| # taz.de -- Enteignungs-Volksentscheid in Berlin: Die Debatte hat erst begonnen | |
| > Die Kampagne Deutsche Wohnen & Co enteignen wird das Thema | |
| > Vergesellschaftung heiß halten. Sie drängt auf die Umsetzung des | |
| > Volksentscheids. | |
| Bild: Demo vorm Kurt-Schumacher-Haus, dem Sitz des Berliner SPD-Landesverbandes… | |
| BERLIN taz | Es kommt nicht oft vor, dass sich die Kampagne Deutsche Wohnen | |
| & Co enteignen (DWE) und der Verband Berlin-Brandenburgischer | |
| Wohnungsunternehmen (BBU) einig sind. Doch in ihrer Ablehnung des | |
| [1][Koalitionskompromisses zur Einsetzung einer | |
| Enteignungs-Expertenkommission] war ihre Kritik zumindest vordergründig | |
| einvernehmlich. | |
| BBU-Vorständin Maren Kern hatte in einem Interview mit der Wirtschaftswoche | |
| kritisiert, dass sowohl die 100 Tage Besetzungsfrist für die Kommission als | |
| auch deren veranschlagte Arbeitsfrist von einem Jahr „viel zu lang“ sei. | |
| Auch aus der Kampagne war scharfe Kritik an diesem „Aufschieben“ zu hören. | |
| Während Kern jedoch eine weitere Unsicherheitsphase für | |
| Immobilienunternehmen befürchtet, haben die Aktivist:innen Sorge davor, | |
| dass ihr durch den Volksentscheid legitimiertes Anliegen erst auf die lange | |
| Bank geschoben und dann vom Tisch gewischt wird. | |
| ## Warten auf den März | |
| Doch aller Kritik zum Trotz: [2][Der Formelkompromiss steht.] Der kurz vor | |
| Weihnachten vereidigte Senat wird sich bis zum 31. März darüber streiten | |
| können, wer der Kommission angehören soll. | |
| DWE hat die Forderung formuliert, selbst über mindestens die Hälfte der | |
| Mitglieder zu entscheiden – die SPD hat sicher andere Vorstellungen davon. | |
| Platzt das Ganze nicht schon an dieser Frage, könnte das Gremium ab April | |
| seine Arbeit aufnehmen. | |
| Als öffentliches Gremium sollen Zwischenstände seiner Arbeit stets | |
| kommuniziert werden, können also von der Zivilgesellschaft oder auch in | |
| parlamentarischen Ausschüssen diskutiert werden. | |
| ## Tausende Postkarten als Mahnung | |
| Doch nicht nur die beauftragten Enteignungsexperten werden das Thema warm | |
| halten, auch die Kampagne will weiterhin alles tun, um auf die Umsetzung | |
| des Volksentscheids zu drängen. Zuletzt demonstrierte DWE vor der | |
| konstituierenden Sitzung des neues Abgeordnetenhauses, drinnen wurden dem | |
| neuen Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) Tausende Postkarten als | |
| Mahnung übergeben. | |
| Geplant ist eine bundesweite Konferenz im Frühjahr, die sich mit der | |
| Mietenproblematik einerseits und Enteignungsfragen andererseits | |
| beschäftigen soll. Wer bislang schon glaubte, das Thema sei omnipräsent – | |
| im neuen Jahr geht die inhaltliche Debatte über Vergesellschaftung erst | |
| richtig los. | |
| 3 Jan 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Koalitionsverhandlungen-in-Berlin/!5813773 | |
| [2] /Volksbegehren-Enteignen-in-Berlin/!5813790 | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
| ## TAGS | |
| Mieten | |
| Deutsche Wohnen & Co enteignen | |
| Mietenvolksentscheid | |
| Enteignung | |
| Wohnungsmangel | |
| Berlin | |
| Ampel-Koalition | |
| R2G Berlin | |
| Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin | |
| Gema | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Mietenkrise in Deutschland: AWO fordert bezahlbares Wohnen | |
| Die Mieten steigen ungebremst, für arme Familien und Alleinerziehende wird | |
| es eng. Das Zukunftsforum Familie sieht die Politik in der Pflicht. | |
| Enteignungs-Debatte in Berlin: Kampfansage an den Senat | |
| Wie wird der erfolgreiche Volksentscheid umgesetzt? Die Initiative | |
| „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ stellt ihre Pläne vor. | |
| Bau-Staatssekretärin Cansel Kiziltepe: „Wohnen ist eine Existenzfrage“ | |
| Die SPD-Politikerin aus Kreuzberg hält die Ampel für besser als ihren Ruf. | |
| Dennoch will sie mehr erreichen als im Koalitionsvertrag steht. | |
| Kritik am Koalitionsvertrag: „Abkehr von sozialer Stadtplanung“ | |
| Die Linke Katalin Gennburg kritisiert die Fokussierung der SPD auf den | |
| Neubau durch Private. Sie wirbt für ein Nein ihrer Partei zur Koalition. | |
| Nach Volksentscheid in Berlin: Enteignen als Chance | |
| Einer Neuauflage von Rot-Grün-Rot in Berlin steht kaum mehr etwas im Weg. | |
| Aber der Umgang mit dem Volksentscheid wird Streitthema bleiben. | |
| Clubkultur in Berlin: Kompromiss mit Konfliktpotenzial | |
| Im Streit um die Tarifreform der Gema gibt es einen Kompromissvorschlag. | |
| Den finden viele Berliner Clubs nicht akzeptabel. Sie erwägen neue | |
| Proteste. |