| # taz.de -- Kolumne Right Trash: Wer Schuld hat? Ist doch klar | |
| > Der Fall Franco A. hat eine Debatte über Nazis in der Bundeswehr | |
| > entfacht. Nur in rechten Medien wird die Sache ganz anders diskutiert. | |
| Bild: Hat die Bundeswehr ein Problem mit Rechtsextremismus? Aber nicht doch! Fi… | |
| Ein Oberleutnant der Bundeswehr wird verhaftet. Vermutlich plante er einen | |
| Anschlag. Der Rechtsextreme ließ sich als Flüchtling registrieren, | |
| beschaffte sich Waffen. An seinem Stützpunkt im französischen Illkirch | |
| finden Inspekteure Hakenkreuz-Kritzeleien auf Wänden und auf einem | |
| Sturmgewehr. An den Wänden hingen Landser-Bilder und andere | |
| [1][„Wehrmachts-Souvenirs“]. Das eigentliche Problem aber haben rechte | |
| Medien sofort ausgemacht: Flüchtlinge. | |
| „Wenn es einem deutschen Staatsangehörigen, der keine Landessprache Syriens | |
| sprach möglich war, sich als Syrer auszugeben, wie vielen weiteren Personen | |
| war es noch möglich“, fragt Roland Tichy auf seinem rechten Online-Portal | |
| Tichys Einblicke. „Wieviel Hunderttausende Benjamins sind da unterwegs?“ | |
| Die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit postete auf Facebook eine | |
| Karikatur, in der ein Beamter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge | |
| (BAMF) einen blonden Mann fragt: „Herr Peters, Sie kommen also aus | |
| Damaskus? Dann schreiben Sie doch mal bitte was auf arabisch.“ Peters | |
| schreibt: „1,2,3“. Die Antwort des Beamten: „Willkommen in Deutschland.“ | |
| Nun zeigt der Fall des rechtsextremen Soldaten Franco A. in der Tat, dass | |
| bei der Registrierung von Geflüchteten einiges schief gelaufen ist. Dass | |
| ein Deutscher, der kein Wort arabisch spricht, sich monatelang als | |
| christlicher Gemüsehändler aus Syrien ausgeben kann, ist ungeheuerlich – | |
| was die Behörden auch eingestehen. „Es scheinen etablierte und zwingende | |
| Sicherheitsvorkehrungen, die allen Beteiligten bekannt sein müssen, nicht | |
| befolgt worden zu sein, [2][sagte ein Sprecher] des Innenministeriums. | |
| Tichy lässt es sich in diesem Zusammenhang allerdings nicht nehmen, noch | |
| schnell die Gefahr durch Rechtsextreme zu verharmlosen und Geflüchtete als | |
| Terroristen und Sozialbetrüger zu verunglimpfen. | |
| „Zum Gruseln“, seien sie, die Nachrichten über die „Nazi-Umtriebe“ in … | |
| Bundeswehr, schreibt er. „Es wird uns in allen Nachrichten gezeigt.“ | |
| Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe noch mal nachgelegt | |
| mit ihrem Vorwurf, die Bundeswehr habe ein „Haltungsproblem“. Und da wird | |
| es Herrn Tichy dann zu bunt. Hakenkreuze und Landser-Plakate, Hinweise auf | |
| rechtsextreme Gesinnung, die schon jahrelang bekannt waren – das kann doch | |
| mal passieren. | |
| Ob denn das Kunstmuseum Städel ein Haltungsproblem habe, wenn dort jemand | |
| mit Kuli ein Hakenkreuz auf die Toilette schmiert, will Tichy wissen. | |
| Offensichtlich sei, dass Franco A. „ungeeignet für die Offizierslaufbahn“ | |
| sei, ringt er sich ab. Dass er sie trotzdem einschlagen konnte, ist in | |
| seinen Augen von der Leyens Schuld – weil sie sich zu viel „um | |
| Transgender-WCs gekümmert“ habe. Neben Geflüchteten sind also auch | |
| trans*-Personen Schuld daran, dass Nazis in der Bundeswehr sind. | |
| „Ungeeignet“, dieses schwache Wort hat Tichy nicht zufällig gewählt. Er | |
| vermeidet das Adjektiv „rechtsextrem“ konsequent: „Das eigentlich | |
| Skandalöse ist nicht der (bis zum Beweis des Gegenteils) Einzelfall des | |
| Versagens bei der Personalwahl der Bundeswehr“, schreibt er. Nicht der Nazi | |
| an sich ist also das Problem, sondern seine Position. Und skandalös ist der | |
| Fall in Tichys Augen also schon mal gar nicht. | |
| Viel schlimmer ist für ihn die Tatsache, dass A. so lange unerkannt als | |
| Flüchtling durch ging. Und das Hauptproblem daran, ist, dass Geflüchtete ja | |
| nun mal tendenziell Terroristen sind und sich noch dazu auf Kosten der | |
| Steuern zahlenden Bevölkerung bereichern. So wie bei, Zitat Tichy: „den | |
| Taliban-Kämpfern, die als Asylbewerber anerkannt oder zumindest geduldet | |
| werden, in jedem Fall also Unterhalt bis hin zur Rente erwarten dürfen“. | |
| Was ist schon ein einsamer kleiner Nazi angesichts solcher Missstände? Den | |
| Fall Franco A. in eine solche Richtung zu drehen, ist reichlich | |
| unappetitlich. „Bis zum Beweis des Gegenteils“ sei von einem Einzelfall zu | |
| sprechen? | |
| Nun denn: | |
| Das Bundesverteidigungsministerium geht derzeit davon aus, dass sich im | |
| Umfeld von Franco A. ein kleines rechtsextremistisches Netzwerk innerhalb | |
| der Bundeswehr gebildet hat. Bis zu fünf Personen sollen dazu gehören. Das | |
| berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Militärische | |
| Abschirmdienst prüft derzeit 275 rechtsextreme Verdachtsfälle in der | |
| Bundeswehr aus den Jahren seit 2011. Das berichtet die [3][Süddeutsche | |
| Zeitung] unter Berufung auf ein Regierungspapier. Aus dem Jahr 2017 stammen | |
| bisher 53 Fälle. 11 Soldaten wurden nach rechtsextremen Vorkommnissen aus | |
| der Bundeswehr entlassen. | |
| Bitte, gern geschehen. | |
| 5 May 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://(https://taz.de/!5402214/) | |
| [2] http://(https://taz.de/Terrorverdacht-gegen-Franco-A/!5401532/) | |
| [3] http://(http://www.sueddeutsche.de/politik/rechtsextremismus-rechtsextreme-… | |
| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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