Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bienen in Indien unter Stress: Feinstaub macht Honigbienen krank
> Luftverschmutzung in Indiens Städten schadet nicht nur Menschen, sondern
> auch Insekten. Das haben BiologInnen herausgefunden.
Bild: Riesenhonigbienen: Arbeiterinnen haben einen bernsteinfarbenen Hinterleib…
Mumbai taz | Auch wenn die [1][Luft in Indiens Megastädten] seit dem
Ausbruch der Corona-Pandemie sauberer geworden ist – die summenden
Bewohnerinnen wie die Riesenhonigbiene Apis dorsata [2][leiden weiter unter
der Belastung]. Das belegt [3][eine neue Studie] von WissenschafterInnen
des National Centre for Biological Sciences am Tata-Institut Bangalore. Sie
untersuchten mehr als 1.800 Bienen an vier Orten der Metropole mit
unterschiedlicher Luftschadstoffbelastung. Forschungsleiterin Shannon
Olsson hat die gesammelten Bienen teilweise in einem bedauernswerten
Zustand gefunden: „Sie erinnern an Kriegsgebiete, als wäre eine Bombe
explodiert, die sie mit dunklen Partikeln überdeckt haben“, sagt sie der
taz.
Erste besorgniserregende Funde hatte es bereits 2016 gegeben. Damals ging
Olssons Team der Frage nach, warum die Zahl von blütenbestäubenden Insekten
in der Stadt weniger wurde. Dass Luftverschmutzung Organismen zusetzt, ist
nicht neu. Beim Menschen können ultrafeine Staubpartikel bis in den
Blutkreislauf eindringen.
Die Forscher dokumentierten wie massiv die Auswirkungen auf Insekten sind:
Schon bei einem laut WHO „mittleren“ Luftverschmutzungswert von 50
Mikrogramm pro Kubikmeter kann das für Bienen gravierende Folgen haben. 80
Prozent der in Bangalore gesammelten heimischen Hautflügler, einem der
wichtigsten Bestäuber in Südasien, starben trotz Fütterung nach einem Tag.
Bienen aus einem Industriegebiet der Stadt waren in besonders schlechter
Verfassung und mit Schwermetallen wie Arsen, Blei oder Wolfram vergiftet.
„Die Ursache dafür ist sehr wahrscheinlich auf Emissionen von
Kraftfahrzeugen und Luftverunreinigungen durch Industrieanlagen
zurückzuführen“, sagt Olssons Mitarbeiterin Geetha Thimmegowda, die Bienen
von innen und außen untersucht hat.
## Erhöhte Sterberate
Dabei stellte sie die Beeinträchtigung vieler Körperfunktionen wie Atmung
und Immunreaktionen fest. Außerdem eine verstärkte Aktivität von
Stressgenen sowie eine erhöhte Sterberate. Mit zusätzlichen Untersuchungen
an Fruchtfliegen bestätigte die Biologin ihren Verdacht, dass auch andere
Insekten an Feinstaub leiden. „Das Ergebnis war für mich schockierend“,
sagt Thimmegowda, da Bangalore im Vergleich zu anderen Städten in Indien
weniger verschmutz gilt.
„Die Riesenhonigbiene ist nicht nur ein gewöhnlicher Stadtbewohner, sie ist
eine wichtige Art“, erklärt Thimmegowda. Sie fällt besonders durch ihre
Größe auf. Diese Bienen sind unverzichtbar für die Produktion von Obst,
Gemüse oder Hülsenfrüchten. Ihre Bedeutung wird klar, wenn man sich vor
Augen führt, dass Indien der weltgrößte Produzent von Obst und der
zweitgrößte von Gemüse ist. Die Riesenhonigbiene bestäubt etwa 700
verschiedene Pflanzen und produziert einen Großteil des indischen Honigs.
