| # taz.de -- Hamburger Vorwahlkampf: Schulfrieden mit rechts | |
| > Schulpolitik diskret: Rot-Grün verhandelt mit FDP und CDU, aber nicht mit | |
| > der Linken. Heraus kommen könnte eine Stärkung des Gymnasiums. | |
| Bild: Schulfrieden statt Wahlkampf: Wenn sich CDU und FDP durchsetzen, kommt da… | |
| Hamburg taz | Hinter verschlossen Türen verhandeln seit Januar die | |
| Fraktionschefs von SPD und Grünen, Dirk Kienscherf und Anjes Tjarks, mit | |
| denen von CDU und FDP, André Trepoll und Anna von Treuenfels-Frowein. | |
| Eigentlich wurde darüber Stillschweigen vereinbart – doch [1][war dieser | |
| Tage doch davon im Hamburger Abendblatt zu lesen]. | |
| Demnach haben die Gespräche einen anderen Charakter [2][als die im Jahr | |
| 2010]. Alle Beteiligten seien diesmal einig, dass die „Gymnasien gestärkt | |
| werden sollen“. Rot-Grün habe dafür gar einen „Sieben-Punkte-Plan“ | |
| vorgelegt, nachdem CDU und FDP „Forderungen“ gestellt hätten. | |
| Tonangebend scheint die Liberale Anna von Treuenfels-Frowein zu sein, die | |
| als einzige auch Schulpolitikerin ist und einst mit der Volksinitiative | |
| „Wir wollen lernen“ [3][die sechsjährige Primarschule kippte]. Im ersten | |
| Schulfrieden von 2010, geschlossen im Schatten dieses Streits, legten sich | |
| SPD, CDU und Grüne fest: Sollte die damals anstehende Volksabstimmung für | |
| die Primarschule verloren gehen, bliebe die Zwei-Säulen-Struktur aus | |
| Stadtteilschule und Gymnasien für zehn Jahre unangetastet. | |
| Damit verzichteten die Grünen auf ihre Pläne für eine „Schule für alle“. | |
| Den Vertrag formal nicht mit unterzeichnet hatte die Linksfraktion, aber | |
| sie saß mit am Tisch bei den Verhandlungen, die zunächst das Ziel hatten, | |
| dass sich alle vier Fraktionen als Bürgerschaft [4][gemeinsam auf ein | |
| Schulgesetz einigen und für die Primarschule streiten]. | |
| ## Getrennte Kurse, je nach Leistung? | |
| Das ist diesmal anders. „Ich wurde gar nicht erst gefragt“, sagt Sabine | |
| Boeddinghaus (Linke). So stehen nun die Forderungen von CDU und FDP allein | |
| im Raum – zum Beispiel die, das 2011 abgeschaffte „Sitzenbleiben“ wieder | |
| einzuführen. Auch soll den Stadtteilschulen in den höheren Klassen die | |
| „äußere Leistungsdifferenzierung“ aufgezwungen werden: In Fächern wie Ma… | |
| oder Deutsch sitzen Kinder nach Leistung getrennt in unterschiedlichen | |
| Kursen. Dagegen spricht die pädagogische Überzeugung, dass beide Gruppen | |
| voreinander profitieren und besser gemeinsam lernen im | |
| „binnendifferenzierten“ Unterricht. Zurzeit ist es den Schulen | |
| freigestellt, welchen Weg sie für besser halten. | |
| Auch die einheitliche Lehrerbildung wollen CDU und FDP wieder rückgängig | |
| machen. Noch nicht klar ist, ob sich die CDU die Rückkehr zum neunjährigen | |
| Gymnasien (G9) auf die Fahnen schreibt, wenn im Herbst der Wahlkampf | |
| losgeht: Mit dieser Idee steht Fraktionschef Trepoll bislang relativ allein | |
| da. | |
| SPD und Grüne äußern sich nicht zu ihren sieben Punkten. Sie argumentieren, | |
| dass in der Verlängerung des Schulfriedens an sich ein Wert liege und sehen | |
| diesen durch Trepolls G9-Pläne gefährdet. Dem Abendblatt zufolge sind sie | |
| bereit, die Ausstattung mit Lehrern in den Gymnasialklassen fünf und sechs | |
| zu verbessern. | |
| ## GEW erkennt „Hinterzimmerpolitik“ | |
| Auch solle die „Qualität des Abiturs“ gesteigert werden: Die Schüler | |
| müssten dann statt 34 bis zu 40 Kurse in die Abinote einbringen. Das heißt, | |
| sie könnten weniger Kurse streichen, in denen ihre Noten nicht so gut sind. | |
| Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW spricht von | |
| [5][Hinterzimmerpolitik]. „Wir kennen dieses Sieben-Punkte-Papier von | |
| Rot-Grün nicht“, sagt sie. Angemessen wäre, dass die Parteien ihre | |
| Vorschläge offen diskutieren, denn: „Es geht hier um die Bildungszukunft | |
| dieser Stadt.“ | |
| Die Linke will im Herbst ein eigenes „Schulgesetz für eine inklusive | |
| Schule“ vorlegen, und namhafte Experten auffahren. Es soll darum gehen, | |
| bestehende Nachteile der Stadtteilschulen abzubauen. Nachdem sie ihren | |
| Gesetzentwurf in die Bürgerschaft eingebracht habe, so Boeddinghaus, | |
| erwarte die Fraktion, dass er „im Schulausschuss behandelt wird“. | |
| 22 Apr 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article216947559/Was-die-Verha… | |
| [2] /Hamburger-Schulreform/!5147061 | |
| [3] /Volksentscheid-in-Hamburg/!5138845 | |
| [4] /Hamburger-Schulreform/!5147061 | |
| [5] https://www.gew-hamburg.de/themen/schule/offenheit-statt-hinterzimmerpolitik | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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