdemir ist ja auch von den Grünen und dann noch | |
Vegetarier, mögen manche Bauern denken, die [2][mehrheitlich CDU/CSU] | |
wählen. | |
Vielleicht sollten sie sich einmal anschauen, was Özdemir wirklich plant: | |
Vor allem hat er dem Bundestag ein Gesetz für ein verpflichtendes | |
Tierhaltungskennzeichen vorgelegt. Es soll VerbraucherInnen helfen, | |
Schweinefleisch aus engen Ställen und ohne Auslauf von Produkten aus | |
Ställen mit Zugang ins Freie und mehr Platz zu unterscheiden. Zudem will | |
Özdemir Landwirte, die ihre Ställe für mehr Tierschutz umbauen, stärker | |
bezuschussen. Sogar für die laufenden Mehrkosten wie etwa höheren | |
Arbeitsaufwand soll der Bund zahlen. | |
Warum mehr Transparenz und Subventionen der Tierhaltung insgesamt in | |
Deutschland schaden sollen, bleibt ein Geheimnis des Bauernverbands. In | |
Wirklichkeit werden diese beiden Projekte den Landwirten helfen, die ihre | |
Schweine artgerechter halten. Wer aber immer noch die Tiere in enge | |
Betonbuchten einpfercht und sie ihr ganzes Leben in einem hermetisch | |
abgeriegelten Stall hält, der wird vielleicht bald weniger verkaufen. Es | |
wird also eine Umverteilung in erster Linie innerhalb der deutschen | |
Bauernschaft geben: weg von den Betrieben mit schlechteren Ställen, hin zu | |
den Höfen mit besseren Haltungsformen. | |
An diesem begrüßenswerten Szenario ändern auch berechtigte Kritikpunkte | |
nichts: zum Beispiel, dass die Kennzeichnung zunächst nicht für | |
verarbeitete Produkte wie Hackfleisch, die Gastronomie und nur für die | |
letzte Phase im Leben eines Schweins, die Mast, gelten soll. Besser wäre es | |
auch, wenn ebenfalls Ware aus dem Ausland gekennzeichnet werden müsste; das | |
erlaubt das EU-Recht aber nicht. Deshalb wird die Europäische Kommission | |
auch auf Betreiben Özdemirs in Kürze einen Entwurf für eine EU-weite | |
Herkunftskennzeichnung veröffentlichen. Bis sie eingeführt wird, dürfte | |
eine fehlende Haltungskennzeichnung auf Fleisch aus dem Ausland in den | |
Augen von VerbraucherInnen aber eher ein Makel sein. Das wiederum wäre ein | |
Vorteil für die deutschen Landwirte. | |
## Angst vor der Konkurrenz im Ausland | |
Ein Nachteil gegenüber Importen könnten allenfalls die angekündigten Regeln | |
für die Putenmast werden, wenn sie tatsächlich zu höheren Produktionskosten | |
als im Ausland führen sollten. Aber das ist nur ein kleiner Bereich; | |
Tierhaltungskennzeichnung und Stallumbauprogramm werden langfristig eine | |
viel größere Wirkung entfalten. | |
20 Jan 2023 | |
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[1] /Landwirtschaft/!t5007831 | |
[2] https://www.agrarheute.com/politik/bundestagswahl-diese-parteien-haben-land… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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