| # taz.de -- Geschlossene Grenzen in Deutschland: Nachbar, ein Virenträger | |
| > Im Kampf gegen Corona werden die Schlagbäume gesenkt. Eindrücke aus | |
| > Aachen, von der polnischen Grenze, entlang der B96 – und aus dem | |
| > Baumarkt. | |
| Bild: Das grenzenlose Europa ist vorbei. Straßensperre in Neersel-Dreef an der… | |
| Ganz im Westen der Bundesrepublik, im Dreiländereck bei Aachen, hat man | |
| Grenzen seit 25 Jahren zu vergessen gelernt. Man lebt in diesem Land, | |
| arbeitet in jenem, fährt zum Freizeiten ins dritte. Manchmal weiß man | |
| spontan nicht, wo man gerade ist: schon Belgien, noch Niederlande. Und | |
| jetzt? | |
| Jetzt ist alles anders. Die Grenze zu Belgien ist gesperrt. Nicht anders | |
| sieht es am anderen, dem östlichen Ende Deutschlands aus: Zutritt nach | |
| Polen nur mit Sondergenehmigung. Das Gleiche gilt für fast alle anderen | |
| Nachbarländer. Der Kampf gegen das Virus hat in Europa und Deutschland | |
| innerhalb weniger Tage Zustände hervorgebracht, wie es sie seit Jahrzehnten | |
| nicht mehr gegeben hat. Selbst zwischen Bundesländern und an | |
| Landkreisgrenzen ist die Kleinstaaterei zurückgekehrt. | |
| Im niederländischen Vaals geht es über den Viergrenzenweg hoch zum | |
| Dreiländereck auf dem Vaalserberg. Von 1815 bis 1919 gab es noch den | |
| Ministaat Neutral-Moresnet, da war es sogar ein Vierländereck. Ein | |
| beliebter Postkartenspruch damals: „… wo sich vier Länder küssen“. | |
| Heute dominiert Distanz statt Küssen. Die Bespaßungsindustrie hier oben | |
| ruht, alles zu: die Kneipen, der Aussichtsturm, das Labyrinth, Frittenbude | |
| und die Tourist-Info, wo sie sonst Hollands höchsten Punkt von fast alpinen | |
| 322,7 Metern feiern. Belgien ist seit fast zwei Wochen abgeriegelt. | |
| Absperrgitter, Schilder, Flatterbänder und Aushänge verrammeln den Weg. Die | |
| Niederlande sind als letzter Nachbar zur Bundesrepublik offen – noch. | |
| Vereinzelt kommen Menschen hierher, um die wiedererstandene Grenze | |
| anzuschauen. Auf belgischer Seite erklärt einer seinen Kindern, er mache | |
| jetzt ein „photo de la barrière“. Wir fotografieren uns dabei | |
| grenzüberschreitend gegenseitig. | |
| Das Gespräch mit einem älteren niederländischen Ehepaar zeigt, wie schnell | |
| die neuen Grenzen alte Ressentiments im Kopf reaktivieren. Sie erzählt von | |
| „deze blöde Belges“: Deren Ordnungskräfte, unberechenbar streng, lauerten | |
| einem jetzt sogar auf Waldwegen auf. Er schimpft über die Deutschen: die | |
| kämen in sein Vaals, um das Toilettenpapier wegzukaufen, „bergeweise, | |
| furchtbar“. Im Krieg haben die Deutschen den besetzten Niederländern die | |
| Fahrräder geklaut, jetzt nehmen sie ihnen das Klopapier weg. Immerhin | |
| zahlen sie heute. | |
| Ortswechsel: Am Grenzübergang Köpfchen auf der Straße zwischen Aachen und | |
| Eupen sind die belgischen Kontrollen schon Routine. Zwei Polizeibeamte | |
| halten jeden an. Durchfahrt nur mit Sondererlaubnis, etwa Arbeitsplatz oder | |
| Arztbesuch. Für Pendler kein Problem. Alle zeigen brav ihre Passierscheine. | |
| „In vier Stunden war heute noch nichts“, sagt einer der überaus | |
| freundlichen Polizisten, „anfangs mussten wir manche zurückschicken, aber | |
| jetzt: keinerlei Stress, die Leute sind sehr verständnisvoll.“ Auch die | |
| Buspassagiere werden gecheckt. | |
| Alle werden gefragt, ob sie im Nachbarland eingekauft haben. Das ist | |
| verboten, „wegen der unterschiedlichen Bestimmungen bei den | |
