# taz.de -- Baukosten in Hamburg auf Rekordhoch: Baukosten schießen in die Hö… | |
> Ein neues Gutachten zeigt: Beim Bauen steigen die Kosten in allen | |
> Bereichen, ganz besonders aber der Bodenpreis. Braucht es einen Deckel? | |
Bild: Immer höher, immer teurer: Bauen in Hamburg | |
HAMBURG taz | Seit Jahren moniert die Immobilienwirtschaft, dass sie | |
durchaus gern günstiger bauen wolle, um ihren Teil gegen die steigende | |
Mietpreisentwicklung beizutragen – doch stünden dem [1][vor allem steigende | |
Herstellungskosten und staatliche Auflagen im Weg.] Ein neues Gutachten | |
über die aktuellen Kosten für den Bau von Wohnraum in Hamburg kommt [2][zu | |
einem differenzierten Ergebnis]. Zwar steigen in allen Bereichen die | |
Kosten, besonders ragen aber die Grundstückspreise hervor. | |
„Das hat uns auch erschreckt“, sagt Dietmar Walberg, Geschäftsführer der | |
Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge) aus Kiel, die das | |
Gutachten erstellt hat. | |
Allein seit 2016 hat die Bodenspekulation zu einen Anstieg um mehr als 28 | |
Prozent bei den gebauten Wohngebäuden geführt. Erstmals überschritten auch | |
die durchschnittlichen Kosten für einen Quadratmeter gebaute Wohnfläche im | |
vergangenen Jahr so die 4.000-Euro-Marke. Für das laufende Jahr ist kein | |
Ende des Anstiegs in Sicht. Prognosen sehen die Grundstückspreise um | |
weitere 8,1 Prozent steigen. | |
Den historischen Höchstwert erreichten die Baukosten im ersten Quartal | |
2020. Durch die Coronapandemie sanken die Baupreise kurzzeitig. Den | |
Prognosen der Arge zufolge dürfte dieser kurze Knick aber im laufenden Jahr | |
wieder wettgemacht werden. „Wir rechnen für das laufende Jahr mit einem | |
Quadratmeterpreis im Mehrgeschossbau von 4.188 Euro“, sagt Walberg. | |
## Umfangreicher Datensatz beim Gutachten | |
Davon entfielen 853,80 Euro auf den Kaufpreis für das Grundstück und 3.133 | |
Euro auf die Herstellungskosten. Zwar macht der Kaufpreis einen kleineren | |
Anteil an den Gesamtkosten im Vergleich zu den Herstellungskosten aus, doch | |
stieg kein Kostenteil so stark an wie der Preis für die bebauten | |
Grundstücke: satte 28,6 Prozent Steigerung seit 2016. | |
Damals hatte die Arge erstmals die Baukosten untersucht. Zusammen mit einem | |
ersten Folgegutachten, dass 2019 erstellt wurde, gibt es mit dem aktuellen | |
Gutachten einen komplexen Datensatz über Neubauten in Hamburg. | |
Auch die restlichen Kosten stiegen, etwa für Baumaterialien oder | |
Handwerksarbeiten, um fast schon moderat anmutende rund 15 Prozent. Zum | |
Vergleich: Die allgemeinen Lebenshaltungskosten stiegen seither um | |
lediglich 5,5 Prozent. | |
## Erhöht das Bauen die Kosten? | |
In Auftrag gegeben hat das Gutachten die Stadtentwicklungsbehörde. | |
Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) freut sich besonders, dass es nun mehr | |
Transparenz bei den Baukosten in der Stadt gebe. | |
Bemerkenswert ist, worin Stapelfeldt einen Grund für die steigenden | |
Baukosten ausmacht: Sie würden auch den starken Wohnungsbau widerspiegeln, | |
der in der Stadt in den vergangenen Jahren stattgefunden habe. „Wir | |
schaffen in Hamburg jedes Jahr viel neuen Wohnraum in hoher Bauqualität. | |
Das bedeutet eine hohe Nachfrage, und die wirkt sich auf die Preise aus.“ | |
Dabei hatte der Senat bislang [3][mit seinem Ziel von 10.000 gebauten | |
Wohnungen pro Jahr] behauptet, dass erhöhter Wohnungsbau genau das | |
Gegenteil erreiche: „Der Bau zusätzlicher Wohnungen ist das wirksamste | |
Mittel gegen den Anstieg der Mieten“, sagte Stapelfeldt [4][erst im vorigen | |
Jahr noch.] | |
Das Gutachten kommt nun zu dem Ergebnis, dass Wohnraum mit moderaten Mieten | |
nahezu gar nicht mehr gebaut wird. „Es gibt nur noch sehr wenige Neubauten, | |
für die eine anschließende Kaltmiete von acht Euro machbar ist“, sagt | |
Walberg. | |