Imker Amit Godse aus Pune ist wenig überrascht von der Studie. Man wisse
bereits, dass Staubpartikel auf die Bienenstöcke geraten. Welchen
Unterschied dagegen weniger Luftverschmutzung macht, sieht er gerade bei
seinen Bienen. „Während der Ausgangsbeschränkungen sind neue Bienenvölker
entstanden“, sagt er. Was der Population geholfen hat, ist, dass zuletzt
weniger wilde Bienenstöcke entfernt wurden.“ Doch das alleine wird bei der
anhaltenden Luftverschmutzung weder den Bienen in Indien noch Europa
helfen.
14 Aug 2020
## LINKS
[1] /Umweltschutz-in-Indien/!5640998
[2] /Studie-zu-sinkendem-Wildbienenbestand/!5704837
[3] https://www.pnas.org/content/early/2020/08/04/2009074117
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Bienen
Indien
Biodiversität
Kolumne Stadtgespräch
Feinstaub
Schwerpunkt Coronavirus
Landwirtschaft
Luftverschmutzung
Lesestück Recherche und Reportage
Biodiversität
Schwerpunkt Klimawandel
Nikotin
Biodiversität
Bienensterben
Bienen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Luftverschmutzung in Mumbai: Feinstaub trübt das Lichterfest
Vier Tage lang dauern die Feierlichkeiten zu Diwali, dem hinduistischen
Neujahrsfest. In der Zeit wird viel geböllert, was für Lärm und Dreck
sorgt.
Luftverschmutzung in Europa: Feinstaub als Gesundheitsrisiko
Der Kampf gegen Luftverschmutzung in Europa ist noch nicht zu Ende. Viele
EU-Länder überschreiten weiterhin die Grenzwerte.
Zum Weltbienentag: Bienen als Coronatest
Per Geruch können Bienen wohl Menschen erkennen, die mit Coronaviren
infiziert sind. Wissenschaftler:innen und ein Start-up wollen das
nutzbar machen.
Insektenschutzpaket der Regierung: Absage an die Biene
Das Insektenschutzgesetz wird den Bauern kaum schaden und den Insekten kaum
nützen. Die wenigen betroffenen Landwirte sollten auf Bio umstellen.
TataSteel-Fabrik in Ijmuiden: Sammelklage der Anwohner
Überschreitung von Umweltauflagen, Grafitregen, Häufung von Lungenkrebs.
Gegen eine niederländische Stahlfabrik wird jetzt geklagt.
Dorfbewohner neben Stahlwerk: Schlechte Nachbarschaft
Wijk aan Zee liegt am Fuß der nordholländischen Dünen. Über Jahrzehnte
haben die Dörfler Gift und Staub still hingenommen. Aber jetzt reicht es
ihnen.
Selbstverpflichtung statt UN-Erklärung: Vorstoß für biologische Vielfalt
Kurz vor dem UN-Biodiversitätsgipfel stellen 64 Staaten ihren „Leaders’
Pledge for Nature“ vor. Zudem wird ein Rettungsschirm für die Natur
geplant.
Studie zu Klima- und Artenschutz: Die halbe Welt als Schutzgebiet
Ein „globales Sicherheitsnetz“ soll Klima und Arten schützen, schlagen
Wissenschaftler*innen vor. Menschenrechts-NGOs sind skeptisch.
Nikotine verursachen Vogelsterben: Ein Genuss, der tötet
Ungesund für Mensch und Tier, vor allem in der Pandemie: Warum
Nikotin-Konsum nicht nur das Coronavirus verbreitet, sondern auch Vögel
tötet.
ExpertInnen kritisieren Untersuchung: In den USA kein Insektensterben?
Laut einer Studie sind Insekten-Populationen in Nordamerika stabil.
Fachleute sind verwundert und zweifeln an der Methodik der US-Forscher.
Studie zu sinkendem Wildbienenbestand: Ernten in USA und Kanada bedroht
Neue Forschungsergebnisse zeigen einen starken Rückgang wilder Bienen in
Nordamerika. Das hat schwerwiegende Folgen für die Agrar-Produktion.
Drohnenlarven als Nahrungsmittel: Echter Bienenstich
Männliche Bienen werden oft noch vor dem Schlüpfen aus dem Bienenstock
geschnitten und einfach weggeworfen. Dabei sind sie doch so schmackhaft!
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.