# taz.de -- Grünen-Forderung zum Syrienkrieg: Deutsches Geld für UN-Ermittlung | |
> UN-Experten sichten Beweise für Kriegsverbrechen in Syrien. Das Geld | |
> dafür ist knapp. Der Bundestag diskutiert, ob Deutschland nachzahlen | |
> soll. | |
Bild: Kriegsverbrechen in Syrien: Nahe dieser Klinik in Duma wurde vermutlich G… | |
Berlin taz | In einem Büro in Genf baut die UN ein neues Team auf. Rund 20 | |
Experten sind schon dabei, rund 60 sollen es mal werden: Ermittler, | |
Analysten, Juristen und Computerexperten. Zusammen sichten sie Berichte, | |
Bilder und Videos aus Syrien, auf denen mutmaßliche Kriegsverbrechen zu | |
sehen sind. Zu den Fällen legen sie Akten an, die dann ins Archiv wandern | |
und dort lagern, bis sich irgendwann einmal Gerichte um die Verbrechen des | |
Bürgerkriegs kümmern werden. | |
Ende 2016 beschloss die UN-Generalversammlung, den sogenannten | |
Beweissicherungsmechanismus einzurichten. Er soll heute Verbrechen | |
dokumentieren – um später einmal, so [1][heißt es in der entsprechenden | |
UN-Resolution], „für Gerechtigkeit für alle Opfer zu sorgen“. Eine schöne | |
Idee, die nur einen Haken hat: Das Geld fehlt. | |
14,5 Millionen US-Dollar kostet die Beweissicherung im Jahr, das Geld | |
sammelt die UN auf freiwilliger Basis unter ihren Mitgliedsländern ein. Für | |
das laufende Jahr hatten nach UN-Angaben zwar eigentlich schon genug | |
Staaten ihre Hilfe zugesagt, [2][tatsächlich überwiesen sind bisher aber | |
nur 8 Millionen Dollar]. Ob der Rest überhaupt noch kommt, ist fraglich. | |
Die US-Regierung unter Donald Trump zum Beispiel [3][hat ihren Betrag | |
(350.000 Dollar) eingefroren.] | |
Die Grünen fordern jetzt, dass die Bundesrepublik einspringt. [4][Einen | |
entsprechenden Antrag] wird am Donnerstagabend der Bundestag diskutieren: | |
Die Bundesregierung solle den bisherigen deutschen Beitrag (eine Million | |
Dollar) erhöhen und die Finanzierungslücke schließen. Die Grünen gehen | |
davon aus, dass es dabei um 2,2 Millionen Dollar geht. | |
„Die Verfolgung schwerster Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen | |
in Syrien darf nicht weiter blockiert werden“, sagt der Abgeordnete Kai | |
Gehring. „Wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland die Beweissicherung im | |
Rahmen der UN stärker unterstützt, um die Voraussetzungen für spätere | |
Gerichtsverfahren zu schaffen.“ | |
## Regierung will nicht | |
Das Auswärtige Amt lehnt das aber bisher ab. „Die Bundesregierung | |
unterstützt auch weiterhin die Bemühungen, den Mechanismus auf eine breite | |
finanzielle, aber auch politische Basis zu stellen“, heißt es aus dem | |
Ministerium. Aufstocken will es den deutschen Beitrag nicht – offenbar mit | |
dem Hintergedanken, dass es der Akzeptanz der Institution schade, wenn | |
diese finanziell stark von einzelnen Staaten abhängt. | |
Ein Dilemma, aus dem es nur einen Ausweg gäbe: Statt aus freiwilligen | |
Beiträgen könnte sich der Beweissicherungsmechanismus künftig auch aus dem | |
UN-Haushalt finanzieren, jährliche Almosen wären dann nicht mehr nötig. Die | |
Einrichtung selbst forderte das im Frühjahr [5][in ihrem ersten | |
Jahresbericht]. Einen entsprechenden Beschluss müssten aber die | |
UN-Institutionen treffen. Und für die Finanzierung im laufenden Jahr käme | |
der wahrscheinlich zu spät. | |
7 Jun 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://www.globalr2p.org/media/files/resolution-71248-syria.pdf | |
[2] https://iiim.un.org/funding/ | |
[3] https://www.washingtonpost.com/news/josh-rogin/wp/2018/05/24/trump-is-holdi… | |
[4] http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/018/1901876.pdf | |
[5] https://daccess-ods.un.org/access.nsf/GetFile?Open&DS=A%2F72%2F764&… | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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