## Ein Deckel auf die Bodenpreise | |
Aus Sicht der Linken müsse die Stadt deshalb dringend den | |
[5][explodierenden Bodenpreisen etwas entgegensetzen]. Ideen gebe es genug. | |
„Klar ist, dass die Stadt Boden nicht weiter veräußern darf“, sagt die | |
Fachsprecherin für Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik, Heike Sudmann | |
(Die Linke). „Stattdessen sollte die Stadt Flächen rekommunalisieren und | |
gezielt aufkaufen.“ | |
Andere Kommunen machen das bereits seit Jahren, [6][die Stadt Ulm etwa.] | |
Dort liegt der Bodenpreis deshalb deutlich unter dem Landesschnitt. Und | |
dieses Ziel hätten, so Sudmann, übrigens auch Olaf Scholz und die | |
SPD-Bundesspitze im Wahlprogramm für die kommende Bundestagswahl | |
aufgenommen. Auf diese Weise würden Kommunen die Steuerungshoheit über den | |
Immobilienmarkt wiedergewinnen. | |
In letzter Konsequenz müsste nach Ansicht von Sudmann dann auch ein | |
Bodenpreisdeckel diskutiert werden. Die Stadtentwicklungsbehörde will von | |
diesen Vorschlägen nichts hören. Ihre Antwort auf die steigenden | |
Grundstückspreise: Gefördert werden künftig auch Wohnungsbauten auf | |
teurerem Grund. Außerdem: Gibt es an einen Bau Gestaltungsauflagen, will | |
die Stadt die zusätzlichen Kosten bezuschussen. | |
10 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.welt.de/finanzen/immobilien/article188340503/Baurecht-Foederali… | |
[2] https://www.hamburg.de/bsw/presse/14939834/2021-03-04-bsw-neues-gutachten-z… | |
[3] /Mietenpolitik-in-Hamburg/!5734204 | |
[4] https://www.abendblatt.de/hamburg/article229147018/Hamburg-schafft-Ziel-von… | |
[5] /SPD-Forderung-nach-einer-Bodensteuer/!5650299 | |
[6] https://www.derneuekaemmerer.de/nachrichten/beteiligungsmanagement/kommunen… | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
## TAGS | |
Mieten Hamburg | |
Immobilien Hamburg | |
Stadtentwicklung Hamburg | |
Die Linke Hamburg | |
Hamburg | |
Bauwirtschaft | |
Mieten Hamburg | |
Immobilien Hamburg | |
Hamburg-Steilshoop | |
Mieten Hamburg | |
Wohnen | |
Mieten Hamburg | |
Wohnen | |
Demokratie | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Sozialer Wohnungsbau in Hamburg: Ziel bei Sozialwohnungen verfehlt | |
Die Neubauzahlen in Hamburg erreichen nur zwei Drittel der Vorgaben. | |
Längere Preisbindungen von Wohnungen sollen das ausgleichen. | |
Wohnungsbau versus Klimaziele: Beirat gegen Beton | |
Der Hamburger Senat will weiterhin 10.000 Wohnungen pro Jahr bauen lassen. | |
Das widerspreche den selbst gesteckten Klimazielen, sagt der Klimabeirat. | |
Bauprojekt-Streit in Hamburg-Steilshoop: „Zu viel und am falschen Ort“ | |
In Hamburgs am engsten besiedelten Quartier will die Stadt 470 weitere | |
günstige Wohnungen bauen. Eine Initiative wehrt sich gegen „mehr vom | |
Gleichen“. | |
Gesunkene Mietpreise in Hamburg: Wende oder Atempause? | |
Erstmals seit vielen Jahren sind laut einer Studie in Hamburg die | |
Angebotsmieten leicht gesunken. Anders sieht es laut aktueller Studie im | |
Umland aus. | |
Steigende Immobilienpreise: So nachhaltig wie Amphetamin | |
Trotz der Wirtschaftskrise steigen die Immobilienpreise immer weiter – | |
schuld ist billiges Geld durch niedrige Zinsen. Aber es gibt Alternativen. | |
Streitgespräch über Mieteninitiative: „Die Stadt müsste sich bewegen“ | |
Andreas Breitner, Vertreter der Wohnungswirtschaft, und Initiativensprecher | |
Bernd Vetter streiten darüber, wie die Mieten in Hamburg zu bremsen wären. | |
Mietenpolitik in Hamburg: Volk begehrt Deckelchen | |
Ein Mietendeckel ist in Hamburg undenkbar. Doch die Volksinitiative „Keine | |
Profite mit Boden und Miete“ könnte Neubauwohnungen bald billiger machen. | |
Grundstücksvergabe über Erbbaurecht: Volksinitiative erreicht Quorum | |
Die Initiative „Keine Profite mit Boden und Miete“ schafft es, dass | |
Rot-Grün neu über die Praxis der Grundstücksvergabe in Hamburg nachdenken | |
muss. |