# taz.de -- Handelskrieg USA gegen Mexiko: Schlechte Laune bei BMW | |
> Mexiko hat viele globale Konzerne angezogen. Der deutsche Autobauer will | |
> ein neues Werk eröffnen. Was, wenn die USA nun tatsächlich die Zölle | |
> erhöhen? | |
Bild: Künftige BMW-Mitarbeiter bei einer Schulung im mexikanischen San Luis Po… | |
Mexiko-Stadt taz | Günstige Arbeitskräfte, ein großer lokaler Markt und | |
umfangreiche Exportchancen: Der deutsche Automobilhersteller BMW hat gute | |
Gründe, in Mexiko zu investieren. Rund eine Milliarde Euro ließ es sich das | |
Münchener Unternehmen kosten, im zentralmexikanischen Bundesstaat San Luis | |
Potosí ein neues Werk zu bauen, in dem künftig die 3er-Serie produziert | |
werden soll. Bereits im kommenden Jahr würden 175.000 Wagen vom Band | |
laufen, versprach der BMW-Lateinamerika-Chef Alexander Wehr jüngst. 2.500 | |
Beschäftigte sollen Autos der Spitzenklasse herstellen. | |
Am Donnerstag soll die Fabrik eingeweiht werden. Doch wenige Tage zuvor | |
trüben Tweets aus dem Nachbarland die Stimmung. US-Präsident Donald Trump | |
droht der mexikanischen Regierung mit Strafzöllen, wenn diese nicht | |
unmittelbar Maßnahmen ergreife, um die Migration durch ihr Land Richtung | |
USA einzudämmen. | |
Ab dem 10. Juni werde man fünf Prozent Importsteuer für jedes Produkt | |
erheben, das aus Mexiko eingeführt werde, twitterte der Staatschef. Dieser | |
Zoll würde bis Oktober schrittweise auf 25 Prozent erhöht. Mexiko nutze die | |
USA seit Jahrzehnten aus, polterte Trump. | |
Obwohl die aggressiven und gelegentlich [1][rassistischen Tweets] des | |
US-Präsidenten gegen das Nachbarland mittlerweile alltäglich geworden sind, | |
verfehlte die Ankündigung ihre Wirkung nicht. Kaum hatte Trump seine ersten | |
Zeilen abgesetzt, sank der Wert des mexikanischen Pesos gegenüber dem | |
US-Dollar. Zahlreiche Unternehmen, die wie Walmart oder die Finanzgruppe | |
Banorte in Mexiko aktiv sind, verzeichneten Verluste. | |
## Die Drohungen kommen zu einem irritierenden Zeitpunkt | |
Ebenso traf es die Automobilindustrie, die zu den wichtigsten Produzenten | |
in Mexiko zählt. Der US-Konzern General Motors, der auch in San Luis Potosí | |
ein Werk betreibt, verlor drei Prozent, die Aktienwerte von Volkswagen, | |
Daimler und BMW sanken an der Frankfurter Börse um bis zu 4,9 Prozent. | |
Dabei hatte sich die Lage gerade entspannt, nachdem sich die kanadische, | |
die mexikanische und die US-amerikanische Regierung auf eine überarbeitete | |
Fassung ihres bisherigen Freihandelsvertrags Nafta geeinigt hatten. Das | |
modifizierte Abkommen, USMCA genannt, sollen die Parlamente in diesen Tagen | |
ratifizieren. | |
Der 1994 in Kraft getretene Nafta-Vertrag hat zahlreiche Unternehmen aus | |
aller Welt angezogen, die in Mexiko für den US-Markt produzieren. So auch | |
alle großen deutschen Fahrzeugbauer. Schließlich ist der Standort nicht nur | |
wegen des Freihandels attraktiv: Bereits zwei Jahre vor der Eröffnung des | |
BMW-Werkes hat das Unternehmen einen Stundenlohn von etwa zwei Euro für | |
ungelernte Beschäftigte ausgehandelt. | |
Die günstigen Investitionsbedingungen führten dazu, dass Mexiko | |
mittlerweile der viertgrößte Autoexporteur ist, obwohl das Land über keine | |
eigene Marke verfügt. Ebenso haben sich Bekleidungs- und Elektrofirmen | |
angesiedelt. „Auch wenn wir immer die Avocados und Tequila als nationalen | |
Reichtum betonen, werden zwei Drittel der Exporte Mexikos von globalen | |
Unternehmen bestritten“, kommentierte Jonathan Ruiz Torre in der Zeitung El | |
Financiero. 68 Prozent aller dort hergestellten Fahrzeuge gehen in die USA. | |
## Autokonzerne befürchten Milliardenverluste | |
Sollte [2][Trump mit seinen Strafzöllen] ernst machen, würde das die | |
Autobauer und ihre Zulieferer schwer treffen. Für den Fall, dass die | |
Einfuhrsteuern 25 Prozent betragen, würden Firmen wie Ford, Fiat Crysler | |
oder General Motors nach Einschätzung der Deutschen Bank Milliardenverluste | |
einfahren. Die Einbußen für BMW wären zwar geringer, vermutet der | |
Automobilexperte vom Bankhaus Metzler gegenüber der Agentur Bloomberg. | |
Dennoch werde angesichts der Unsicherheit angenommen, dass „die | |
Produktionssteigerung wesentlich geringer ausfalle als geplant“. | |
Die Münchner Firma gibt sich indes gelassen. „Wir verfügen als Unternehmen | |
über ein weltweites Produktionsnetzwerk und einen globalen Absatzmarkt“, | |
heißt es in einer Mitteilung. Tatsächlich dürfte BMW nicht ausschließlich | |
den US-Markt im Blick haben, schließlich hat die mexikanische Regierung mit | |
insgesamt 40 Staaten Freihandelsverträge abgeschlossen. Auch das | |
Kaufinteresse an den luxuriösen Limousinen in Mexiko sei gestiegen, betont | |
Lateinamerika-Chef Wehr. | |
Trump hofft dagegen, dass einst in den USA ansässige Firmen wieder dorthin | |
zurückkehren. Wenn Mexiko die „Invasion“ illegaler Migranten nicht stoppe, | |
werde Washington mit Hilfe hoher Strafzölle dafür sorgen, dass Unternehmen | |
und Arbeitsplätze zurückkämen, „die dummerweise südlich der Grenze | |
angesiedelt wurden“. | |
5 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Wolf-Dieter Vogel | |
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