| # taz.de -- Vorstoß von Faeser und Spiegel: Demokratiefördergesetz auf dem Weg | |
| > Nach langem Ringen legen die Innen- und Familienministerin ein Konzept | |
| > für ein Demokratiefördergesetz vor. Einiges aber bleibt noch offen. | |
| Bild: Sie drängte früh auf ein Demokratiefördergesetz: Innenministerin Nancy… | |
| Berlin taz | Es ist ein Durchbruch, der momentan ziemlich untergeht. | |
| Bundesinnenministerin [1][Nancy Faeser] (SPD) und Bundesfamilienministerin | |
| Anne Spiegel (Grüne) haben nach [2][Jahren des Ringens ein | |
| Demokratiefördergesetz] auf den Weg gebracht. Die Bekämpfung von | |
| Extremismus sei für die Bundesregierung „eine gesamtgesellschaftliche und | |
| dauerhafte Aufgabe von zentraler politischer Bedeutung“, heißt es in einem | |
| gemeinsamen Positionspapier, das der taz vorliegt. Dafür bräuchten | |
| Demokratieprojekte eine „dringend notwendige Verbesserung der rechtlichen | |
| Rahmenbedingungen und die damit verbundene nachhaltige Absicherung der | |
| Fördermaßnahmen“. | |
| Das Positionspapier wollten Faeser und Spiegel eigentlich am Donnerstag in | |
| Berlin vorstellen. Die Pressekonferenz wurde aber aufgrund des | |
| Russlandangriffs auf die Ukraine abgesagt. Dennoch starteten beide | |
| Ministerien ein Beteiligungsverfahren für das Demokratiefördergesetz, bei | |
| dem Verbände bis zum 21. März das Vorhaben nun kommentieren können. Das | |
| Gesetz soll noch in diesem Jahr verabschiedet werden. | |
| In ihrem Papier begründen Faeser und Spiegel das Gesetz vor allem mit der | |
| in den vergangenen Jahren [3][gestiegenen rechtsextremen Bedrohung] und der | |
| „Vielzahl schrecklicher Straf- und Gewalttaten“ aus diesem Spektrum. Zudem | |
| seien durch die „sich zunehmend [4][radikalisierende Szene gegen die | |
| öffentlichen Corona-Maßnahmen]“ und durch Hetze im Netz neue Gefahren | |
| entstanden. Bekämpft werden solle mit dem Gesetz aber „jede Form von | |
| Extremismus“. | |
| ## „Bekenntnis zu angemessener Finanzierung“ | |
| In ihrem Papier legen die Ministerinnen „Regelungselemente“ für das | |
| künftige Gesetz fest. Dem Bund sollen damit eigene Möglichkeiten der | |
| Demokratieförderung für Projekte mit überregionaler Bedeutung ermöglicht | |
| werden, etwa in der Opfer- oder Ausstiegsberatung. Denn: Auch die | |
| extremistischen Gefahren seien ja „nicht lokal oder regional begrenzt“. | |
| Eingebunden werden soll auch die Bundeszentrale für politische Bildung. | |
| Mit dem Gesetz werde es „ein klares Bekenntnis zu einer angemessenen | |
| Finanzierung“ geben, heißt es weiter. Die Förderung solle | |
| „bedarfsorientiert, längerfristig und altersunabhängig“ sein. Das Ziel si… | |
| „bereits aufgebaute und fachlich bewährte Strukturen aufrechtzuerhalten“. | |
| Faeer und Spiegel werben, dass das Gesetz sowohl für den Bund als auch für | |
| die zivilgesellschaftlichen Projekte für Planungssicherheit sorge. | |
| Geschaffen werden so ein „wirkungsvoller Beitrag“ für demokratisches | |
| Engagement und gegen extremistische Tendenzen. Umgesetzt werden soll die | |
| Förderung von Bundesbehörden wie dem Bundesverwaltungsamt, das dem | |
| Innenministerium unterstellt ist. Zudem ist eine unabhängige | |
| wissenschaftliche Evaluierung der Projekte und eine jährliche | |
| Berichterstattung an den Bundestag geplant, wie wirksam die Maßnahmen sind. | |
| ## Gesetz scheiterte zuletzt an der Unionsfraktion | |
| Mit dem Vorstoß von Faeser und Spiegel scheint ein langer Kampf zuende zu | |
| gehen. Zivilgesellschaftliche Initiativen forderten schon lange eine | |
| längerfristige Förderung ihrer Projekte mit einem Demokratiefördergesetz. | |
| Die vergangene schwarz-rote Bundesregierung hatte dieses schließlich | |
| einführen wollen – am Ende aber [5][scheiterte es an der Unionsfraktion]. | |
| Deshalb laufen die Förderungen für die Projekte bisher weiter nur für eine | |
| Legislaturperiode. Danach stehen sie vor dem Aus und müssen sich mit | |
| veränderten Konzepten neu bewerben. | |
| Faeser wie [6][Spiegel] kündigten mit ihrem Amtsantritt in der | |
| Ampel-Regierung dagegen an, das Gesetz schnellstmöglich einführen zu | |
| wollen. Faeser möchte dieses in einen [7][Aktionsplan gegen | |
| Rechtsextremismus] aufnehmen, den sie bis Ostern vorlegen will. | |
| Bei einem früheren Streitpunkt mit der Union geben sich die Ministerinnen | |
| indes noch vage: der möglichen [8][Wiedereinführung einer | |
| Extremismusklausel]. Mit dieser mussten die Träger früher schriftlich | |
| zusichern, dass sie sich zur demokratischen Grundordnung bekennen. Viele | |
| Projekte sahen darin einen Generalverdacht, die Klausel wurde letztlich | |
| wieder abgeschafft. In dem Positionspapier von Faeser und Spiegel heißt es | |
| dazu nur allgemein: „Es ist – wie schon bisher – selbstverständlich, dass | |
| nur solche Maßnahmen unterstützt werden können, die eine den Zielen und | |
| Prinzipien des Grundgesetzes förderliche Arbeit leisten.“ Wie dies | |
| sichergestellt wird, bleibt vorerst offen. | |
| ## Initiative: Gesetz muss sich Namen erst verdienen | |
| Zivilgesellschaftliche Initiativen lobten die Einführung des | |
| Demokratiefördergesetzes. „Das ist ein lange überfälliger Schritt, den wir | |
| sehr begrüßen“, erklärte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Anto… | |
| Stiftung. Das Gesetz müsse sich jedoch seinen Namen erstmal verdienen, | |
| damit es nicht „als Bettvorleger“ ende. „Wichtig ist vor allem, dass die | |
| zivilgesellschaftlichen Projekte eine eigenständige Rolle bekommen und vor | |
| rechtsextremen Angriffen geschützt werden“, sagt Reinfrank. „Ministerien in | |
| Berlin werden die Demokratie vor Ort nicht verteidigen.“ | |
| 25 Feb 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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