Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tierschutzsteuern auf Fleisch: Der Markt schafft es nicht
> Die Kritik der FDP an Plänen für eine Tierwohl-Abgabe auf Fleisch ist
> realitätsfern. Der Markt wird einfach nicht genug Geld bereitstellen.
Bild: In der Bucht eines Tierwohl-Schweinestalls
In der Debatte über mehr Tierschutz in der Landwirtschaft spielt die neue
Regierungspartei FDP gerade wieder ihre alte Leier: Die Liberalen
[1][lehnen eine staatliche Abgabe auf Fleisch ab], mit der Bauern ihre
Tiere besser halten könnten. Stattdessen soll der Markt es richten und zum
Beispiel der Handel den Landwirten Geld geben. Weil: Staat ist immer böse,
Markt immer gut.
Doch: Schon seit 2015 zahlen Lidl, Edeka und andere Handelskonzerne den
Landwirten über die Firma Initiative Tierwohl (ITW) Zuschläge für Fleisch
aus etwas besserer Haltung. Aber bis heute werden [2][nur rund 35 Prozent
der Mastschweine] in Deutschland nach den ITW-Vorgaben gehalten. Und die
Auflagen sind teils sehr schwach, zum Beispiel lediglich wenige
Quadratzentimeter mehr Platz im Stall.
Gemessen an dem, was mehr Tierschutz kostet, zahlte die ITW auch Jahre nach
ihrer Gründung zu wenig an die Landwirte: jährlich [3][130 Millionen Euro].
Gebraucht werden Wissenschaftlern zufolge aber 3 bis 5 Milliarden Euro,
damit zum Beispiel die meisten Schweine endlich Kontakt zum Außenklima
haben, Hähnchen Auslauf bekommen und Rinder auf die Weide dürfen.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die ITW ihre Einnahmen in Kürze fast
vervierzigfachen kann – selbst wenn der Bund dieses Jahr eine
verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch einführt. Wenn es um
Milliarden gehen sollte, wäre die Verlockung für Handelsketten groß, sich
den Aufschlag zu sparen. Genügend Kunden würden ihnen das billige
Qualfleisch abkaufen.
## Der Staat muss handeln
Zwar wollen viele mehr Tierschutz, aber nur wenige wollen dafür extra
zahlen. Da muss der Staat Verbraucher zwingen, beispielsweise 40 Cent mehr
für das Kilogramm Schweinefleisch zu berappen. Das ist nicht die Welt.
Hartz-IV-Empfänger bekämen durch den jährlichen Inflationsausgleich höhere
Beträge für Lebensmittel.
Vorbild könnte der Ausbau der erneuerbaren Energien sein: Ihr Anteil ist
nicht gewachsen, weil die Verbraucher freiwillig Ökostrom bestellt hätten –
sondern weil der Staat eine Umlage für die Erneuerbaren vorschrieb.
31 Jan 2022
## LINKS
[1] /FDP-kritisiert-Plan-fuer-Fleisch-Abgabe/!5832531
[2] https://initiative-tierwohl.de/initiative/zahlen-und-fakten/
[3] https://initiative-tierwohl.de/faq/?kategorie=fuer-verbraucher
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Initiative Tierwohl
konventionelle Tierhaltung
Fleischkonsum
Fleischindustrie
Tierhaltung
Landwirtschaft
Vegetarismus
Hartz IV
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streit um Gelder für Stallumbauten: FDP wegen Tierwohlcent in der Kritik
Der Bauernverband und eine ExpertInnenkommission kritisieren die Partei.
Sie lehnt mehr Subventionen für den Umbau der Tierhaltung ab.
FDP kritisiert Plan für Fleisch-Abgabe: Tierwohlcent wird unwahrscheinlich
Die FDP bemängelt den Vorschlag, mehr Tierschutz durch eine staatliche
Abgabe auf Fleisch zu bezahlen. Die Regierungspartei setzt auf private
Fonds.
Studie zu Kosten von Fleischkonsum: (K)Ein Steak an jedem Werktag
Rindfleisch müsste um bis zu 56 Prozent teurer werden, um seine
ökologischen Kosten abzudecken. Das passt zu den Plänen des Agrarministers
Özdemir.
Höhere Preise für Lebensmittel: Versnobte Oberschichtpartei
Der neue Agarminister Cem Özdemir fordert höhere Preise für Lebensmittel.
Den wohlhabenden Grünen-Wählern können die Preise ohnehin egal sein.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.