| Betretungsregeln von Geschäften“. Gilt für Belgier in Deutschland und | |
| umgekehrt. Bei Verstößen sind sofort 250 Euro fällig, was auch schon | |
| kassiert wurde, „und im Wiederholungsfall bis 3.000“. Dann endlich: zwei | |
| Studierende, die im Hohen Venn wandern gehen wollen. Sie müssen umkehren. | |
| „Ich glaube, die waren wirklich ahnungslos“, sagt einer der Polizisten. | |
| In Vaals, wo fast alle Geschäfte geöffnet haben (außer Kneipen und Cafés), | |
| herrscht ein aus deutscher Sicht unwirklich-emsiges Treiben. Von hier geht | |
| die Fahrt durch die Hügellandschaft zum nächsten Ziel, zehn Kilometer | |
| entfernt: der Campingplatz Vieux Moulin im belgischen Sippenaeken, der sich | |
| über mehrere hundert Meter an die niederländische Grenze schmiegt. Ob man | |
| da reinkommt? | |
| Am üblichen Fußweg: Barrikade wie beim Dreiländereck. Ein Stück weiter aber | |
| eine Furt im Wald ohne Hinweis. Hah! Ein Schritt über das Rinnsal und ich | |
| betrete Belgien. Der Campingplatz ist menschenleer: Übernachtungen sind per | |
| Corona-Dekret verboten. Aber was ist das? Am romantisch mäandernden | |
| Flüsschen La Gueule/Geul/Göhl sitzt jemand. Ängstlichen Blicks halten wir | |
| uns erst gegenseitig für einen Polizisten. Nein, er genieße an seinem Wagen | |
| nur ein wenig die Sonne. Zwei Illegale lachen. Auch der Rückweg gelingt, | |
| diesmal verbotenerweise über die Barrikade. | |
| ## An der Oder: Pendeln im Schichtdienst | |
| Am deutsch-polnischen [1][Grenzübergang zwischen Schwedt und Krajnik Dolny] | |
| reihen sich zwei Autos hinter zwei Tankkraftwagen. Sie haben die Oder schon | |
| überquert, die abwechselnd von kräftigen Sonnenstrahlen und leichten | |
| Regentropfen bespielt wird. Aprilwetter. Ähnlich wechselhaft sind die | |
| Grenzregelungen der polnischen Regierung. Noch vor zwei Wochen stauten sich | |
| Fahrzeuge von hier aus 40 Kilometer in Richtung Westen. Die strengen | |
| Kontrollen betrafen vor allem Lastwagen. | |
| An diesem Tag sind Straße und Fußweg so leer wie sonst nur in der Nacht. | |
| Dabei ist es Freitagnachmittag – die Zeit der polnischen Berufspendler. | |
| Doch ebendiese dürfen seit einer Woche die Grenze gen Polen nur noch | |
| passieren, wenn sie sich im Anschluss in eine zweiwöchige Quarantäne | |
| begeben. Anstatt täglich zwischen den Ländern zu pendeln, müssen sie sich | |
| nun entscheiden: Bleiben sie zu Hause, in Polen, oder an ihren Arbeitsorten | |
| in Deutschland? | |
| Piotr Król (Name geändert) wartet in seinem silbernen VW Touran am | |
| Grenzübergang. Ob er auf der anderen Seite der provisorischen Absperrungen | |
| in Quarantäne müsse? Nein, er sei Kraftwagenfahrer und die dürften | |
| passieren, antwortet er in gebrochenem Deutsch und richtet seinen Blick | |
| wieder auf die uniformierten Männer vor sich. Einige tragen | |
| Fiebermessgeräte bei sich, andere Sturmgewehre. Hinter ihnen liegt blass | |
| und leblos der Grenzort Krajnik Dolny. Die Wechselstuben, Zigarettenläden, | |
| Tankstellen und Friseurgeschäfte würden vergebens auf Kundschaft warten. | |
| Sechs Kilometer nördlich läuft Bartłomiej Kotarski auf und ab. Der schmale | |
| Mann leuchtet in seinem orangefarbenen Warnanzug vor der grauen Kulisse der | |
| Papierfabrik, in der er arbeitet und seit dieser Woche auch wohnt. Zum | |
| Feierabend nach Stettin zu seiner Verlobten zu fahren, wäre derzeit ein | |
| One-Way-Ticket. | |
