# taz.de -- Weizenknappheit und Biokraftstoffe: Fleischkonsum ist das Problem | |
> Die Bundesregierung will die Nutzung von Biokraftstoffen reduzieren, das | |
> ist längst überfällig. Viel entscheidender ist aber, dass weniger Fleisch | |
> gegessen wird. | |
Bild: Neue Wege in der Agrarpolitik sind nötig | |
Dass die Bundesregierung die Nutzung von [1][Biokraftstoffen] verringern | |
will, ist überfällig. Es mag ein hehres Ziel gewesen sein, mit dem Anbau | |
von Energiepflanzen die Nutzung fossiler Treibstoffe verringern zu wollen, | |
doch leider hat es sich als Irrweg erwiesen: Denn mittlerweile steht fest, | |
dass der Nutzen fürs Klima minimal ist, der ökologische Schaden dagegen | |
erheblich. | |
Und aktuell kommt noch ein weiteres wichtiges Argument dazu: In Zeiten, in | |
denen weltweit Nahrungsmittelknappheit droht, ist es nicht zu vertreten, | |
Getreide zu Biosprit zu vergären, statt damit Menschen zu ernähren. | |
Die Debatte über „Teller statt Tank“ greift dabei allerdings zu kurz. Denn | |
sie ignoriert den Ort der größten Nahrungsmittelverschwendung: den Trog. | |
Vom Getreide, das in Deutschland angebaut wird, landen etwa 20 Prozent | |
direkt auf dem Teller, knapp 10 Prozent werden zu Kraftstoff – aber fast 60 | |
Prozent werden als Tierfutter genutzt. | |
Auch die damit [2][gefütterten Tiere dienen am Ende natürlich der | |
menschlichen Ernährung]. Aber eine direkte Nutzung würde sehr viel mehr | |
Menschen satt machen. Und natürlich ist nicht jedes angebaute Getreide | |
direkt als menschliche Nahrung geeignet, und nicht auf allen Flächen kann | |
jede Getreideart wachsen – erst recht nicht jedes Jahr. | |
Doch auch wenn man all das berücksichtigt, ist klar: Weniger Tierfutter | |
anzubauen würde für die Nahrungsmittelproduktion mehr bringen als die | |
Reduktion der Biosprit-Nutzung (und viel mehr als die ebenfalls diskutierte | |
Wiederbewirtschaftung ökologisch wertvoller Brachflächen). Und auch das | |
Klima würde von geringeren Tierbeständen profitieren. | |
Hier braucht die Bundesregierung dringend mehr Mut, denn die Gegner sind | |
mächtig: Um den [3][Fleischkonsum weiter zu reduzieren,] muss Fleisch | |
teurer werden – und fleischfreie Nahrung im Gegenzug billiger. Und um zu | |
verhindern, dass Futter oder Fleisch stattdessen exportiert werden, braucht | |
es eine grundlegend veränderte Agrarpolitik. Dieser Kampf wird hart. Aber | |
er ist dringend nötig. | |
18 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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