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# taz.de -- Luftverschmutzung in Mumbai: Feinstaub trübt das Lichterfest
> Vier Tage lang dauern die Feierlichkeiten zu Diwali, dem hinduistischen
> Neujahrsfest. In der Zeit wird viel geböllert, was für Lärm und Dreck
> sorgt.
Bild: Böllern und Glitzern, bis zur Smog-Warnstufe Rot: Dwali-Feierlickeiten i…
Mumbai taz | Mumbai liegt unter einem grauen Schleier, Wolkenkratzer
verschwinden im Dunst. Ein Bild, das in den kühleren Monaten in der
westindischen Millionenstadt wieder alltäglicher wird. Denn zum
hinduistischen Neujahrsfest Diwali wurden reichlich Böller gezündet – trotz
der ohnehin schon hohen Feinstaubbelastung im November. Kurz vor dem Fest
war die Luft zwar ein wenig besser, doch dann kletterte der
Luftqualitätsindex AQI von 119 auf noch ungesündere 150. Die Warnstufe Rot
leuchtete [1][auf den AQI-Apps] auf.
So manche Bewohner:innen Mumbais verstimmte das. Sind doch diese Tage
dem Triumph des Guten über das Böse gewidmet, ein Tag im Besonderen der
Göttin Lakshmi, die für Glück und Wohlstand steht. Warum sollte man die
Luft also freiwillig verpesten, wenn es so viel zu feiern gibt?
Das dachte auch Sunita, eine Mumbaier Schneiderin, als auf dem Platz vor
ihrem Haus unzählige Feuerwerkskörper gezündet wurden. Tagelang. Lärm und
Qualm belasteten sie, [2][ihre Kinder begannen zu husten.] „Ich bin mit
[3][Diwali als buntem Lichterfest] aufgewachsen, jetzt wird es immer mehr
zu einem Feuerwerksfest“, bedauert sie.
Doch sich laut zu beschweren würde nicht helfen, meint Sunita. Sie
versucht, sich die Feiertage mit traditionellen Süßigkeiten zu verschönern.
Und hofft, dass sich niemand in der Nachbarschaft verletzt.
## Bauarbeiten werden gestoppt, Böllerzeiten festgelegt
Bereits vor dem Fest wurden in Mumbai die Bauarbeiten an Wohnungen und der
neuen U-Bahn gestoppt. Zu staubig war es in der Westküstenstadt. Tanker
sprühen derzeit zweimal täglich Wasser gegen den Staub auf die Straßen, die
Wirksamkeit ist umstritten. Zuletzt wurden die Zeiten für Feuerwerk und
Böller eingeschränkt: „Gemäß des Obersten Gerichtshofs dürfen
Feuerwerkskörper während Diwali zwischen 20 und 22 Uhr gezündet werden“,
verkündete das Ordnungsamt.
Daran hielten sich jedoch lange nicht alle. In der Zeitung stand, dass mehr
als 800 Personen festgenommen wurden, da sie außerhalb der erlaubten Zeit
geböllert hatten.
Der Versicherungsangestellte Akash Rathore findet das übertrieben.
Feuerwerk gehöre einfach dazu, und gezündet werde nicht nur zu Diwali. „Wir
werden uns das bewahren“, sagt der 45-Jährige am letzten Festtag. Diwali
sei nur wenige Tage im Jahr, das sollte man die Menschen doch gebührend
feiern lassen.
## Böllern verschmutzt die Luft und macht Arme ärmer
Doch nicht alle teilen seine Leidenschaft. Sunil Gupta, ein 60-jähriger
Autorikschafahrer, kann die Beliebtheit der Feuerwerkskörper nicht
verstehen. Früher war das ein Hobby der Reichen, erinnert sich Gupta. Dass
Arbeiter und kleine Leute heute ihr Geld für Böller ausgeben, darüber
schüttelt er nur den Kopf. „Diese Leute werden noch krank davon, aber ihre
Unvernunft werden sie wohl nicht aufgeben.“
Er vermisse Mumbais frische Luft. „Früher gab es hier kaum
Luftverschmutzung“, so Gupta. Doch die wachsende Motorisierung und die
vielen Baustellen hätten das geändert. „Und dann kam noch das Feuerwerk
hinzu.“
Hausfrau Lata, die in einem Mumbaier Vorort lebt, erzählt, dass sie
während der Diwali-Feierlichkeiten schlecht geschlafen habe. Es sei ihr zu
laut gewesen in der Nacht, trotz der Zurückhaltung ihrer Familie und
Nachbar:innen. „Meine kleine Enkeltochter hat sich vor den Geräuschen
draußen erschreckt“, sagt sie. In diesem Jahr verzichtet ihre Familie
aufgrund eines Todesfalls auf große Feierlichkeiten. Dennoch schien es
Lata, als sei der Lärm dieses Mal ganz besonders intensiv gewesen.
Sonst schmückte sie das Haus gern mit Lichtern, hängte bunte Laternen auf
und malte geometrische Rangoli-Muster aus Sand vor ihrer Haustür. Dieses
Jahr ist das anders. Aber sie weiß, dass mit Diwali nun eine Reihe
hinduistischer Feste zu Ende geht. Zwar wird in Mumbai auch Silvester
gefeiert, aber das ist gesellschaftlich weniger relevant – und sollte daher
ruhiger ablaufen, hofft sie. Und auch die Prognosen der Feinstaub-App
versprechen: Die Luft wird bald besser.
20 Nov 2023
## LINKS
[1] /Feinstaubalarm-in-Suedkorea/!5580165
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## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Kolumne Stadtgespräch
Indien
Mumbai
Feuerwerk
Feinstaub
Kolumne Stadtgespräch
Silvester
Luftverschmutzung
Bienen
Schwerpunkt Fridays For Future
Neu Delhi
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