| Für gewöhnlich pendeln allein nach Schwedt an der Oder täglich 400 | |
| Beschäftigte aus nahegelegenen polnischen Orten. Weitere 600 haben ihren | |
| Hauptwohnsitz in die deutsche Grenzstadt verlegt. Es sind Arbeiterinnen und | |
| Arbeiter aus der Erdölraffinerie und der Papierfabrik, aber auch | |
| Pflegekräfte im ambulanten Dienst, im Krankenhaus vor allem Ärztinnen und | |
| Ärzte. Einige von ihnen wohnen jetzt im Hotel, arbeiten zwei Wochen und | |
| lassen sich dann ablösen, um sich ab dem Osterfest in die häusliche | |
| Quarantäne in Polen zu begeben. Schichtdienst neu gedacht. | |
| Zwei Wochen arbeiten, zwei Wochen Quarantäne, das ist auch Kotarskis Plan. | |
| Derzeit wohnt er in einem langgezogenen braun verputzten Zweckbau, dessen | |
| Fenster von schmalen Metallgeländern geziert sind. Eine aus kleinen Steinen | |
| gegossene Treppe führt ins Obergeschoss zu einer schwarzen Metalltür, deren | |
| Gitter von versetzten Kreisformen unterbrochen ist. Die Zeit scheint 1989 | |
| stehengeblieben. | |
| ## Wohnen auf Zeit im Fabrikgebäude | |
| Mit leisen Schritten führt der 28-Jährige zu seinem Zimmer. Es ist mit | |
| schlichten braunen Möbeln eingerichtet. Auf dem Schreibtisch steht ein | |
| Fernsehgerät, darunter eine hellblaue Kühlbox. Der Blick nach draußen ist | |
| von Alu-Jalousien unterbrochen. „Hier kann man schön in Ruhe Deutsch | |
| lernen“, sagt Kotarski ernst, aber freundlich und mit kaum hörbarem Akzent. | |
| Ansonsten mache er Sport oder lese, derzeit ein Buch über Salze, um sich | |
| die Zeit nach der Arbeit als Staplerfahrer zu vertreiben. „Ich hoffe, es | |
| dauert nicht mehr so lang“, sagt Kotarski und begibt sich auf den Weg zur | |
| Arbeit. | |
| Der Fußweg zwischen den Fabrikgebäuden ist so schmal, dass es schwerfällt, | |
| den vorgesehenen Abstand zu halten. Ein Lkw mit polnischem Kennzeichen | |
| fährt vorbei. Kotarski sagt: „Der kann dann einfach über die Grenze fahren, | |
| ohne Kontrolle, dabei ist er doch auch nur ein Mensch.“ In Kotarskis Stimme | |
| klingen weder Neid noch Abschätzung. Nur Unverständnis. Nachdem er fünf, | |
| sechs Jahre lang im Havelland arbeitete, ist er nun seit drei Monaten in | |
| der Schwedter Papierfabrik. „Ich wollte hierher, in die Nähe von meiner | |
| Familie, und jetzt …“, sagt er und komplettiert den Satz mit einem Blick, | |
| der keine Frage offenlässt. | |
| Erst kamen die langen Staus, durch die Kotarski fünf Stunden anstatt einer | |
| halben nach Hause brauchte. Vor einer Woche dann wurde die Grenze völlig | |
| dicht gemacht. Kotarski hatte sich um halb acht am Abend auf den Weg | |
| begeben. „Ich habe gewusst, es könnte stockend sein – aber so! Alle sind | |
| gefahren.“ Um 23.59 Uhr konnte Kotarski noch ein letztes Mal die Grenze | |
| nach Hause überqueren. „Eine Minute. Ich hatte einfach Glück. Zwei Autos | |
| hinter mir hieß es für alle Pendler: Kwarantanna.“ Seine Stimme hebt sich | |
| vor Spannung, wenn er diese Minuten erneut durchlebt. | |
| Wie viel Güterverkehr, aber auch wie viele Berufspendler:innen sich seit | |
| der Öffnung der Grenzen zwischen Deutschland und Polen bewegen, wird vielen | |
| erst klar, seit sie wieder geschlossen wurden. Derzeit kommen Güter durch, | |
| die meisten Menschen jedoch nicht. Ab Ostermontag sollen auch Pendler:innen | |
| die Grenze wieder wie gewohnt passieren können. Aber wer weiß schon, ob das | |
| stimmt. | |
| ## Wie Mecklenburg-Vorpommern sich einigelt | |
