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# taz.de -- Bedrohung für geschützte Arten im Kongo: Ein Nationalpark voller …
> Im Virunga-Nationalpark leben Berggorillas und andere seltene Tiere.
> Milizen wollen aus den Bäumen im Park Holzkohle machen – mit Gewalt.
Bild: Die Einschusslöcher zeigen es an: Dieser Park ist umkämpft
Kampala taz | Auf der Website von Afrikas ältestem Nationalpark stehen fast
nur schlechte Nachrichten: Letzte Woche meldete das Team des Virunga-Parks
im Osten der zentralafrikanischen Demokratischen Republik Kongo erneut den
Tod von drei Parkwächtern. Sie wurden offenbar von Milizen ermordet.
Es war ein früher Montagmorgen, als an den Ufern des Edward-Sees Bewaffnete
die Parkstation angriffen und die drei Ranger töteten. Allein 2017 wurden
bereits acht ihrer Kollegen ermordet. 160 waren es insgesamt in den
vergangenen 20 Jahren. Ein gefährlicher Job: Neben Maschinengewehren sind
die Ranger für Patrouillen in einigen Gebieten mit Panzerfäusten
ausgestattet.
Der Virunga ist etwa halb so groß wie Schleswig-Holstein und liegt zwischen
Kongo, Uganda und Ruanda. Das Unesco-Weltkulturerbe zählt zu den
berühmtesten Parks Afrikas: Entlang der Hänge der aktiven Vulkane leben im
dichten Regenwald vom Aussterben bedrohte Berggorillas. „Der Virunga hat
enormes Potenzial, die wirtschaftliche Entwicklung des Ostkongo
voranzubringen“, sagte Parkchef Emmanuel de Merode in seinem letzten
Interview mit der taz.
Der belgische Prinz und Biologe hat sein Leben dem Naturschutz im Kongo
verschrieben. Er unterhält quasi eine Privatarmee mit rund 500
Parkwächtern, ausgebildet von US-Sicherheitsfirmen. Mit ihren
Maschinengewehren und Munitionsketten sind sie besser ausgerüstet und
trainiert als reguläre Soldaten. Im Dschungel und der Savanne kämpfen sie
gegen Wilderer und Milizen.
## Wilderei ist ein gutes Geschäft
Die erwirtschaften Millionen aus dem Handel mit Elfenbein, Buschfleisch –
und vor allem mit Holzkohle. Bis zu 80 Millionen Tonnen verfeuern
kongolesische Frauen allein in der Millionenstadt Goma und den angrenzenden
Flüchtlingslagern jährlich zum Kochen, so eine Studie der
Umweltschutzorganisation WWF. Das entspricht 20.000 Hektar Wald jährlich.
80 Prozent der Kohle kommt aus dem Virunga-Park. Der Holzkohlemarkt wird
fast ausschließlich von Rebellen kontrolliert, vor allem von der
ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas).
Auch die Wilderei ist ein gutes Geschäft für die lokalen Milizen, Mayi-Mayi
genannt. Vor allem rund um den Edward-See, an dessen Ufern sich Büffel,
Flusspferde und Elefanten suhlen, machen sie Jagd. Lukrativ ist der Handel
mit Stoßzähnen für das wertvolle Elfenbein. Dabei geraten sie immer wieder
in Gefechte mit Parkwächtern, die jüngst vermehrt gegen Wilderer vorgehen.
Rund um den See schlossen sich zuletzt viele kleinere Milizen zu einer
Koalition zusammen. Kongos Armee ist derzeit dort nicht gut aufgestellt:
Ihre Spezialeinheiten versuchen gerade in der südlichen Provinz Kasai
Aufstände niederzuschlagen.
„Der Tourismus im Park ist nicht betroffen“, heißt es auf der
Virunga-Website – ein Standardsatz. Denn aus den wenigen betuchten
Gorilla-Besuchern generiert der Park einen Großteil der Einnahmen.
Von den rund 5 Millionen Dollar Jahresbudget stammen nur 5 Prozent vom
Staat. Der Großteil kommt aus EU-Töpfen, der Stiftung des Milliardärs
Howard Buffet, Tourismuseinnahmen sowie Erlösen aus dem Stromverkauf. Der
Park hat vor zwei Jahren Wasserwerke zur Stromgewinnung errichtet und ist
seitdem auch größter Investor im Ostkongo.
21 Aug 2017
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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Michel Temer
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Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Kongo
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