| # taz.de -- Serienkolumne Die Couchreporter: Übernatürliche „Stranger Thing… | |
| > Die 80er-Jahre sind wieder zurück: Eine sympathische Jungsgang sieht sich | |
| > erneut mit paranormalen Phänomenen konfrontiert. | |
| Bild: Hier lachen sie, in der Serie leiden sie | |
| Pünktlich zu Halloween kommt die zweite Staffel der Serie raus, die nicht | |
| nur in den 80er-Jahren spielt, sondern das Jahrzehnt auch verehrt in | |
| Kostüm, Soundtrack und Bild. Dank „Stranger Things 2“ landen wir wieder mit | |
| der sympathischen Jungsgang um Will, Mike, Dustin und Lucas in der | |
| fiktionalen Winterstadt Hawkins, in der eine Reihe seltsamer Dinge | |
| passieren. | |
| [1][In der ersten Staffel der Netflix-Produktion] spielten die Jungs das | |
| Fantasy-Rollenspiel „Dungeons and Dragons“ und konnten damit die | |
| übernatürlichen Ereignisse in ihrer Stadt viel besser interpretieren als | |
| die Erwachsenen. Die zweite Staffel spielt ein Jahr später 1984, und das | |
| Rollenspiel wird von Konsolenspielen in der Spielothek ersetzt: Die | |
| Protagonist*innen zocken „Dragon’s Lair“ und „Dig Dug“, jagen Drachen… | |
| baggern Tunnel, was die Handlung der Staffel widerspiegelt. | |
| Kurze Erinnerung: Will (Noah Schnapp) verschwindet am Anfang der ersten | |
| Staffel. Es geht um die Suche nach ihm, die seine Freunde und Familie zum | |
| geheimnisvollen Hawkins Lab führt. Das Finale erklärt nicht alles und | |
| verspricht keinerlei Rückkehr zur Normalität: Will taucht zwar auf, aber | |
| fühlt sich immer noch gefangen zwischen der Realität und „Upside Down“, | |
| einer dunklen, kalte Parallelwelt, wo er eine Zeit lang gefangen war. | |
| Der Terror wird in der neuen Staffel handfester: Anstatt immer wieder in | |
| die alternative Dimension zu wechseln, gehen wir in die Tunnel unter | |
| Hawkins. Will spielt diesmal eine zentralere Rolle und leidet – er leidet | |
| so sehr, dass sich die Frage aufwirft, ob die Produzenten der Serie, die | |
| Duffer Brothers, einfach gerne leidenden Kindern zusehen. | |
| ## Neue Facetten | |
| Neben einigen neuen Charakteren wie Max (Sadie Sink) und deren Stiefbruder | |
| Billy (Dacre Montgomery) gibt es eine angenehme Überraschung. Die | |
| überstrapazierte Mutter Joyce (Winona Ryder) bekommt endlich neue Facetten | |
| und wird zu einer Frau, die lächelt, küsst und Sex hat. Ob ihr Lover Bob | |
| gut oder böse ist, bleibt bis zum Ende unklar, das bereichert die | |
| geheimnisvolle Atmosphäre der Serie. | |
| Wo wir gerade von Gut und Böse sprechen: Auch zwischenmenschliche Gewalt | |
| spielt eine größere Rolle in der neuen Staffel. So wird Max, die in der | |
| Schule im Umgang mit anderen Kindern taff ist, enorm von Stiefbruder Billy | |
| unter Druck gesetzt und ist ihm gegenüber machtlos. Dass auch Billy Gewalt | |
| ausgesetzt wird, erfahren wir in einer Auseinandersetzung mit seinem Vater. | |
| Eine Erweiterung an Charakteren stellt auch die Familie von Lucas dar: | |
| Außer einem Polizisten war Lucas die einzige Person of Color in der ersten | |
| Staffel. In der zweiten Staffel lernen wir nun seine kleine freche | |
| Schwester Erica kennen (Priah Ferguson), die ihren Bruder und dessen | |
| Freunde ständig als Freaks veralbert. | |
| Dennoch bleibt Diversity auch in der zweiten Staffel ein Problem: Es gibt | |
| keine einzige geoutete LGBTIQ* Figur, und die Zahl der starken | |
| Frauen/Mädchen bleibt gering. Neben Eleven (heißt in der deutschen Fassung | |
| „Elfie“, was soll das?) kriegen wir zwar eine „Eight“ sowie Max. Ansons… | |
| aber dreht sich die Handlung weiterhin um Männer, junge wie alte. Vorrangig | |
| weiße. | |
| 1 Nov 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sibel Schick | |
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