# taz.de -- US-Maßnahme gegen Mexiko: Trump errichtet Dollar-Mauer | |
> Mit Strafzöllen in Höhe von 5 Prozent will Trump Mexiko zwingen, stärker | |
> gegen Migrant*innen auf dem Weg in die USA vorzugehen. Er droht mit mehr. | |
Bild: Politisch umkämpft: Migranten-Kinder aus Honduras in Mexiko | |
Berlin taz | US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag [1][Strafzölle in | |
Höhe von 5 Prozent auf alle Importe aus Mexiko verhängt]. Die Zölle würden | |
graduell erhöht, kündigte Trump an, bis Mexiko den Zustrom von | |
Migrant*innen, die illegal die US-Grenze überqueren wollten, unterbinde. | |
Trumps überraschende Ankündigung erfolgte, nur wenige Stunden nachdem in | |
beiden Ländern der kürzlich ausgehandelte neue Freihandelsvertrag zwischen | |
den USA, Mexiko und Kanada den jeweiligen Parlamenten zur Ratifizierung | |
vorgelegt worden war. Mexiko ist der größte Handelspartner der USA – | |
jährlich importieren die USA Güter im Wert von 346,5 Milliarden US-Dollar. | |
Fünf Prozent Steuern auf diese Summe würden 17,3 Milliarden Dollar in die | |
US-Staatskasse bringen – die von den betroffenen Unternehmen allerdings | |
vermutlich voll auf die Kunden umgelegt und insofern für deutliche | |
Teuerungsraten sorgen würden. Bis Oktober will Trump die Zölle in | |
5er-Schritten auf 25 Prozent anheben, sollte Mexiko den Forderungen nicht | |
nachkommen. | |
Dass Trump Strafzölle zur Durchsetzung politischer Forderungen jenseits von | |
Handelskonflikten einsetzt, ist neu. Trump beruft sich dabei auf den von | |
ihm selbst ausgerufenen Notstand an der Südgrenze. Der erlaube dem | |
Präsidenten auch wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen. | |
Betroffen sind neben mexikanischen und US-amerikanischen auch | |
internationale Unternehmen, die sich zu Zeiten des alten | |
Nafta-Freihandelsvertrages in Mexiko angesiedelt hatten, um bei niedrigen | |
Produktionskosten direkten Zugang zum US-Markt zu haben. Betroffen wären | |
auch die US-Autokonzerne Ford und General Motors sowie der US-italienische | |
Autobauer Fiat Chrysler, die asiatischen Hersteller Baic, Honda, Kia, | |
Mazda, Nissan und Toyota sowie die deutschen Konzerne Volkswagen und BMW. | |
## Zahlen steigen | |
Politisch scheint im Umgang mit der Südgrenze inzwischen ein Großteil der | |
US-Amerikaner*innen sich Trumps Positionen anzunähern. In einer jüngst von | |
Harvard CAPS/Harris Poll veröffentlichten Umfrage stimmten immerhin 56 | |
Prozent der Befragten der Aussage zu, an der Grenze zu Mexiko verschärfe | |
sich eine humanitäre Krise und eine Sicherheitskrise. Nur 44 Prozent | |
glaubten, dass die Krise lediglich aus politischen Gründen behauptet würde. | |
Dazu tragen auch Nachrichten wie die vom Donnerstag bei: Grenzpatrouillen | |
nahmen in der Nacht von Mittwoch bei El Paso in Texas eine Gruppe von 1.036 | |
Personen fest. Davon gehörten 934 zu gemeinsam reisenden Familien, 63 waren | |
unbegleitete Minderjährige und 39 allein reisende Erwachsene. Alle stammten | |
aus den mittelamerikanischen Ländern Guatemala, Honduras oder El Salvador. | |
Sie wurden festgenommen, nachdem sie den Rio Grande überquert hatten und | |
südlich des Zentrums von El Paso unterwegs waren. Es ist die größte | |
zusammenhängende Gruppe, die je an der Grenze festgenommen wurde. | |
Doch die Zahlen steigen tatsächlich auch insgesamt. Im laufenden | |
Steuerjahr, das im Oktober begonnen hat, wurden bislang 530.000 | |
Migrant*innen an der Südgrenze von den Behörden in Gewahrsam genommen. Im | |
gesamten Steuerjahr 2018 waren es 521.000. Die Gewaltkrisen der | |
Herkunftsländer sorgen dafür, dass die Menschen es immer wieder versuchen, | |
auch wenn sie ertappt und zurückgeschickt werden. | |
Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador reagierte sichtlich | |
ungehalten auf die Strafmaßnahme der Trump-Regierung. In einem in | |
mexikanischen Medien veröffentlichten offenen Brief an Trump schreibt er | |
zwar zu Beginn, er wolle keine Konfrontation, sondern bevorzuge den Dialog. | |
Auch kündigt er nicht unmittelbare Vergeltungsmaßnahmen an, die Mexikos | |
Vizeaußenminister Jesús Seade bei einer spontan einberufenen | |
Pressekonferenz zunächst in Aussicht gestellt hatte. Handele man nach dem | |
Prinzip Auge um Auge und Zahn um Zahn, seien am Schluss alle halbblind und | |
zahnlos, schreibt López Obrador. | |
## Trugschluss „America First“ | |
Dann jedoch hagelt es Vorwürfe. Trump wisse ganz genau, dass Mexiko seiner | |
Verantwortung, die illegale Durchreise von Migrant*innen durch Mexiko zu | |
verhindern, im Rahmen des Möglichen und ohne die Menschenrechte zu | |
verletzen nachkomme. Im Übrigen würde niemand ohne Grund seine Heimat | |
verlassen. Um das Problem zu lösen, habe er Trump seit Beginn seiner | |
Amtszeit vorgeschlagen, durch Investitionen und Entwicklungszusammenarbeit | |
gegen die Krise in Zentralamerika vorzugehen. Trump hatte im Gegenteil die | |
Hilfe für die Länder unter dem Vorwurf eingestellt, sie würden die Menschen | |
nicht von der illegalen Ausreise abhalten. | |
Soziale Probleme, schrieb López Obrador weiter, löse man nicht mit Zöllen | |
und Zwangsmaßnahmen. Und von einem Tag auf den anderen das Land der größten | |
Versprechen in ein geschlossenes Ghetto zu verwandeln, in dem jene | |
stigmatisiert, misshandelt, verfolgt und abgeschoben werden, die sich durch | |
Arbeit ein Leben ohne Armut verdienen wollen, sei ja wohl nicht das, was | |
die Freiheitsstatue symbolisiere. Trumps „America First“ sei ein | |
Trugschluss, denn Gerechtigkeit und Brüderlichkeit seien ewige universelle | |
Werte. | |
Eine exakte Definition, welche Ziele erreicht werden müssten, damit die USA | |
die Strafzölle wieder aufheben, war zunächst nicht zu erfahren. „Wir werden | |
den Erfolg an den Zahlen der Grenzübertritte messen, und diese Zahlen | |
müssen deutlich heruntergehen,“ sagte Mick Mulvaney, amtierender Stabschef | |
im Weißen Haus, vor Journalisten in Washington. | |
31 May 2019 | |
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[1] /Grenzstreit-zwischen-USA-und-Mexiko/!5599416 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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