| # taz.de -- Shortlist zum Deutschem Buchpreis: Trends vergeblich gesucht | |
| > Die Shortlist zum Deutschen Buchpreis favorisiert Romane, die sich eh | |
| > schon gut verkaufen. Unter anderem stehen Christian Kracht und Mithu | |
| > Sanyal auf der Liste. | |
| Bild: Inhaltlich haben die auf der Shortlist vertretenen Romane wenig miteinand… | |
| Berlin taz | Die Shortlist zum Deutschen Buchpreis, die heute verkündet | |
| wurde, liefert dem Buchhandel eher Bestätigung als Orientierung. Vier | |
| Romane, die sich in diesem Jahr sowieso schon gut verkaufen, stehen auf der | |
| Liste: Norbert Gstrein „Der zweite Jakob“ (Hanser Verlag), [1][Monika | |
| Helfer „Vati“] (Hanser Verlag), [2][Christian Kracht „Eurotrash“] | |
| (Kiepenheuer & Witsch) sowie [3][Mithu Sanyal „Identitti“] (wieder Hanser | |
| Verlag). Hinzu kommt ein Buch, das auch mit einiger Sicherheit auf dem | |
| Zettel der Buchhandlungen gestanden hätte: „Blaue Frau“ von Antje Rávik | |
| Strubel (Fischer Verlag). Und das Außenseiterbuch, das auf diese vom | |
| Geschlechterverhältnis ausgewogene Liste fand, stammt von Thomas Kunst und | |
| heißt [4][„Zandschower Klinken“] (Suhrkamp Verlag). | |
| Bestätigt fühlen darf sich also auch der Münchner Hanser-Verlag, der gleich | |
| drei Romane auf der Shortlist platzieren konnte. Kleinere Verlage gingen | |
| dieses Jahr dagegen leer aus. Nicht berücksichtigt wurden auch die Romane | |
| von Henning Ahrens, Shida Bazyar, Dilek Güngör und Sasha Marianna Salzmann, | |
| die noch die Longlist geschmückt hatten. | |
| Inhaltlich haben die auf der Shortlist vertretenen Romane wenig miteinander | |
| zu tun, das Spektrum reicht von männlicher Selbstreflexion (Gstrein) bis | |
| hin zu Identitätspolitik (Sanyal), von der Auseinandersetzung mit dem Vater | |
| (Helfer) oder der Mutter (Kracht) bis hin zur Traumatisierung durch einen | |
| sexuellen Übergriff (Strubel), so etwas wie ein Trend lässt sich also nicht | |
| ausmachen. | |
| Knut Cordsen, Kulturredakteur beim Bayerischen Rundfunk und Sprecher der | |
| Jury, betonte dann auch eher die Vielfalt als Merkmal: „Diese sechs | |
| Finalist*innen zeigen den stilistischen, formalen und thematischen | |
| Reichtum der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und zeugen von der | |
| immensen Lust und hohen Könnerschaft, Geschichten zu erzählen. Darüber | |
| hinaus reflektieren alle nominierten Titel das eigene Schreiben, loten | |
| seine Möglichkeiten und seine Grenzen aus. Es sind künstlerisch | |
| herausragende Romane, die bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Topoi und | |
| Schreibweisen eines vereint: Sie sind alle auf je eigene Weise | |
| ausgezeichnet und haben jeder für sich die Jury überzeugt.“ | |
| Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 230 Titel | |
| gesichtet, die zwischen Oktober 2020 und dem 21. September 2021 erschienen | |
| sind. Verliehen wird der Preis am 18. Oktober zum Auftakt der diesjährigen | |
| Frankfurter Buchmesse. Der Jury gehören neben Knut Cordsen an: Bettina | |
| Fischer (Leiterin Literaturhaus Köln), Anja Johannsen (Leiterin | |
| Literarisches Zentrum Göttingen), Richard Kämmerlings (Literarischer | |
| Korrespondent, Die Welt), Sandra Kegel (Ressortleiterin Feuilleton, | |
| Frankfurter Allgemeine Zeitung), Beate Scherzer (Buchhändlerin, Proust | |
| Wörter + Töne) und Anne-Catherine Simon (Feuilleton-Redakteurin, Die | |
| Presse). | |
| 21 Sep 2021 | |
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