# taz.de -- GroKo-Einigung bei Bildung: Bund und Land, Hand in Hand | |
> Schwarz-Rot einigt sich auf ein 11-Milliarden-Paket. Damit der Bund | |
> wieder in Schulen investieren darf, soll das Grundgesetz geändert werden. | |
Bild: Aufgemerkt, der Bund darf in kommunaler Bildung investieren – wenn die … | |
Berlin taz | Das böse Wort „Kooperationsverbot“ will Ex-SPD-Generalsekret�… | |
Hubertus Heil künftig nicht mehr gebrauchen. Statt von der Abschaffung | |
desselben spricht er am Freitagvormittag lieber vom gemeinsamen | |
Schulterschluss von Bund und Ländern. So steht es auch im Ergebnispapier. | |
Überhaupt zeigt sich Heil, der in der Arbeitgruppe Bildung die | |
SPD-Forderungen vertrat, „hochzufrieden“, nachdem sich die Gruppe | |
Freitagnacht geeinigt hatte. | |
Heil zeigt Großmut. Denn die Ergebnisse lesen sich wie ein Wünsch-Dir-was | |
der SPD: Das Grundgesetz soll geändert werden und der Bund künftig die | |
Möglichkeit erhalten, in die kommunale Bildungsinfrastruktur zu investieren | |
– sprich in Schulen und Kitas. Damit sei ein neues Ganztagsschulprogramm | |
möglich, frohlockte Heil. | |
Das erste, 2003 von der damaligen SPD-Bildungsministerin Edelgard Bulmahn | |
angestoßene Ganztagsschulprogramm war ein Renner – und beste Werbung für | |
die SPD. Es lief so gut, dass die Ex-Unionsministerpräsidenten Edmund | |
Stoiber und Roland Koch bei der Föderalismusreform von 2006 durchsetzten, | |
dass sich der Bund künftig nicht mehr finanziell in die | |
Länderangelegenheiten – zuvorderst Schulen und Hochschulen – einzumischen | |
hat. Die SPD sprach daraufhin verbittert vom – Pardon – Kooperationsverbot. | |
Die künftige Große Koalition will nun ein neues Ganztagsschulprogramm | |
auflegen. Zwei Milliarden Euro will der Bund bis 2021 in die Grundschulen | |
investieren, um diese zu Ganztagsschulen umzubauen. Derzeit wird nur ein | |
Drittel der Grundschüler ganztags betreut. Angestrebt wird auch ein | |
Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz – allerdings nicht mehr in dieser | |
Legislaturperiode, sondern erst 2025. | |
Insgesamt wollen Union und SPD 11 Milliarden Euro in den nächsten vier | |
Jahren zusätzlich in den Bildungsbereich stecken. Neu gegenüber dem Stand | |
der Sondierungsergebnisse ist, dass davon auch 3,5 Milliarden Euro für den | |
sogenannten Digitalpakt in dieser Legislatur fest gebucht sind. Den Pakt | |
hatte die scheidende Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) angestoßen, um | |
die Schulen mit schnellem Internet und zeitgemäßen Computern auszustatten. | |
Allerdings tauchten die einst vorgesehen 5 Milliarden Euro nie im | |
Bundeshaushalt auf – auch weil die Verhandlungen mit den Ländern stockten. | |
## Kretschmann ist dagegen | |
Mit der geplanten Grundgesetzänderung wäre diese Direktinvestition des | |
Bundes nun rechtlich kein Problem mehr. Allerdings muss die | |
Grundgesetzänderung nicht nur im Bundestag, sondern auch im Bundesrat mit | |
Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen werden. Die SPD-geführten Länder stünden | |
dahinter so Heil, auch bei der Union sehe er keine Probleme. | |
Überzeugungsarbeit müsse man in Baden-Württemberg leisten. | |
Hier führt der Grüne Winfried Kretschmann die Regierung. Dass der | |
überzeugte Föderalist seine Meinung ändert, ist nicht zu erwarten – obwohl | |
eigentlich auch seine Partei für die Abschaffung des Kooperationsverbots | |
ist. „Wir sind mit diesem Ergebnis nicht zufrieden“, sagte ein Sprecher | |
Kretschmanns. Man halte nichts davon, dass der Föderalismus weiter | |
ausgehöhlt werde. Diese Haltung werde man auch in den Verhandlungen | |
zwischen Bund und Ländern vertreten. Mit dem schwarzen Koalitionspartner | |
sei man sich da im Übrigen einig. | |
Die bayerische CSU ist pragmatischer. Man sei mit dem Ergebnis zufrieden, | |
so der Sprecher des bayerischen Kultusministers Ludwig Spaenle. In einer | |
Pressemitteilung betonte Spaenle, es sei wichtig, dass sich der Bund | |
künftig auch an Investitionen der Länder in die Bildungsinfrastruktur | |
beteiligen werde, vor allem in Ganztags- und Betreuungsangebote, in | |
Digitalisierung und in der beruflichen Bildung. „Die Verantwortung für die | |
Bildung bleibt bei den Ländern.“ | |
## 3,5 Milliarden für Kitas | |
Für die weiteren Projekte im geplanten Bildungspaket der Großen Koalition | |
ist keine Verfassungsänderung nötig. 3,5 Milliarden will der Bund den | |
Länder zur Verfügung stellen, um kostenlose Kitaplätze anzubieten oder die | |
Qualität der Betreuung zu verbessern. Eine Milliarde sind für eine | |
Bafög-Erhöhung vorgesehen, 350 Millionen für eine Erhöhung des | |
Meister-Bafögs und 600 Millionen Euro um die Finanzierung der zusätzlichen | |
Studienplätze sicher zu stellen, die im Zuge des Hochschulpakts geschaffen | |
wurden. | |
„Wer immer das Bildungsministerium bekommt, wird viel gestalten können“, | |
meinte Heil. Er sah so aus, als habe er Lust darauf. Die Verteilung der | |
Ministerien wird allerdings ganz am Ende der Verhandlungen geklärt. | |
2 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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