# taz.de -- Studie des WWF: Welterbe in Gefahr | |
> Rohstoffförderung bedroht weltweit ein Drittel des Unesco-Weltnaturerbes. | |
> Auch Gebiete in Deutschland sind betroffen. | |
Bild: Der Virunga ist Nationalpark und Weltnaturerbe. Dennoch bedrohen Jäger u… | |
BERLIN taz | Dürre Savannen unter der glühenden Sonne, die schneebeckten | |
Gipfel des Mount Stanley in der Ferne und dichter, im Nebel verhüllter | |
Bergwald, durch den die letzten Berggorillas streifen. Der Virunga National | |
Park im Grenzgebiet zwischen dem Kongo, Ruanda und Uganda sieht aus wie das | |
wilde Herz von Afrika. Doch die weite Natur ist in Gefahr: Wilderer machen | |
Jagd auf die geschützten Tiere des Parks, außerdem werden unter den uralten | |
Wäldern Ölvorkommen vermutet. Die Regierung des Kongo hat einen Großteil | |
der Parkfläche für Bohrungen ausgeschrieben - sehr zur Empörung von | |
Umweltschützern, denn der Park ist seit 1979 Teil des Unesco | |
Weltnaturerbes. | |
Nicht nur die afrikanische Heimat der Berggorillas ist in Gefahr. [1][Laut | |
einer Studie] der Naturschutzorganisation WWF sind 31 Prozent oder fast | |
jede Dritte der insgesamt 229 Stätten des Weltnaturerbes mehr oder weniger | |
konkret durch die Förderung und Exploration von Öl und Gas sowie durch den | |
Abbau von Bodenschätzen gefährdet. In Afrika sind es sogar fast zwei von | |
drei Weltnaturerbestätten bedroht. | |
„Weltnaturerbe ist zunächst nichts anderes als ein Prädikat“, erklärt | |
Günther Mitlacher vom WWF. Ein Gebiet wird zum Weltnaturerbe erklärt, wenn | |
es beispielsweise eine außergewöhnlich schöne oder seltene Landschaft hat | |
oder bedrohte Arten beheimatet. „Grundsätzlich ist Weltnaturerbe immer | |
schützenswert. Die juristische Umsetzung ist aber Sache der Staaten“, sagt | |
Mitlacher. Die Unesco habe keinen Einfluss auf die Gesetzgebung. | |
Allerdings sei in fast allen Ländern ein entsprechender Schutz durch | |
beispielsweise Nationalparks gegeben. Gerade in Ländern mit weniger | |
gefestigten politischen Strukturen komme es jedoch vor, dass diese Regeln | |
straflos verletzt werden, wenn beispielsweise ein Wirtschaftsministerium | |
ohne Wissen der Umweltschutzbehörden Schürfrechte vergibt. „Ich unterstelle | |
niemandem bösen Willen, aber oft ist einfach die Kommunikation innerhalb | |
der Regierung mangelhaft“, sagt Mitlacher. | |
Aber nicht nur in Afrika, Südamerika und Südostasien sind die Nationalparks | |
bedroht. Auch in Deutschland gibt es Probleme: Seit Jahren fördert RWE im | |
Wattenmeer Öl, die Bohrungen begannen noch bevor das Gebiet Weltnaturerbe | |
und Nationalpark wurde. „Natürlich konnte man Stellen, in denen bereits | |
gebohrt wird, nicht schützen“, sagt Hans-Ulrich Rösner, Leiter des | |
WWF-Wattenmeerbüros. Daher habe man die entsprechenden Gebiete aus der | |
Schutzzone ausgeklammert. Dennoch erkennt der WWF in seiner Studie die | |
Gefahr einer Ölverschmutzung und listet das Wattenmeer zu den bedrohten | |
Weltnaturerben. | |
Die Zahl der gefährdeten Regionen ist im letzten Jahr um sechs Prozent | |
gestiegen. „Die Warnlampen stehen auf rot“, sagt Günther Mitlacher. Die | |
Staaten müssten sofort rechtskräftige Schutzmaßnahmen einleiten und diese | |
auch konsequent durchsetzen. Etwa ein Prozent der Erde ist als | |
Weltnaturerbe anerkannt. „Diese Gebiete sind so wertvoll für die | |
Menschheit, dass es sich lohnt, sie vor den Interessen der Wirtschaft zu | |
schützen“, sagt Mitlacher. | |
23 Nov 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.wwf.de/2015/oktober/jedes-dritte-weltnaturerbe-in-gefahr/ | |
## AUTOREN | |
Hannah Kappenberger | |
Dominik Schneider | |
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