| „Für touristischen Verkehr im Land gesperrt“, lautet die Aufschrift des | |
| Schilds, das an der B 96 zwischen Fürstenberg und Neustrelitz steht. Die | |
| Bundesstraße führt von Berlin nach Stralsund, mitten in Deutschland. Der | |
| Verkehr ist dünn. Der Weg verläuft schnurgerade, die Kiefern des Waldes | |
| stehen ordentlich in Reih und Glied. | |
| Ordentlich geht es auch an einem zur Kontrollstelle umfunktionierten | |
| Parkplatz kurz hinter dem Schild zu. Ein gutes halbes Dutzend Polizeibeamte | |
| ist hier eingeteilt, um verdächtige Kraftfahrzeuge auf ihrem Weg nach | |
| Norden zu kontrollieren. Verdächtig heißt in diesen Zeiten: wenn die Autos | |
| ein Berliner, Brandenburger oder gar ein polnisches Nummernschild tragen. | |
| Dann nämlich ist den Insassen die Einreise nach Mecklenburg-Vorpommern | |
| verwehrt, so sie keine triftigen Gründe nennen können. | |
| Zwei in gelbe Warnwesten gehüllte Beamte stehen an der Einfahrt zum | |
| Parkraum und fischen die entsprechenden Fahrzeuge heraus. Die Kontrollen | |
| verlaufen höflich und sind rasch beendet, die Reisenden verständnisvoll. | |
| Der Insasse eines blauen Dacia auf dem Weg nach Neustrelitz trägt seine | |
| Gründe vor: „Ich wohne dort, bin gerade umgezogen.“ Eine Meldebescheinigung | |
| kann er nicht vorweisen. „Das Rathaus ist geschlossen“, sagt er. Er darf | |
| passieren. Eine Dame im weißen Golf muss zum Tierarzt, auch sie darf | |
| rübermachen. Etwas länger dauert es beim Fahrer eines polnischen | |
| Transporters, der kein Deutsch spricht und nur über rudimentäre | |
| Englischkenntnisse verfügt. Er ruft seinen Deutsch sprechenden Chef an, der | |
| die Lage erklärt. Ein Polizist hört mit, der Mann kann seine Reise | |
| fortsetzen. | |
| Die Coronakrise hat dazu geführt, dass alte Grenzen innerhalb des Landes | |
| neu entstanden sind. Wie hier in Mecklenburg. Die Landesregierung in | |
| Schwerin hat entschieden, dass dies nicht die Zeit ist, Touristen | |
| willkommen zu heißen, sondern dass im Gegenteil diese Reisenden gefährlich | |
| werden könnten: als potenzielle Virenträger, die, kommt es hart auf hart, | |
| die Kapazitäten der Landes-Kliniken überlasten könnten. | |
| Mecklenburg-Vorpommern zählt zu den Bundesländern mit den wenigsten | |
| Infizierten. Diejenigen, die sich an die Regelung nicht halten, „begehen | |
| eine Straftat, die mit den notwendigen Sanktionen belegt werden könnte“, | |
| sagt Innenminister Lorenz Caffier. | |
| Ob diese Maßnahmen der Stärkung der Solidarität unter den Bundesbürgern | |
| besonders förderlich sind, ist eine Frage, die die Polizei nicht | |
| beantworten kann und will. „Wir sind ja keine Unmenschen“, sagt der | |
| freundliche Einsatzleiter auf dem Parkplatz an der B 96. Es werde mit „Herz | |
| und Verstand“ kontrolliert, mit „Fingerspitzengefühl“ eben, erklärt der | |
| Vollbartträger. An diesem Tag habe er noch kein Fahrzeug zurückweisen | |
| müssen. Ein Paar wird herausgewunken, der Fahrer steigt aus. Sie wollten | |
| heute gar nicht rüber, man wolle nur wissen, ob über Ostern ein Besuch bei | |
| den Verwandten möglich. Der Polizist reagiert abschlägig, der Wagen dreht | |
| um. | |
| ## Über 2.000 Zurückweisungen – mitten in Deutschland | |
| Bis zum letzten Freitag habe es es 25.251 Kontrollen an der Landesgrenze | |
| gegeben, dabei kam es zu 2.204 Zurückweisungen, sagt Dörte Lembke, | |
| Sprecherin des Innenministeriums in Schwerin. Und sie erklärt, dass auf | |
| diejenigen, die auf Schleichwegen die Urlaubsregion erreichen wollten, | |
