# taz.de -- Futter von Masttieren: Unbestreitbares Auslaufmodell | |
> Nur ein Viertel des deutschen Weizen wird von Menschen gegessen. Deutlich | |
> mehr wird an Tiere verfüttert. Ein Umbau ist überfällig. | |
Bild: Ein Drittel der deutschen Weizenernte wird an Masttiere verfüttert | |
Das Drama um den [1][ukrainischen Weizen] nimmt kein Ende. Schon seit | |
Beginn des russischen Angriffs auf das Nachbarland zeichnete sich ab, dass | |
als eine Nebenfolge auch [2][Hungersnöte] in ganz anderen Teilen der Welt | |
auftreten oder sich verschärfen würden. Denn 14 Prozent des globalen | |
Weizens werden in der Ukraine geerntet, gelangen aber wegen der blockierten | |
Häfen nicht in die Importländer. | |
Längst zerfurcht das Problem nicht mehr nur Politiker_innenstirnen, sondern | |
beschäftigt auch Bürger_innen und Medien. Und in den sozialen Netzwerken | |
ringen die, die Ernährungspolitik schon des Längeren kritisieren, mit den | |
Anhänger_innen der konventionellen Landwirtschaft. Niemand soll behaupten, | |
dass die Ersteren immer im Recht seien, auch hier nährt manch einseitige | |
Darstellung den Triumph des Egos; wie aber Teile der deutschen | |
Landwirtschaftslobby das offensichtliche Problem zu leugnen und zu | |
verschleppen suchen, schmerzt den Verstand wie einst die Warnungen der | |
Coronagegner_innen vor unter Gullydeckeln lauernder Zwangsimpfung. | |
Der Streit um die deutschen Äcker in aller Kürze: Auch Deutschland baut | |
viel Weizen an, im vorigen Jahr rund 22 Millionen Tonnen. Nur etwa ein | |
Viertel davon wird direkt für die menschliche Ernährung verwendet, ein | |
Drittel hingegen an Masttiere verfüttert. Da lässt sich nicht schwer | |
kombinieren, dass viel mehr Weizen zur Verfügung stünde, wenn weniger | |
Fleisch „produziert“ würde; doch wie viel genau, weiß momentan keine_r. M… | |
könne nicht auf allen Ackerflächen, auf denen Futterweizen wachse, | |
Backweizen ernten, sagen die einen; auf vielen aber schon, wenn man den | |
Eiweißgehalt anpassen und Brotrezepturen ändern würde, entgegnen die | |
anderen. | |
Das Ganze erinnert an den zähen Streit, ob [3][in einer Kalorie aus Fleisch | |
nun exakt sieben „Getreidekalorien“ oder in manchen nur zwei] stecken, und | |
ob ein Kilo Rindfleisch wirklich ganze 15.000 Liter Wasser benötige – „und | |
wie ist es bei Bio“? Je stärker sich die Klimakrise zuspitzt, desto | |
häufiger werden wir solche Streite künftig führen. Um Land, um Energie, um | |
Wasser. Und natürlich ist für die Frage, WIE die Landwirtschaft umgebaut | |
werden muss, wichtig zu wissen, was genau unterschiedliche Böden brauchen, | |
hergeben und vertragen. | |
Doch DASS radikal umgebaut werden muss und das Essen von Tieren ein | |
Auslaufmodell ist, steht doch außer Frage. Sich diesem Umbau nicht trotzig | |
in den Weg zu stellen, sondern nach Lösungen zu suchen – bei denen auch | |
alle mitbedacht werden, die nicht mehr wie bisher wirtschaften können! – | |
ist ein Gebot des Klimaschutzes und der globalen | |
Nahrungsmittelgerechtigkeit. Auch eins der [4][Gerechtigkeit gegenüber den | |
Tieren]. | |
29 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Hilal Sezgin | |
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