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# taz.de -- Kolumne Right Trash: Trumps Heimatfront bröckelt
> Breitbart News, das Rechtsaußen-Medium in den USA, warnt vor einem
> Linksruck von Donald Trump. Da muss man fast Ivanka Trump Glück wünschen.
Bild: Im Februar zündeten Studenten der University of California Dinge an, um …
Ist das jetzt Lob oder nicht? „Historisch gesehen war Präsident Donald
Trump in seinen ersten 100 Tagen bemerkenswert aktiv.“
In den USA ist es Tradition, neuen Präsidenten nach den ersten 100 Tagen im
Amt ein Zwischenzeugnis auszustellen. So geschah es auch mannigfaltig in
den vergangenen Wochen, durchaus mit unterschiedlichem Tenor: In der New
York Times [1][setzte es einen epischen Verriss], CNN [2][analysierte
nüchtern] Trumps Schwenk in der Außenpolitik.
Der Satz oben ist der erste aus einem 71-seitigen Zwischenzeugnis für
Trump, das die rechte US-Webseite Breitbart veröffentlicht hat, und jetzt
zum Download anbietet. Breitbart ist nicht irgendein Portal, sondern eine
der Seiten, die mit ihrer Mischung aus Fake News, rechtsnationalen und
rassistischen Positionen Trump geprägt und mit groß gemacht hat. Ihr
Gründer Stephen Bannon ist einer der wichtigsten Berater Trumps im Weißen
Haus. Die Breitbart-Welt ist schnell erklärt: Mainstreammedien lügen,
Journalisten sind unehrlich, nur bei uns gibt es die Wahrheit.
Umso erstaunlicher liest sich der Report, den Breitbart jetzt über Trump
veröffentlicht hat. Er ist zwar erwartungsgemäß durchzogen von der üblichen
wir-gegen-die Rhetorik. Aber in einer fast schon milden Version. „Die
Mainstreammedien erzählen uns, Trump habe die Glaubhaftigkeit der
Präsidentschaft durch kontroverse Statements, falsche Fakten und erratische
Tweets zerstört. Aber Trumps Taten sind wichtiger als seine Worte“,
schreibt Joel Pollak, einer der Chefredakteure und einflussreichsten
Autoren der Seite.
Zumindest, wenn man seinen Text liest scheint es so, als bekomme Trump ein
Problem mit seinen rechten Unterstützern.
Wenn Pollak schreibt, Trump sei „bemerkenswert aktiv“ ist das alles, nur
kein überschwängliches Lob. Das klingt nach: der Präsident bemühte sich,
Note 4. Zumal Trump sich selbst in einer Videobotschaft attestierte: „Ich
glaube, die ersten 100 Tage meiner Regierung waren so ziemlich die besten
in der Geschichte unseres Landes.“ So viel Eigenlob ist selbst Breitbart zu
viel.
## Die anderen sind schuld
Pollak gibt Trump zwar später im Text die Note Eins mit Abzügen, Schuld an
den Misserfolgen seien die Demokraten, Richter, die Trumps Einreiseverbot
für Muslime aus bestimmten Länder kassiert haben und eben die
Mainstreammedien. „Ja, er hat ein paar Versprechen gebrochen. Aber bei den
substantiellen Angelegenheiten hat er geliefert“, schreibt Pollak über
Trump.
Doch an einer Stelle attestiert Pollak sogar der verhassten New York Times,
sie habe ein „verblüffende Geschichte“ darüber veröffentlicht, wie
Geheimdienstwissen über die Russland-Verbindungen von Trumps gefeuertem
nationalen Sicherheitsberater, Michael Flynn, an die Medien durchgestochen
worden ist. Ein kritisches Wort zu dem Fall Flynn findet sich bei Pollak
allerdings nicht. Flynn soll immerhin seinen [3][eigenen Präsidenten
angelogen haben] und von Russland erpressbar gewesen sein, was Trump
herzlich egal war. Breitbart wirft zwar allen anderen Medien vor,
parteiisch und unkritisch zu sein, dabei sind die Autoren der Seite selbst
die größten Speichellecker der aktuellen Regierung.
Am ehesten muss man dieses Breitbart-Stück als Warnung an Trump lesen: Noch
ist Pollak voll der üblichen, unkritischen Lobhudeleien für den
Präsidenten, gemischt jedoch mit einer klaren Warnung, dass das bald vorbei
sein könnte: „Trump's Unterstützer sorgen sich, dass er nach links rücken
wird, gedrängt von seinen Beratern, seiner Familie und wegen des
unaufhörlichen Drucks der Mainstreammedien“, so Pollak.
Wenn ein rechter Agitator wie Pollak das schreibt, möchte man fast Ivanka
Trump anfeuern, Trumps Tochter, die hier wohl mit „Familie“ gemeint ist.
Ihr fällt offenbar die historische Aufgabe zu, aus einem rassistischen,
ultrarechten Donald Trump einen rassistischen, rechten Donald Trump zu
formen. Der würde bei Breitbart dann vermutlich als links durchgehen.
12 May 2017
## LINKS
[1] https://www.nytimes.com/2017/04/29/opinion/sunday/lessons-from-100-days-of-…
[2] http://edition.cnn.com/2017/04/26/politics/trump-foreign-policy-100-days/
[3] /Anhoerungen-zu-Trump-und-Russland/!5408392/
## AUTOREN
Ingo Arzt
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