| # taz.de -- Kolumne Right Trash: Die Hassmaschine stoppen | |
| > Hassrede und kein Ende. Bislang unternehmen Konzerne wie Facebook zu | |
| > wenig, um rechter Hetze Einhalt zu gebieten. | |
| Bild: Konsequentes Vorgehen gegen rechte Hetze sucht man bei Facebook weiterhin… | |
| „Das Recht zu wählen zwischen Kugel in den Bauch oder Schlinge um hals“ | |
| (Fehler im Original, Anm. d. Red.), beantwortet ein Facebook-User den | |
| Wunsch eines Geflüchteten, das Wahlrecht zu erhalten. Das rechte | |
| österreichische Online-Portal unzensuriert.at hatte die Aussage des | |
| Geflüchteten in einem Artikel erwähnt und prompt tobte die rechte | |
| Community: „Herrlich wollen sich wie Europäer fühlen, die syrischen | |
| Feiglinge. Kapiert es endlich, ihr werdet nie dazu gehören, Mörder, | |
| Vergewaltiger, Analphabeten und Terroristen braucht Europa nicht“ (Fehler | |
| im Original, Anm. d. Red.), geiferte ein anderer Kommentator. | |
| In der Anonymität des Internet lässt es sich schnell und einfach hassen. | |
| Beleidigungen, Drohungen und Verleumdungen fluten weitgehend ungefiltert | |
| durch die Social-Media-Kanäle, der Hetze wird wenig entgegengesetzt. | |
| Schon seit einiger Zeit ist des Thema Hassrede in aller Munde, | |
| Justizminister Heiko Maas hat mehrfach Anläufe unternommen, den maßlosen | |
| Ausfällen der Online-Community Einhalt zu gebieten. Seit zwei Jahren droht | |
| er Facebook härtere Regeln an, vor Kurzem hat er einen [1][Gesetzentwurf zu | |
| einem verschärften Vorgehen] gegen Hate Speech vorgelegt. | |
| Dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz zufolge sollen strafbare Inhalte in Zukunft | |
| innerhalb von 24 Stunden entfernt werden, andernfalls drohen Facebook oder | |
| Twitter Bußgelder bis zu 50 Millionen Euro. Kritiker_innen beanstanden, | |
| dass es die Ursachen strafbarer Hetze außer Acht lässt und der offene | |
| Meinungsaustausch im Netz gefährdet sei. Facebook würde zu einer | |
| Zensurbehörde umgebaut und wäre gar nicht in der Lage, einzuschätzen, | |
| welche Inhalte rechtswidrig seien. | |
| ## Ein Spiegel der Gesellschaft | |
| Wie wenig professionell die Social-Media-Plattform tatsächlich mit | |
| fragwürdigen Inhalten umgeht, belegen auch die kürzlich durch den guardian | |
| [2][geleakten Schulungsdokumente]: Im Umgang mit Gewaltaufrufen, | |
| Tierquälerei, Kindesmissbrauch und Suizidversuchen zeigen zahlreiche | |
| Grauzonen, dass Facebook weder in der Lage ist, die Postings richtig zu | |
| kontextualisieren, noch ausreichend zu bearbeiten. | |
| Aber was will man auch erwarten? Die Plattform ist kein Institut für | |
| demokratische Erziehung, sondern eine Firma mit kapitalistischen | |
| Interessen. Und die lässt sie nur so weit regulieren, dass sie sich nicht | |
| strafbar macht. | |
| Daraus ergibt sich dann die absurde Situation, in der moderierende | |
| Mitarbeiter dazu angehalten werden nur „glaubhafte Gewaltaussagen“ zu | |
| löschen, nicht aber „Aufrufe zur Gewalt“. Fallen die oben genannten | |
| Aussagen in die erste Kategorie? Sind sie glaubhaft genug? Oder „nur“ | |
| Aufrufe? Sie erfüllen den Straftatbestand der Volksverhetzung, wenn aber | |
| niemand die Aussagen meldet, kümmert sich Facebook dann darum? | |
| „Wir warten bis es bei uns wieder kracht danke Merkel du dumme alte | |
| Bahnhofsklatscherin dich sollter sie mal erwischen und deibe ganze | |
| regierung“ (Fehler im Original, Anm. d. Red.), heißt es unter einem Post | |
| der AfD zum Terroranschlag in Manchester. Kein Problem für Facebook? | |
| Die Kommentare sind ein Spiegel der Gesellschaft. Was sich im Internet | |
| abspielt, ist keine Parallelwelt, vielmehr zeigt sich dort umso | |
| ungefilterter, was in den Köpfen der Menschen wirklich vorgeht. Dort lassen | |
| sie es raus, schaukeln sich gegenseitig hoch, finden die Beachtung und | |
| Bestätigung, die sie sonst nur in viel kleinerer Runde am Stammtisch | |
| finden. | |
| Das Problem lässt sich nicht auf Facebook oder andere | |
| Social-Media-Plattformen abwälzen. Sie sind nur das Ventil, durch das der | |
| Hass in die Welt geblasen wird. Man kann es zudrehen, aber der Hass wird | |
| bleiben. | |
| 31 May 2017 | |
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| [1] /!5409397 | |
| [2] https://www.theguardian.com/news/2017/may/21/revealed-facebook-internal-rul… | |
| ## AUTOREN | |
| Zoe Sona | |
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