# taz.de -- Steigende Immobilienpreise: So nachhaltig wie Amphetamin | |
> Trotz der Wirtschaftskrise steigen die Immobilienpreise immer weiter – | |
> schuld ist billiges Geld durch niedrige Zinsen. Aber es gibt | |
> Alternativen. | |
Bild: Besonders deutlich verteuerten sich zum Jahresende Ein- und Zweifamilienh… | |
Die Immobilienpreise [1][steigen selbst während einer historischen | |
Wirtschaftskrise]. Es ist in erster Linie ein Kapitalmarkt-Effekt – und der | |
wiederum ist allein von der [2][billigen Geldpolitik der Zentralbanken] | |
getrieben. Bei höheren Zinsen könnte und würde sich niemand so hohe Kredite | |
aufladen. Der private Immobilienmarkt ist so nur ein Ausschnitt der | |
Finanzmärkte; auch Aktien stehen trotz Jahrhundertkrise unnatürlich hoch. | |
Nach dem Ende der Goldbindung Anfang der siebziger Jahre galt die | |
entfesselte Zentralbankpolitik als Allheilmittel für Wirtschaftsprobleme. | |
Heute zeigt sich, dass die Geldspritzen als langfristige Strategie zur | |
Problembewältigung ungefähr so nachhaltig sind wie Amphetaminspritzen zur | |
persönlichen Lebensbewältigung. Die Chancen hoher Ausschläge in beide | |
Richtungen sind durch die Geldschwemme besonders hoch, während | |
sicherheitsorientierte Sparer kaum noch Anlagemöglichkeiten haben. | |
Die Vorstellungen, dass Häuser eine „sichere Sache“ sind, stimmt zwar für | |
Selbstnutzer. Makler berichten jedoch von fortgesetzt hohem Interesse an | |
Immobilien als Anlageobjekten. Die Investoren sollten sich darüber im | |
Klaren sein, dass die Preise künftig mehr schwanken können als in der | |
Vergangenheit vor den Geldschwemmen. | |
Das ist umso besorgniserregender, als die Käufer immer weniger Eigenkapital | |
mitbringen. Ein hoher Kredit bleibt eben auch bei niedrigen Zinsen ein | |
hoher Kredit. Auch wenn die Mieten in den Städten den Normalverdienern zum | |
Teil schon absurd hoch erscheinen, sind sie trotz niedriger Zinsen im | |
Verhältnis oft günstiger als der Kauf. | |
Aus alldem gibt es Auswege. Die Bundesregierung muss wieder mehr mit | |
konkreten Transfers helfen, statt auf billiges Geld von der Notenbank zu | |
hoffen – das gilt auch für Hilfen für andere EU-Länder wie Italien. Ein | |
Mittel dazu wäre der Eurobond mit gemeinsamer Haftung. Ebenso würden die | |
Förderung des Hausbaus und mehr städtischer Wohnungsbau die Lage entlasten. | |
Die Wirtschaftspolitik sollte wieder realer werden, statt den Notenbanken | |
die Last aller Krisen aufzubürden. | |
30 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_154_61262… | |
[2] /Debatte-um-Steuern-in-Coronakrise/!5684680 | |
## AUTOREN | |
Finn Mayer-Kuckuk | |
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