# taz.de -- Bundestagswahlergebnis der CSU: Rechts von ihr gibt’s doch was | |
> Die bayrische CSU bricht noch stärker ein als die CDU im Bund. Seehofers | |
> Obergrenzen-Debatte als Stimmenfang von rechts blieb erfolglos. | |
Bild: Obergrenze für Geflüchtete: Hier scheiden sich zwischen Merkel und Seeh… | |
München taz | „Nein“, ruft einer. Und dann ist die bis 18 Uhr noch | |
ausgelassene Stimmung plötzlich im Keller. Nur gute 38 Prozent hat die CSU | |
[1][ersten Prognosen zufolge] in Bayern geholt – für hiesige Verhältnisse: | |
nix! Und die AfD kommt mit 12,5 Prozent in Bayern auf einen fast so hohen | |
Wert wie im Bund. Von wegen „Rechts von der CSU darf es keine demokratisch | |
legitimierte Partei geben“! Das alte Franz-Josef-Strauß-Credo hallt hier | |
noch immer jedem Christsozialen in den Ohren. Künftig muss es heißen: | |
dürfte. | |
An die eigentliche Herausforderung wurden die Besucher der Wahlparty in der | |
CSU-Zentrale im Münchner Norden schon vor dem Betreten des Gebäudes | |
erinnert. Von den Plakataufstellern, die am Straßenrand zu passieren sind, | |
stammt die Hälfte von der AfD. „Unser Land, unsere Regeln“, war darauf etwa | |
zu lesen, sprich: ein Plädoyer für die Leitkultur. Schnell setzte die | |
Mannschaft um Generalsekretär Andreas Scheuer vier Stunden vor Schließung | |
der Wahllokale noch einen Tweet an die Stammwählerschaft ab: Als „Gründe | |
für Trachtler und Schützen, die CSU zu wählen“ führt die Partei „Brauch… | |
und Tradition“ an. | |
Trachtler, Schützen – um solche Wählergruppen hatte man sich in früheren | |
Wahlkämpfen noch nicht einmal Gedanken machen müssen. Jetzt schon. Seitdem | |
die Republikaner vor Jahrzehnten im Nirgendwo verschwanden, hatte die CSU | |
beim Stimmenfang am rechten Rand der Gesellschaft keinen ernst zu nehmenden | |
Konkurrenten mehr. Dass Wildern der rechtspopulistischen Alternative im | |
ureigensten Themenbereich nahm man in der CSU – allen flotten Sprüchen zum | |
Trotz – nicht auf die leichte Schulter. Parteichef Horst Seehofer warnte | |
immer wieder vor zu viel Siegesgewissheit. | |
Doch was man dagegen zu unternehmen versuchte, verfing offenbar nicht. | |
Zuletzt irritierte Spitzenkandidat Joachim Herrmann noch mit einer | |
eigentümlichen Interpretation von neuen Statistiken über Sexualdelikte, die | |
er mit Flüchtlingen in Verbindung brachte. Dazu kommt: In Bayern hängen die | |
Messlatten ohnehin anders. 2013 hatte die Union 41,5 Prozent der Stimmen | |
ergattert, die CSU in Bayern jedoch 49,5 Prozent. Nun ist Seehofers Partei | |
im Verhältnis sogar noch stärker eingebrochen als die Schwester im Bund. Im | |
Blick hat die CSU natürlich immer auch die Landtagswahl im kommenden Jahr. | |
Seehofer selbst hat immer wieder betont, dass es ohne ein gutes Ergebnis | |
bei der Bundestagswahl auch für die absolute Mehrheit im Freistaat schlecht | |
aussieht. | |
Doch jetzt geht es erst mal um den Bund. Koalitionsverhandlungen stehen an, | |
und auch hier hat die CSU eine Sonderposition. Sie trifft auf | |
Gesprächspartner, die längst klargemacht haben, dass es mit ihnen keine | |
Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen geben wird. Die CSU selbst | |
dagegen hat just sie für zur Bedingung für eine Regierungsbeteiligung | |
gemacht. Wie weit die CSU nach diesem Wahlergebnis jedoch noch den Mund | |
aufmachen darf – ist offen. | |
24 Sep 2017 | |
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## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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