# taz.de -- Schwedische Miniserie auf Arte: Wallanders Kollegen | |
> Arte zeigt den Dreiteiler „Der vierte Mann“. Es geht um die | |
> RAF-Geiselnahme in der deutschen Botschaft in Stockholm im Jahr 1975. | |
Bild: Kommissarin Jeanette Eriksson und Kollege Lars Martin Johansson bei der A… | |
Es gibt in der jüngeren schwedischen Geschichte genau drei Ereignisse, an | |
denen sich, wer in dem Land als veritabler Autor von Politthrillern gelten | |
will, früher oder später einmal abarbeiten muss: der Mord an Olof Palme | |
1986; die Affäre um vermeintliche sowjetische U-Boote in schwedischen | |
Hoheitsgewässern in den späten 1980er Jahren; und 1975 die Geiselnahme in | |
der bundesdeutschen Botschaft in Stockholm durch RAF-Terroristen. | |
Und wenn einer wie Leif GW Persson Romane zu diesen Komplexen | |
veröffentlicht, dann immer mit dem Nimbus des Insiders, der möglicherweise | |
nur einen Weg sucht, sein Geheimwissen doch noch irgendwie preiszugeben. Da | |
zählt der Hinweis im Klappentext (von, zum Beispiel, drei | |
Mord-an-Olof-Palme-Romanen), dass Persson als führender schwedischer | |
Kriminologe an der Untersuchung des Olof-Palme-Mordes mitgearbeitet habe, | |
mehr als eine elegante Schreibe. | |
Deren Fehlen auch die Karrieren von Henning Mankell und Stig Larsson nicht | |
behindert hat, mit denen Persson – in Schweden – in einer Liga spielt. | |
Mankells und Larssons Werk ist filmisch natürlich längst bis zum letzten | |
Tropfen und darüber hinaus ausgedrückt. | |
So zeigt also Arte am Donnerstag in drei Stunden, welchen mehr oder weniger | |
fiktionalen Reim Persson sich auf die RAF-Geiselnahme in der Botschaft | |
macht. Die deutschen Terroristen müssen damals, 1975, logistische | |
Unterstützung von schwedischen Sympathisanten bekommen haben. Die Stasi hat | |
natürlich alles gewusst. | |
## Ist der vierte Mann vielleicht eine Frau? | |
Wer aber hat welches Interesse daran, den Schweden genau jetzt die Hinweise | |
auf vier Männer zuzuspielen, von denen einer bereits 1989 ermordet wurde? | |
Und könnte der titelgebende „vierte Mann“ gar eine Frau sein – eine in | |
hochpolitisierten Zeiten im jugendlichen Überschwang kurzzeitig auf Abwege | |
geratene höhere Tochter, die sich gerade anschickt, die nächste | |
Verteidigungsministerin zu werden? | |
Persson erzählt das etwas umständlich, aber nicht unspannend auf drei | |
Zeitebenen: 1975 – 1989 – heute. Zwei Ermittlerteams sind im Einsatz. | |
Perssons zwei bekannteste Serien-Ermittler treffen – nicht – aufeinander. | |
Der kleine, dicke, primitive, sexistische, homophobe … Bäckström ist schon | |
1989 ein Fleisch gewordener Anachronismus. | |
Der legendäre, nonkonformistische Johansson wird in der Gegenwart Chef des | |
Nachrichtendienstes („Ich hätte zu diesem Job nicht so schnell ,ja' sagen | |
sollen. Ich bin nicht dazu geschaffen, die Korridore der Staatsmacht zu | |
bewachen.“). Ihn, in dem man das Alter Ego des Autors wähnen darf, gibt | |
bräsig-souverän wie immer der berühmteste aller schwedischen | |
Ermittler-Darsteller und allererste Film-Wallander: Rolf Lassgård. | |
30 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Jens Müller | |
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