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# taz.de -- Diskussion um Wandbild in Hannover: Heikle Kurven
> Künstler*innen haben den Aktienkurs des Wohnungskonzerns Vonovia auf
> eine Hauswand gemalt. Der will das nicht so stehen lassen.
Bild: Symbol des Profitstrebens? Um dieses Bild an einem Hannoverschen Hochhaus…
Hamburg taz | Der Osterfelddamm in Hannover ist eher nicht, was die
Lokalpresse eine gute Lage zu nennen pflegt: Die östliche Grenze des
Stadtteils Roderbruch prägen Wohnbauten aus den frühen 1980er-Jahren mit
bis zu 19 Stockwerken – allerfeinster [1][westdeutscher
Großwohnsiedlungs-Chic]. Das Haus Nummer 39 gehört da noch zu den
niedrigeren Exemplaren, würde auch deshalb wohl kaum auffallen – hätte sein
Waschbeton-Äußeres nicht jüngst einen Anstrich der besonderen Art bekommen.
## „Stresstest für kapitalistische Botschaften“
Ein sechs Meter breites, 34 Meter hohes Wandbild, darauf eine Bergkulisse,
aus deren Konturen dann im rechten Drittel eine zackige Kurve wird; der
Aktienkurs des Wohnungskonzerns Vonovia, dessen Name auch ganz oben an der
Hauswand zu lesen ist, genauer: So viel vom Wort „Vonovia“, wie auf zwei
Drittel der Wand passen.
Entstanden ist das Bild im Rahmen des „sozial und ökologisch motivierten“
[2][Street-Art-Festivals „Hola Utopia!“], das Ende August zum zweiten Mal
stattfand. Bemalt hat die Hochhauswand das Berliner Kollektiv Cuadro
Frezca: Man wolle „eine Brandwand, die wie jede andere als latente und
omnipräsente Oberfläche für kapitalistische Botschaften fungiert, einem
Stresstest unterziehen“, [3][erklären die vier dahinterstehenden
Künstler-Aktivisten]; „ein mehrdeutiges Statement“, das Fragen wie den
„Hyperindividualismus“, das Privateigentum und die soziale Teilhabe
berühre.
Der [4][Hannoverschen Allgemeinen gegenüber] erklärten zwei der vier, der
Dramaturg Aljoscha Begrich und der Künstler Jo Preußer, sie hätten „einen
kritischen Beitrag“ beisteuern wollen zu dem Festival mit all seinen
„netten, bunten Motiven“. Im Gespräch mit der taz sagt Begrich: „Es geht
uns nicht um Kunst und Kunstfreiheit, sondern um den Mietenwahnsinn und wie
mit dem Wohnen Profit gemacht wird.“ Hat der Wohnungsriese eben daran
Anstoß genommen? Vonovia wolle das Wandbild „zensieren“, teilte Cuadro
Frezca jedenfalls in dieser Woche mit: Es habe ein Gespräch gegeben, so
Begrich zur taz, „und diese anderthalb Stunden endeten mit der Botschaft:
Das Bild werde nicht so bleiben.“
## Vonovia betont Dialogbereitschaft
Dass der Konzern entschieden hätte, das Bild zu übermalen, bestätigt
Sprecher Matthias Wulff gegenüber der taz nicht: „Wir wollen den Dialog.
Wir haben deshalb Gespräche gesucht – mit den Künstlern, mit den
Organisatoren und auch mit den Menschen im Quartier, und wollen das
fortsetzen. Alles Weitere entscheiden wir nach diesen Gesprächen.“ Das
Street-Art-Festival habe habe man gerne unterstützt, „weil uns an Vielfalt
und einem guten Zusammenleben im Quartier vor Ort im Roderbruch gelegen
ist“.
Begrich wiederum sagt, er könne sich nur eine einzige Veränderung des
Bildes vorstellen: „Wenn sich das damit illustrierte Geschäftsgebaren
ändert.“
[5][https://dasfehlendedrittel.tumblr.com/]
[6][www.hola-utopia.com/]
12 Sep 2021
## LINKS
[1] /Grosswohnsiedlung-Muemmelmannsberg/!5717821
[2] https://www.hola-utopia.com/
[3] https://www.dropbox.com/sh/wcm1nr5yluktjxh/AACfGrbvcboIQzCwDm0xjV6Pa/ARTIST…
[4] https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Hannover-Cuadro-Frezca-bemalt-Von…
[5] https://dasfehlendedrittel.tumblr.com/
[6] http://www.hola-utopia.com/
## AUTOREN
Alexander Diehl
## TAGS
Stadtentwicklung
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