| # taz.de -- UN-Ermittlungen zu Syrien: Spende gegen Kriegsverbrecher | |
| > Die UN wollen schon seit Monaten Ermittlungsakten zum Bürgerkrieg in | |
| > Syrien erstellen. Weil das Geld fehlt, springen jetzt Aktivisten ein. | |
| Bild: In Ain Tarma nordöstlich von Damaskus gab es 2013 einen Giftgasanschlag | |
| Berlin taz | Geht der Plan auf, machen sich die UN-Ermittler in zehn Wochen | |
| an die Arbeit. Sie sichten Zeugenaussagen zu Giftgasangriffen und Fotos | |
| zerbombter Krankenhäuser. Sie benennen Tatverdächtige und bereiten Akten | |
| für die Gerichte vor. Und das alles mit Hilfe von Spenden aus dem Internet. | |
| Unter [1][crowd4justice.org] starten Aktivisten am Montag eine | |
| Crowdfunding-Kampagne zur Ahndung von Kriegsverbrechen in Syrien. Innerhalb | |
| von zehn Wochen wollen sie 1,9 Millionen Euro sammeln. Die Aktion, | |
| initiiert von der Gruppe Adopt a Revolution, soll einem Beschluss der | |
| UN-Generalversammlung aus dem vergangenen Jahr nach monatelangem Stillstand | |
| zur Umsetzung verhelfen. | |
| Im Dezember 2016 verabschiedeten die Mitgliedsstaaten der Vereinten | |
| Nationen die [2][Resolution 71/248]. Der Beschluss war ein Novum: Ein | |
| Sonderermittler und sein Team sollten Beweise zu allen Kriegsverbrechen | |
| seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs sichern und für spätere Prozesse | |
| gerichtsfest machen. Bis heute wurde daraus nichts – weil das Geld fehlt. | |
| Bis Anfang Mai hatten [3][28 Staaten finanzielle Mittel überwiesen oder | |
| zugesagt]. Rund 8 Millionen Euro waren bis dahin zusammengekommen, größte | |
| Geber sind die Niederlande, Finnland, Dänemark, Deutschland und Katar mit | |
| je rund 1 Million. Die USA, Russland und die meisten arabischen Staaten | |
| wollen nichts zahlen. Für den Start der Ermittlungen fehlen nach UN-Angaben | |
| noch 3,8 Millionen Euro. | |
| Die Hälfte davon wollen die Macher der Crowdfunding-Kampagne nun durch | |
| Spenden reinholen – und so Druck auf die Regierungen machen, die andere | |
| Hälfte doch noch zur Verfügung zu stellen. „Strafverfolgung in Syrien darf | |
| nicht an fehlendem Geld scheitern. Jede Spende der Zivilgesellschaft wird | |
| ein Zeichen der Beschämung sein“, sagte Elias Perabo von Adopt a | |
| Revolution. | |
| Unterstützt wird die Aktion unter anderem von der | |
| Grünen-Bundestagsabgeordneten Franziska Brantner. Sie fordert seit | |
| Längerem, dass Deutschland im Zweifel den kompletten Fehlbetrag zur | |
| Verfügung stellt. Finanziell wäre das kein Problem, politisch fehlt dem | |
| Auswärtigen Amt aber der Wille. Im Bundestag [4][sagte Staatssekretär | |
| Michael Roth (SPD)] Ende Mai, der Mechanismus könne „nur dann als | |
| unabhängig, neutral und objektiv bestehen, wenn seine Finanzierung nicht | |
| nur von wenigen Staaten gewährleistet wird“. | |
| Die Abgeordnete Brantner lässt dieses Argument nicht gelten. „Die | |
| Generalversammlung hat den Mechanismus beschlossen, eine höhere | |
| Legitimation gibt es überhaupt nicht“, sagte sie der taz. Ähnlich sehen es | |
| offenbar Außenpolitiker aus den Regierungsfraktionen: Zumindest | |
| unterstützen die Abgeordneten Norbert Röttgen (CDU) und Niels Annen (SPD) | |
| die Spendenaktion im Internet ebenfalls. | |
| 19 Jun 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.crowd4justice.org/ | |
| [2] http://www.un.org/en/ga/search/view_doc.asp?symbol=A%2FRES%2F71%2F248 | |
| [3] http://www.crowd4justice.org/wp-content/uploads/2017/05/Freiwillige_beitrae… | |
| [4] http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/18/18236.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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