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# taz.de -- Kampf gegen den IS: Sturm auf Mossul eingeleitet
> Mossul ist fast erobert, die Offensive auf Al-Rakka ist in vollem Gange.
> Ein schnelles Ende des Terrors ist dennoch unwahrscheinlich.
Bild: Ein Helikopter der irakischen Einheiten über dem Westen von Mossul am Sa…
Washington ap | Die Macht des IS in Syrien bröckelt. Nach einem
strategischen Rückzug der Führungsriege ist ein schnelles Ende des Terrors
dennoch unwahrscheinlich. Während kurdische Kämpfer mit Unterstützung der
US-Luftwaffe [1][die Schlinge um Al-Rakka] enger ziehen, haben die
Extremisten ihr Hauptquartier offenbar bereits ins 190 Kilometer südöstlich
gelegene Al-Majadin verlegt. Ob auch der selbst ernannte „Kalif“ Abu Bakr
al Baghdadi dorthin flüchten konnte, ist allerdings unklar – unbestätigten
Berichten zufolge könnte er bei einem russischen Angriff auf Al-Rakka
getötet worden sein.
Al-Majadin liegt wie Al-Rakka im Tal des Flusses Euphrat. Von hier ist es
jedoch nicht mehr weit bis zur irakischen Grenze. Von den aktuellen
Frontlinien ist die Kleinstadt weit entfernt. Und wegen der unmittelbaren
Nähe eines großen Wüstengebiets wäre eine Bodenoffensive für die Gegner
hier auch sehr schwer zu organisieren. In der Region leben zudem
überwiegend Sunniten, die zum Teil mit dem IS sympathisieren. Die Stadt ist
für die IS-Führung also ein idealer Stützpunkt, um sich nach den jüngsten
Niederlagen neu zu sortieren.
Al-Majadin sei inzwischen das wichtigste Kommandozentrum der sunnitischen
Terrormiliz, heißt es aus Kreisen der US-Streitkräfte. Mehrere wichtige
Anführer seien in den vergangenen Monaten gemeinsam mit ihren Familien aus
Al-Rakka sowie aus Mossul im Irak dorthin gezogen. Syrische Aktivisten vor
Ort bestätigen, dass sich viele der Kämpfer dort niedergelassen hätten.
Rings um die Stadt, die noch immer Einnahmen aus einem nahen Ölfeld
erzielt, verstärken die Extremisten demnach gerade die Anlagen zur
Verteidigung.
Lange war Al-Rakka die De-facto-Hauptstadt des IS. Nun werde Al-Majadin zur
„neuen Hauptstadt“, sagt Mohammed Chider, Leiter der Sound and Picture
Organization, die sich auf die Dokumentation der Gräueltaten der
Extremisten in der Region spezialisiert hat. „Es wird die letzte Festung
der Gruppe sein, und sie werden sie als Hauptstadt etablieren wollen, damit
die Kämpfer sie bis in den Tod verteidigen werden.“
## Amerika bildet syrische Rebellen aus
Während der Schwerpunkt der internationalen Offensive gegen den IS in
Syrien derzeit ganz auf Al-Rakka liegt, müssen die Extremisten auch in
Al-Majadin jederzeit mit Angriffen rechnen – vor allem aus der Luft. „Wenn
wir sie finden und wissen, wo sie sich aufhalten, werden wir zuschlagen“,
sagt Ryan Dillon, ein Sprecher der von den USA angeführten Koalition, in
Bagdad. Im Süden Syriens, unweit der Grenze nach Jordanien, bilden die
Amerikaner zudem syrische Rebellen aus, die künftig am Boden in Richtung
Al-Majadin vorstoßen könnten.
Gleichzeitig könnten auch die syrischen Regierungstruppen in absehbarer
Zeit einen Angriff auf Al-Majadin planen. In den vergangenen Monaten haben
die Soldaten von Präsident Baschar al-Assad in der Region beträchtliche
Geländegewinne erzielt und sind dabei zum ersten Mal seit Jahren auch
wieder bis an die irakische Grenze vorgedrungen. Derzeit konzentrieren sie
sich auf die vom IS gehaltene Kleinstadt Suchna. Als nächstes könnten sie
die seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs hart umkämpfte Provinzhauptstadt
Dair-as-Saur ins Visier nehmen.
Unabhängig davon, wer am Ende einen Angriff auf Al-Majadin startet – die
Bevölkerung muss sich wohl auf das Schlimmste gefasst machen. Erschwerend
kommt hinzu, dass sich auch Zehntausende Flüchtlinge aus den nahen
Kriegsgebieten auf beiden Seiten der Grenze in Al-Majadin aufhalten. In den
vergangenen Wochen wurden bereits mehrfach Luftangriffe auf die Stadt
geflogen. Ende Mai sollen dabei auch etliche Zivilpersonen ums Leben
gekommen sein. Aktivisten machten die von den USA angeführte Koalition für
die Opfer verantwortlich. Russland hat nach eigenen Angaben aber ebenfalls
bereits Ziele im Umfeld der Stadt angegriffen.
## Mindestens fünf Angriffe auf Al-Majadin
Das US-geführte Militärbündnis hat nach offiziellen Angaben seit Ende April
mindestens fünf Angriffe auf Al-Majadin geflogen. Dabei sollen mehrere
Anführer der Extremisten getötet und Einrichtungen des IS zur Verbreitung
von Propaganda zerstört worden sein. Auch Baraa Kadek, der Gründer des
IS-Sprachrohrs Amak, sei gemeinsam mit seiner Tochter ums Leben gekommen,
berichtete dessen Bruder.
Nach Informationen der in Großbritannien ansässigen Syrischen
Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den Angriffen auf
Al-Majadin seit dem 22. Mai neben 20 Extremisten noch 182 weitere Menschen
getötet. Bei den Opfern handelte es sich demnach um 28 unbeteiligte
Zivilpersonen sowie um 154 Angehörige von IS-Kämpfern, darunter 57 Frauen
und 68 Kinder.
18 Jun 2017
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