Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Die Couchreporter: Krieg auf klingonisch
> Nach etlichen Filmen kommt nun „Star Trek: Discovery“ als Serie. Zwar als
> klassische Erzählform, aber immerhin mit klingonischen Untertiteln.
Bild: Offizierin Michael Burnham (Sonequa Martin-Green): eine Rebellin
Don’t mess with the fans! Und davon gibt’s zu viele: Babyboomer, Generation
X, aufgewachsen mit der einen oder anderen Star-Trek-Formation, einer der
fünf Realfilmserien oder den Kinofilmen, vertraut mit „Live long and
prosper“, Tribbles, [1][Ferengi-Ohren], dem vulkanischen Nackengriff und
Beam-Problemen.
Zum Vorstellen der CBS-Serie „Star Trek: Discovery“, abgekürzt mit „DSC�…
(um nicht mit „TOS“, „TNG“, „DS9“, „VGR“ und „ENT“ verwechs…
bitte keine Fragen jetzt), gehörte also Mut. [2][Über zehn Jahre] hatte man
sich ausschließlich auf die in alternativen Zeitlinien angesiedelten
Kinofilme kapriziert, hatte diese erfolgreich und mithilfe von ideenreichen
Sci-Fi-Regisseuren wie J. J. Abrams relauncht.
Seit ein paar Wochen hat Netflix nun öffentlich freigegeben, was man in
Zusammenarbeit mit dem „Deep Space Nine“-Autor Bryan Fuller auf serieller
Ebene entwickelte. Und was den Experten Fuller letztlich zum Ausstieg
bewegte: Er habe ursprünglich eine Anthologie-Serie ersonnen, ein Format,
in dem jede Folge oder Staffel mit anderen Figuren, jedoch in einer
ähnlichen Welt spielt.
Der Sender wollte jedoch eine klassische, horizontale Serienerzählung mit
wiederkehrenden Charakteren. Und pflanzte die Geschichte um die
rebellische, als erster Mensch in einem vulkanischen Trainingscamp
aufgewachsene Offizierin Michael Burnham in der Zeitebene zehn Jahre vor
„Raumschiff Enterprise“ an – eine Tatsache, der die klassisch-langsame
Erzählform und die [3][leicht antiquierten Motive] (Klingonenkrieg,
monsterähnliche Wesen, Probleme mit der Hierarchie) vielleicht erklärt,
aber nicht rechtfertigt.
Die Serie selbst scheint die Weiterentwicklung ihre Formats genauso zu
ignorieren wie die gestiegene Medienerfahrung ihrer ZuschauerInnen. So
müssen die ProtagonistInnen in – bis auf die Kampfszenen – recht statisch
gedrehten, mit antikem „Action-Score“ unterlegten Sequenzen immer wieder
erklären, wer und auf welcher Mission sie sind. Und die Klingonen, gegen
deren kampflustiges und bulliges Volk durch Burnhams Verschulden ein Krieg
ausbricht, dürfen zwar minutenlang echtes untertiteltes Klingonisch
sprechen (schnell ein reizender Nerdfact: KlingonenkennerInnen haben sich
für die Serie extra neue Vokabeln ausgedacht, zudem gibt es eine ganze
Untertitelspur auf Klingonisch!), sind aber ansonsten ähnlich
eindimensional gezeichnet.
Dennoch hat „DSC“ die Überlegungen zum Thema „Diversität“ mehr beherz…
als alle ihre Vorgängerinnen: Kaum zu glauben, dass (fiktionale) zehn Jahre
später, auf dem guten alten „Raumschiff Enterprise“, die Frauen schon
wieder fast weg vom Fenster sind und sich bis auf die schwarze
Vorzeigeoffizieren Uhura, größtenteils in Chiffon-Minikleider gehüllt, in
Kirk verknallen.
„DSC“ macht das Genderfass vorbildlich auf: Auf der paritätisch besetzten
Brücke ihres ersten Schiffs dienen neben der dunkelhäutigen Burnham jede
Menge weiterer Ethnien und Geschlechter einer asiatischstämmigen Kapitänin.