| Kontrollen im Landesinnern warten: „Die Ordnungsämter sind sehr aktiv, um | |
| nach dem Rechten zu schauen. Der ein oder andere Anruf geht ein. Da sei | |
| jemand, der gehöre hier nicht hin.“ Der Tourist ist nicht länger ein | |
| umschmeicheltes Wesen, er ruft Denunzianten auf den Plan. | |
| Auch Schleswig-Holstein hat seine Grenzen für Touristen gesperrt. In | |
| Brandenburg belässt man es bei Appellen an die Berliner, doch bitte nicht | |
| zu Ausflügen ins Nachbarland zu starten. Ein Landkreis allerdings ist | |
| ausgeschert: In [2][Ostprignitz-Ruppin] mit dem Besuchermagneten Rheinsberg | |
| ist Urlaub nicht nur unerwünscht, sondern per Allgemeinverfügung verboten. | |
| Auch hier lautet die Begründung, man fürchte eine Überlastung der eigenen | |
| Kliniken. Die Einreise in den Landkreis mit seinen sanften Hügeln, vielen | |
| Wäldern und klaren Seen gelingt auf gähnend leeren Straßen dennoch | |
| problemlos. Die Kontrollen seien Sache der Ordnungsämter, die Polizei | |
| überprüfe auf Streifen, erklärt Kreis-Pressesprecher Alexander von | |
| Uleniecki: „Wir bitten die Camper, ihre Zelte abzubauen und abzureisen.“ | |
| Zugleich aber habe man an die Einwohner appelliert, „Fremde nicht zu | |
| beleidigen“. | |
| Und wenn die Deutschen auf Urlaube und Ausflüge verzichten müssen, gar die | |
| eigene Verwandtschaft nicht mehr besuchen dürfen, ja „nicht zwingend | |
| notwendige Reisen unbedingt zu unterlassen“ haben, wie es das | |
| Bundesinnenministerium formuliert, was machen sie dann? Sie renovieren. | |
| Davon kann Florian Preuß ein Lied singen. Der Pressesprecher der Kette | |
| Hornbach ist mit einem bisher unbekannten Phänomen konfrontiert: dem | |
| Baumarkt-Tourismus aufgrund ganz spezieller Grenzziehungen. | |
| Es ist nämlich so, dass manche Bundesländer den Einkauf im Baumarkt | |
| untersagt haben, Sachsen und Bayern zum Beispiel. Andere sind da liberaler, | |
| etwa Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Und deshalb ist neuerdings der | |
| Parkplatz vor der Hornbach-Filiale in Halle (Sachsen-Anhalt) mit Autos aus | |
| dem nahen Raum Leipzig (Sachsen) gefüllt. Schön findet Preuß das nicht: | |
| „Der Markt ist dafür zu klein. Angesichts von Corona dürfen nur 100 | |
| Menschen gleichzeitig das Gebäude betreten. Wir wollen aber keine langen | |
| Schlangen vor den Eingängen“, sagt er. Für die Tage vor Ostern befürchtet | |
| Preuß, dass nicht alle Kunden in seinen Baumarkt vordringen können. Er | |
| appelliert, doch zu überlegen, ob man wirklich kommen müsse. | |
| Niedersachsen hat in der letzten Woche die Sperrung der Baumärkte wieder | |
| aufgehoben, um den damit verbundenen Tourismus zu beenden. In Sachsen und | |
| Bayern reagiert man auf diese Art der Freizeitgestaltung ausgesprochen | |
| humorlos. „Die Fahrt in ein anderes Bundesland gilt nicht als triftiger | |
| Grund zum Verlassen der Wohnung“, erklärt ein Sprecher des Sächsischen | |
| Sozialministeriums. Fast wortgleich antwortet das bayerische | |
| Innenministerium. Das Bußgeld fällt in beiden Ländern gleich aus: 150 Euro. | |
| Allerdings: Eine Kontrolle des Parkplatzes von Hornbach in Halle auf | |
| Kennzeichen mit einem „L“ durch Leipziger Polizeikräfte ist nicht möglich. | |
| Die Beamten dürften nicht in einem fremden Bundesland eingesetzt werden, | |
| sagt eine Sprecherin der Leipziger Polizei. | |
| 5 Apr 2020 | |
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