# taz.de -- Rat über Schulpolitik in Hamburg: „Wir brauchen Schulfrieden vom… | |
> Elternvertreter Torsten Schütt lädt zum „Schulfriedensgipfel“, weil der | |
> Parteien-Pakt ausläuft. Ein Thema soll das Abschulen vom Gymnasium sein. | |
Bild: Es ist fünf Jahre her, dass SPD, Grüne, FDP und CDU im Hamburger Rathau… | |
taz: Herr Schütt, Ihre Gemeinschaft der Elternräte an Stadtteilschulen lädt | |
für Samstag zu einem „Schulfriedensgipfel“ ein. Wozu braucht Hamburg so | |
einen Gipfel? | |
Torsten Schütt: Aus unserer Sicht gibt es in Hamburg immer wieder | |
Bestrebungen einzelner Initiativen, Stadtteilschulen zu Schulen zweiter | |
Klasse zu degradieren. Um dem den Nährboden zu nehmen, benötigen die | |
Stadtteilschulen Planungssicherheit durch einen Schulfrieden, um ihre | |
erfolgreiche Arbeit konzentriert und fokussiert fortsetzen zu können. | |
taz: Also, Sie finden gut, dass der Schulfrieden die Struktur aus Gymnasien | |
und Stadtteilschulen festschreibt? | |
Schütt: Ja. Der Schulfrieden gilt ja seit 2010, wurde [1][2019 verlängert] | |
und schuf seither Sicherheit. Das war für Hamburgs Schulen wichtig. Aber er | |
ist zu restriktiv. Er lässt wenig Diskussionen zu Themen wie Inklusion oder | |
Gestaltung der Bildungspläne zu. [2][Dieses Restriktive] muss raus. Wir | |
wollen einen Schulfrieden, der aus Sicht der Schüler denkt und auch | |
Veränderungsprozesse zulässt. | |
taz: [3][Sie veranstalten] den Gipfel zusammen mit der Gewerkschaft GEW, | |
einem weiteren Schulverband und [4][der Linken]? | |
Schütt: Ja. Auch die Vorstände der Schüler- und Elternkammer leiten einen | |
Workshop. Und jeder ist uns willkommen. | |
taz: In der Einladung steht, man bräuchte aus Sicht der Wissenschaft eine | |
Änderung der Schulstruktur und -kultur. Teilen Sie das? | |
Schütt: Wir haben Forderungen und dafür vier Headlines gewählt: „Inklusive | |
und integrative Schule“, „Gerechte und gesunde Schule“ sowie „Demokrati… | |
und partizipatorische Schule“ und „Zukunftsfähige und zielorientierte | |
Schule“. Diese vier Punkte sind wichtig, werden aber, wenn Sie fünf Leute | |
fragen, zu sieben verschiedenen Antworten führen. Daher halten wir dazu | |
vier Workshops ab, um hier jeweils einen Konsens zu finden. Den bringen wir | |
dann als klare Forderung in einen Schulfrieden, gedacht von allen Schülern, | |
ein. | |
taz: Wie müsste denn die Schulstruktur sein? Sollte man das [5][Abschulen | |
vom Gymnasium] nach Klasse 6 abschaffen? | |
Schütt: Das kann natürlich eine Forderung sein. Ich persönlich halte das | |
für ein wirklich gutes Instrument, um den Druck aus dem Jahrgang sechs zu | |
nehmen. Ich kann nur nichts zu den Ergebnissen des Workshops sagen. Solche | |
Ergebnisse erhoffe ich mir aber. Dass wir klare Aussagen von ganz | |
unterschiedlichen Gremien und handelnden Personen bekommen, die wir dann in | |
die Politik tragen können. | |
taz: Wieso wäre das gut? | |
Schütt: Sie wissen ja, was das mit der Psyche der jungen Menschen macht. | |
Abschulung ist ein so negatives Wort. Von meinen fünf Kindern haben auch | |
welche das Gymnasium besucht. Der Leistungsdruck in Jahrgang fünf und sechs | |
war damals schon stark und der ist heute noch viel stärker. Kinder beginnen | |
schon in der Grundschule mit Nachhilfe, weil es ab Klasse fünf ganz klar | |
heißt: Da sieben die Lehrer. Im Schnitt verwehrte man vor Corona 1.000 | |
Schülern im Jahr den Übergang in die siebte Klasse. Es waren im letzten | |
Jahr circa 800, aber das sind 800 Kinder, die wirklich leiden. Und dann | |
haben wir noch die Grauzone, die sich am Gymnasium mit Hängen und Würgen | |
bis Klasse zehn hochhangelt. Ich halte dieses Abschulen für sehr, sehr | |
schwierig. | |
taz: Wie sollen die Gymnasien sich ändern, um diese Schüler zu behalten? | |
Schütt: Das muss man genau überlegen. Aus meiner Sicht müssten sich Eltern | |
zweimal überlegen, ob sie ihr Kind auf einem Gymnasium anmelden oder gleich | |
an einer Stadtteilschule. Es darf nicht dazu führen, dass sich die | |
Gymnasien mittelfristig zu Eliteschulen entwickeln. | |
taz: Was passiert mit den Ergebnissen? | |
Schütt: Sofern es hoffentlich zu den vier Punkten einen Konsens gibt, | |
binden wir eine Schleife drum und sagen: Das ist das, was wir uns nach | |
Weihnachten von der Politik wünschen. Der Schulfrieden läuft ja 2025 aus. | |
Es gibt ein paar kleinere Bestrebungen, den wieder zu erneuern. Und das | |
wollen wir massiv unterstützen. Aber dann doch einen etwas anderen | |
Schulfrieden, einen vom Kind gedachten. Also nicht aus der Politik von | |
oben, nach dem Motto: Wir müssen Ruhe haben und halten alle Diskussionen | |
unter dem Deckel. | |
17 Jan 2025 | |
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[4] https://www.linksfraktion-hamburg.de/termine/schulfriedensgipfel/ | |
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## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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