Und knallen den klingonischen Machos ordentlich einen auf den
Nasenhautkamm. Wenigstens etwas.
11 Oct 2017
## LINKS
[1] /Star-Trek-Macher-verklagen-Fans/!5287401
[2] /TV-Jubilaeum-von-Star-Trek/!5333110
[3] /Science-Fiction-Film-Star-Trek-Beyond/!5320900
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Die Couchreporter
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
TV-Serien
US-Serie
Star Trek
Serien-Guide
Star Trek
Margaret Atwood
Die Couchreporter
BBC
Netflix
Die Couchreporter
Die Couchreporter
Die Couchreporter
Islamismus
Zoo Berlin
Die Couchreporter
Die Couchreporter
Die Couchreporter
## ARTIKEL ZUM THEMA
„Star Trek: Picard“ bei Amazon: Der Captain der Herzen
Jean-Luc Picard war Ende der 80er Kapitän der „Enterprise“. Nun kehrt er
mit einer Serie zurück. Als genau der Held, den wir jetzt brauchen.
Kolumne Die Couchreporter: Es reicht mit den Häppchen-Storys
Miniserien wie „Handmaid's Tale“ waren ein Trend im Jahr 2017. Das
Potenzial seriellen Erzählens schöpfen diese Produktionen nicht aus.
Kolumne Die Couchreporter: Da sein ist nicht genug
„Dark“ schreibt starke Frauenfiguren und lässt sie Löcher in die Luft
starren. Gendern reicht nicht, die Charaktere müssen auch was tun.
Kolumne Couchreporter: Rache, Schnaps und Schmutz
Die BBC-Serie „Taboo“ ist eine unterhaltsame Vergeltungsgeschichte im
präviktorianischen London – Kolonialgeschichte inklusive.
Erste deutsche Netflix-Serie: Deutscher dunkler Wald
Lange wurde sie ersehnt, jetzt gibt es sie zu sehen: „Dark“, die erste
deutsche Produktion des Streaminganbieters Netflix.
Kolumne Die Couchreporter: Die reale Vergangenheit
„Alias Grace“ ist die dritte Margaret-Atwood-Adaption in diesem Jahr. Es
geht um Klasse, Herkunft und Geschlecht im 19. Jahrhundert.
Kolumne Die Couchreporter: Man ahnt, es ist Gegengewalt
Eine pervertierte Spießerfantasie, überzeugend dargestellt von Jessica
Biel: „The Sinner“ ist ein grausam-spannendes Spiel.
Serienkolumne Die Couchreporter: Übernatürliche „Stranger Things 2“
Die 80er-Jahre sind wieder zurück: Eine sympathische Jungsgang sieht sich
erneut mit paranormalen Phänomenen konfrontiert.
Serie „Bruder – Schwarze Macht“: Allahu Akbar, Digger
In „Bruder – Schwarze Macht“ spielt Sibel Kekilli eine Polizistin, deren
Bruder in die radikalislamistische Szene abrutscht.
Kolumne Die Couchreporter: Atmosphäre und Sex statt Handlung
„The Deuce“ erzählt vom Aufstieg der Pornoindustrie im New York der
1970er-Jahre. Die Handlung steht dabei nicht im Vordergrund.
Kolumne Die Couchreporter: „Tell Jesus that the bitch is back“
Vor zehn Jahren lief die erste Staffel „Gossip Girl“ an. Ein Guilty
Pleasure, denn viel Substanz hatte die Serie nicht – passte aber gut zu
billigem Sekt.
Serienkolumne Die Couchreporter: Typisch bayerisch!
Mit „Hindafing“ hat der Bayrische Rundfunk einen Hit gelandet. In der
Hauptrolle: ein von Crystal Meth abhängiger Bürgermeister.
Serienkolumne Die Couchreporter: Feminismus als T-Shirt
„UnReal“ erzählt schön gruselig vom Reality-TV-Wahnsinn. Leider wurde die
dritte Staffel der Amazon-Serie auf 2018 verschoben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.