# taz.de -- Kreuzberger Mischung gefährdet: Kreativer Protest gegen Hausverkauf | |
> MieterInnen eines Eckhauses in Kreuzberg wehren sich gegen den Verkauf | |
> ihres unsaniertes Hauses. Es ging bei einer Versteigerung an einen | |
> anonymen Käufer. | |
Bild: Mieterprotest vor der Versteigerung des Hauses Eisenbahnstr. 2–3/Muskau… | |
Fragezeichen über Fragezeichen, wohl an die 50 Stück, kleben am | |
Samstagvormittag in den Fenstern des Eckhauses Eisenbahnstraße 2–3/Muskauer | |
Straße in Kreuzberg. „Ist das eine Party oder ein Protest?“, fragt eine | |
Passantin, die mit dem Fahrrad vorbeikommt. Dann liest sie die Parolen, die | |
in einigen anderen Fenstern hängen. „Wohnraum für alle“ und „Make | |
Capitalism History“ steht dort auf Schildern geschrieben. | |
Mit der Aktion wollen die MieterInnen darauf aufmerksam machen, dass mitten | |
im Milieuschutzgebiet erneut eine Luxussanierung droht. Das 1898 erbaute | |
Eckhaus mit seinen 38 Mietwohnungen und mehreren Gewerberäumen wurde noch | |
nie grundlegend saniert. Einige Wohnungen haben noch Ofenheizungen. Die | |
Nettokaltmieten liegen zwischen 2,11 und 7,48 Euro pro Quadratmeter. | |
Entsprechend unterschiedlich ist die Mieterschaft. Eine Richterin wohnt | |
dort ebenso wie Studierende, RentnerInnen und Hartz-IV-EmpfängerInnen. | |
Jetzt ist diese Kreuzberger Mischung gefährdet. Im November 2017 erfuhren | |
die MieterInnen von der geplanten Versteigerung. Innerhalb weniger Tage | |
organisierten sie eine MieterInnenversammlung und Ende November vor ihrem | |
Haus eine erste Protestkundgebung unter dem Motto „Wir halten zusammen“. | |
## Anonymer Bieter | |
Bei der Versteigerung am 14. Dezember 2017 tauchten die MieterInnen mit | |
Plakaten auf. Ihr Unmut wurde noch größer, als das Haus an einen Bieter am | |
Telefon ging, der anonym bleiben wollte. Daran hat sich auch mehr als sechs | |
Wochen nach dem Verkauf nichts geändert. Die MieterInnen wissen immer noch | |
nicht, wer der Käufer ist. Daher haben sie am Samstag die Fragezeichen | |
angebracht. | |
Unterstützt wurden sie in ihrem Protest von den Kreuzberger | |
Bundestagsabgeordneten der SPD, Cansel Kiziltepe, der Grünen Canan Bayram | |
und Pascal Meiser von der Linken. Gegenüber der taz erklärte Bayram, sie | |
wolle prüfen, ob mit der anonymen Versteigerung das Vorverkaufsrecht | |
umgangen werden soll. Misstrauisch macht die MieterInnen auch der hohe | |
Kaufpreis von 7,16 Millionen Euro, der rund 30 Prozent über dem vom Bezirk | |
ermittelten Verkehrswert liegt. | |
Sollte das Bezirksamt von seinem Vorverkaufsrecht Gebrauch machen, müsste | |
allerdings nur der Verkehrswert gezahlt werden. Die Alternative wäre eine | |
sogenannte Abwendungsvereinbarung, mit der sich der Käufer zu | |
Beschränkungen bei Modernisierung und Mieterhöhung verpflichten würde. Am | |
10. März läuft die entsprechende Frist ab. Die MieterInnen wollen bis dahin | |
ihren Protest fortsetzen. | |
4 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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