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# taz.de -- Amtsantritt von Boris Pistorius: Gelände voller Glassplitter
> Boris Pistorius tritt sein neues Amt an. Nie war es so schwierig,
> deutscher Verteidigungsminister zu sein, wie gerade.
Bild: Verteidigungsminister geworden und gleich den US-Kollegen treffen: Austin…
Vor ein paar Tagen hat [1][Boris Pistorius] sich noch damit befasst, zu
verhindern, dass in Niedersachsen Sporthallen wegen der Energiekrise
schließen müssen. Und als Erfolg vermelden lassen, dass zwischen Emden und
Osnabrück auch künftig Sportlerinnen und Sportler nicht „kalt duschen
müssen“.
Am Donnerstag begrüßte er in passablem Englisch den
US-Verteidigungsminister und muss ab jetzt international umkämpfte Fragen
mit beantworten: [2][Kampfpanzer liefern], ja oder nein? Und: Wird das
eigentlich nur im Kanzleramt oder auch im Bendlerblock entschieden?
Mag sein, dass im [3][Job des Verteidigungsministers] vor allem
technokratisches Managertum gefragt ist. Es gilt, einen schwerfälligen
Apparat zu steuern und ohne lauten Widerstand zu mobilisieren und
reformieren – bei laufendem Betrieb, mit steigenden Ansprüchen,
Munitionsmangel und Personalnot. Mag sein, dass es handwerklich im Prinzip
egal ist, ob man für die Akquise von Turnhallen im Emsland zwecks
Unterbringung von Geflüchteten verantwortlich ist oder für die Reform des
beklagenswerten Beschaffungswesens der Bundeswehr.
Aber einen so weiten Sprung wie Pistorius hat ein neuer bundesdeutscher
Verteidigungsminister noch nie machen müssen. Dem Mangel an Erfahrung mit
Bundespolitik steht eine hochkomplexe Jobanforderung gegenüber. Es war
vielleicht noch nie so schwierig, deutscher Verteidigungsminister zu sein
wie nach dem 24. Februar.
Das Gelände ist voller Glassplitter. Wie groß die Schnittgefahr ist, zeigte
Pistorius’ Randbemerkung, dass Deutschland „indirekt“ am Ukrainekrieg
beteiligt sei. Dafür spricht ja faktisch einiges. Und doch war es ein
Anfängerfehler, gilt doch die Doktrin, dass Berlin trotz Lieferung von
immer mehr Waffen an Kyjiw keinesfalls Kriegsteilnehmer ist. Pistorius
korrigierte sich umgehend. Die Frage aber ist mit dieser semantischen
Selbstbegradigung nicht beantwortet. Pistorius’ Job ist es auch, dafür zu
sorgen, dass die Grenze von indirekt zu direkt nicht tangiert wird.
19 Jan 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Stefan Reinecke
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Schwere Waffen
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