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# taz.de -- Corona-Lage in anderen Metropolen (II): Lichtblicke zum Lichterfest
> Im indischen Mumbai sinken die Infektionszahlen, zu Diwali drängen sich
> die Menschen auf Märken​. Doch was ist nach dem Fest?
Bild: Unterwegs auf dem Markt
Mumbai taz | „Keine Maske, kein Zutritt“ steht in roten Buchstaben auf den
Stadtbussen Mumbais. Poster mit dem gleichen Spruch reihen sich in die
Hochhauskulisse. Seitdem das Ordnungsamt wieder angefangen hat, die
Maskenpflicht in der westindischen Metropole zu kontrollieren und Bußgelder
zu verteilen, klappt es wieder besser mit dem Mundnasenschutz. Zumindest
wird er von so manchen aus der Hosentasche gezückt, um in den Bus zu
steigen oder die strenge Kontrolle vorm S-Bahn-Eingang passieren zu können.
Corona hat immer noch einen starken Einfluss auf den Alltag in Indien und
Mumbai, auch wenn die Bevölkerung mehr als müde davon ist.
Viele haben zum Beispiel seit Monaten keinen Fuß mehr in den Vorstadtzug
setzen können, da die Plätze für die, die in wichtigen Bereichen – vom
Krankenhaus bis zur Bank arbeiten, reserviert sind. Dabei nutzen sonst
sechs Millionen täglich die Bahn. Immerhin dürfen Frauen, die oft keine
andere Fortbewegungsmöglichkeit als öffentliche Verkehrsmittel haben,
wieder zu Nicht-Stoßzeiten fahren. Für Haushälterin Cathy eine große
Erleichterung.
Seit Ende März hat sie nicht mehr richtig gearbeitet. Sie wohnt weit
außerhalb, und wollte daher nicht stundenlang im vollen Bus sitzen. Nun
kann sie wieder Bahnfahren und sich unkompliziert von einem Stadtteil zum
anderen bewegen, doch mit vorsichtigen Schritten und zwei Masken
übereinander.
Täglich verzeichnet Mumbai noch zwischen 15 und 20 Todesfälle im
Zusammenhang mit Corona, die allerdings schon wesentlich höher waren. Die
aktiven Corona-Fälle sind auf 13.000 gesunken. (Insgesamt wurden knapp
270.000 Infektionen in Mumbai gemeldet.) Die Verdopplungsrate liegt nun bei
255 Tagen. Im Oktober wurde bekannt, dass bereits 45 Prozent der Slum- und
18 Prozent der Bewohner:innen von Wohnungen Covid-19 Antikörper haben.
Das mag auch einer der Gründe sein, weshalb nicht jeder die Pandemie noch
so ernst nimmt wie Cathy. Gerade die Tage vor Diwali, dem größten
Hindufestivals des Jahres sind die Märkte voll wie auf der Kirmes: Blumen,
Gemüse, Obst, Kerzenlichter und Kleidung werden im Überfluss angeboten.
Dazwischen schieben sich Menschen durch. Andere sitzen auf dem Boden und
preisen ihre Waren an. Sie hoffen nach Monaten der Flaute wenigstens jetzt
etwas Geld zu machen.
Mit den Verkäufer:innen sind auch viele Wanderarbeiter:innen, die die Stadt
verlassen hatten wieder in die 20-Millionen-Metropole zurückgekehrt. Die
letzten kommen wohl nach den Feiertagen. Danach sollen die Schulen für
höhere Klassen wieder öffnen. Restaurants mit Personenbeschränkung sind es
seit ein paar Wochen wieder. Auch die Zeiten, in denen die Straßen
Fahrradfahrer gehörten, sind vorbei. Die Verkehrswege sind wieder überfüllt
mit motorisierten Zwei-, Drei- und Vierrädern.
Die Regierung hat nun beschlossen, grünes Licht für die Wiedereröffnung von
Tempeln, Kirchen und Moscheen zu geben. Es gibt jedoch Prognosen, dass die
Coronafälle nach dem Lichterfest wieder ansteigen werden. Unterdessen geht
die Covid-19-Impfstoffforschung weiter: Die erste Testreihe des indischen
Bharat Biotech-Kandidaten wird demnächst in Mumbai beginnen.
16 Nov 2020
## AUTOREN
Natalie Mayroth
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Sandra Scheeres
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