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# taz.de -- Unruhen in Brüssel: Fast 100 Festnahmen
> Nach dem Tod eines 19-Jährigen kam es trotz Ausgangssperre zu Krawallen.
> Der junge Mann starb bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei.
Bild: Nach offiziellen Angaben wurden bei den Unruhen vier Polizeiwagen demolie…
Brüssel taz | Trotz Corona-Ausgangssperre ist es am Osterwochenende in
Brüssel zur schweren Krawallen und fast 100 Festnahmen gekommen.
Innenminister Pieter de Crem sprach von „völlig inakzeptablen“ Vorgängen
und beschuldigte die beteiligten Jugendlichen, „nicht nach unseren Werten
zu funktionieren“. Der für Brüssel zuständige Staatssekretär Pascal Smet
stellte aber auch das Vorgehen der Polizei infrage.
Die Unruhen im Brüsseler Problemviertel Anderlecht waren ausgebrochen,
nachdem ein Jugendlicher bei einer Verfolgungsjagd ums Leben gekommen war.
Der 19-jährige Adil war mit einem Motorroller vor einer Polizeistreife
geflohen und schließlich mit einem Polizeiwagen zusammengestoßen. Dabei zog
er sich tödliche Verletzungen zu. Die Hintergründe der missglückten
Kontrolle waren zunächst unklar.
Offenbar als Reaktion auf den Todesfall kam es am Samstag und Sonntag zu
schweren Krawallen. Vermummte Jugendliche griffen Polizisten mit Steinen an
und zertrümmerten städtisches Mobiliar. Nach offiziellen Angaben wurden
vier Polizeiwagen demoliert und mehrere private Fahrzeuge in Brand
gesteckt. Die Polizei setzte Tränengas ein und nahm fast 100 Menschen fest,
darunter viele Minderjährige.
Die Familie von Adil distanzierte sich von den Krawallmachern, forderte
aber auch eine vollständige Aufklärung des Todesfalls. Adil sei in seinem
Viertel als freundlicher und „guter“ junger Mann bekannt gewesen, zitiert
die Tageszeitung Le Soir einen Streetworker. In Anderlecht habe es schon
viele ähnliche Todesfälle gegeben. Einige Jugendliche hätten Adil rächen
wollen.
## Anderlechts Bürgermeister: Wollten Trauerzug zulassen
Nach Polizeiangaben kamen viele der Krawallmacher jedoch aus anderen
Gemeinden. Anderlechts Bürgermeister Fabrice Cumps zeigte sich überrascht
von der Eskalation. Man habe einen Trauermarsch erwartet und diesen auch
zulassen wollen – trotz der strikten Ausgangssperre.
Staatssekretär Smet beklagte einen „Bruch des Vertrauens“ zwischen den
Jugendlichen und der Polizei. Es gebe Misstrauen und sogar Hass – und zwar
auf beiden Seiten. Die Polizei habe möglicherweise Fehler gemacht, sagte
der sozialistische Politiker. Die Polizeigewerkschaft SLFP reagierte
empört. Smet solle sich besser informieren, bevor er die Polizisten
kritisiert, heißt es in einer Erklärung. Die Coronakrise habe schon mehr
als 3.600 Todesopfer gefordert, die Politik müsse sich hinter die
Sicherheitskräfte stellen.
Obwohl das „Confinement“, also die [1][Ausgangssperre], schon seit vier
Wochen gilt, bekommt Belgien die Coronakrise nur schwer in Griff. Die
Sterbequote gehört mit zu den höchsten in Europa.
13 Apr 2020
## LINKS
[1] /Corona-in-Belgien/!5674408
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Polizei
Belgien
Belgien
Schwerpunkt Coronavirus
Belgien
Schwerpunkt Rassismus
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