# taz.de -- April 2017 in rechten Medien: Das Braune aus dem Mainstream | |
> Rechte Twitterer verbreiten häufig Texte von „Welt“, „Focus“ und „… | |
> Am liebsten lassen sie sich von Kriminalitätsmeldungen Angst einjagen. | |
Bild: Hat sie sich ausnahmsweise auch vor rechten Medien geekelt? AfD-Chefin Fr… | |
Achtung: Links in diesem Artikel auf rechte Medien führen über [1][den | |
Dienst „Do Not Link“] auf die Originalartikel. Mit dem Dienst wird | |
ausgeschlossen, dass der Link zu einer Verbesserung von deren | |
Suchmaschinenposition führt. | |
Was sind eigentlich die Bestandteile der rechten Filterblase? Rechte Medien | |
alleine reichen ja nicht aus, denn – wie in [2][den bisherigen Ausgaben | |
dieser monatlichen Zusammenfassung] bereits berichtet – ist keines dieser | |
Medien ein wirkliches Vollmedium. Sie produzieren täglich nur eine sehr | |
kleine Zahl an Texten. Seit April haben wir deshalb begonnen, die Links zu | |
verfolgen, die von rechten Twitterkonten geteilt werden. Unser Account | |
[3][@DieRechteBlase] teilt dabei Artikel aus Mainstreammedien, die unter | |
Rechten besonders beliebt sind. | |
Für @DieRechteBlase werden mehr als 200 Twitterkonten ausgewertet. Zunächst | |
haben wir eine Liste von Twitterkonten angelegt, die besonders häufig | |
Artikel aus rechten Medien teilen, darunter die Junge Freiheit, Compact und | |
„PI-News“, die auch hier besprochen werden, sowie rund 20 weitere | |
Publikationen. In einem Schneeballverfahren wurden dann weitere Konten | |
hinzugefügt, die ebenfalls offen rechte Inhalte teilen. Aus dieser Liste | |
werden nun die am häufigsten geteilten Artikel von regulären Medien | |
ermittelt und dann von @DieRechteBlase geteilt. (Interessanterweise hat | |
diese Liste von rechten Accounts große Überschneidungen mit der Liste von | |
AfD-Unterstützeraccounts, die [4][der Tagesspiegel] und | |
[5][Netzpolitik.org] ermittelt haben.) | |
@DieRechteBlase ist nun gut einen Monat online und aus den Links, die | |
bislang geteilt wurden, lassen sich erste Beobachtungen ableiten. Im April | |
twitterte der Account 126 Links, davon führten 30 auf Welt.de, 25 auf | |
Focus.de und 12 auf Bild.de – gut die Hälfte aller Links führten also auf | |
diese drei Seiten. Die restlichen Accounts waren eine bunte Mischung von | |
Lokalmedien, Boulevardzeitungen und überregionalen Medien, bei der kein | |
einzelnes Medium mehr als fünf Mal vorkam. | |
Von den 126 Artikeln handelte es sich bei 52 um Kriminalitätsmeldungen, | |
wobei die Tatverdächtigen oder Täter in allen Fällen nicht-weiße Männer | |
waren – die sogenannte „Ausländerkriminalität“ also, [6][die das | |
Schwarzbrot des rechten Journalismus ist]. Sechs weitere Artikel handelten | |
von Terrorismus, ebenfalls durch Nicht-weiße. In einem Artikel ging es um | |
den terrorverdächtigen Bundeswehrsoldaten, der sich als Flüchtling | |
registriert hatte. In 20 Artikeln ging es um das Thema Asyl, in zehn um | |
Islam oder Muslime und in sieben um Einwanderung. Weitere Themen waren die | |
Grünen, die SPD oder linke Aktivisten. In sieben Artikeln ging es um die | |
AfD. | |
Aus regulären Medien werden also offenbar jene Meldungen herausgesiebt und | |
verteilt, die das eigene Weltbild bestätigen. Sehr häufig geht es dabei um | |
die Vergewisserung des angenommenen Hangs zur Kriminalität unter | |
nicht-weißen Menschen. Nicht überraschend ist vielleicht, dass diese | |
Artikel aus regulären Medien am rechten Rand des Mainstreams geteilt | |
werden, also den Tageszeitungen des Axel-Springer-Verlages, sowie die | |
Website des Focus. | |
Im Folgenden werden mehrere Themen besprochen, die auf den Onlineauftritten | |
von drei klar rechts positionierten Medien, Junge Freiheit, Compact und | |
„PI-News“ von Bedeutung waren. Trotz der rechten Faszination mit | |
Kriminalität, insbesondere durch Nicht-weiße, veröffentlichte keine der | |
Seiten [7][eine Analyse der BKA-Kriminalitätsstatistik]. | |
## Der Parteitag der AfD | |
Kaum ein anderes Ereignis interessierte im April die rechte Presse so sehr | |
wie der AfD-Parteitag, bei dem es offensichtlich um eine | |
Richtungsentscheidung der neurechten Partei ging. AfD-Parteivorsitzende | |
Frauke Petry hatte in einem Antrag gefordert, dass die AfD eine | |
Regierungsbeteiligung in der übernächsten Bundestagswahl anstrebe, sowie | |
eine Antirassismusklausel in ihr Grundsatzprogramm aufnehme. Dass der | |
Parteitag die Entscheidung über den Antrag vertagte, bezeichnete die Junge | |
Freiheit als [8][eine Verschiebung der Richtungsentscheidung]. In [9][einem | |
zweiten Text] über das Spitzenduo der Partei für den Wahlkampf nannte sie | |
diese aber eine „Niederlage“ für Petry. | |
Petrys Verzicht auf eine Spitzenkandidatur nannte Compact wiederum | |
[10][eine „Chance“ für die AfD]. Vor wenigen Monaten hatte Compact noch von | |
Petry als „Audrey Hepburn in Frühstück bei Tiffany“ gesprochen, hat aber | |
inzwischen eine deutlich distanziertere Haltung zu ihr. „Plant Petry die | |
Parteispaltung?“ [11][fragte das Magazin] in Hinblick auf ihren | |
„Zukunftsantrag“. Dieser habe in der Partei kaum einen prominenten | |
Unterstützer, weshalb sie sich lieber auf „ihre Qualitäten als | |
„Team-Playerin“ besinnen solle. | |
Auch „PI-News“ befürchtete, dass Petry die AfD [12][ein „zweites Mal“ | |
spalten könne]. Bei dem Zukunftsantrag ginge es offenbar um „eine | |
Machtentscheidung“, schrieb die rechte Website. Die ganze „Inszenierung“ | |
sehe nach einer Wiederholung mit neu verteilten Rollen aus – so wie Bernd | |
Lucke vor zwei Jahren versucht hatte, eine Grundsatzentscheidung | |
herbeizuführen und verloren hatte. Ein weiterer Artikel zitierte | |
ausführlich aus [13][einer Recherche von Correctiv], dass Petry nach dem | |
Parteitag noch immer die Spaltung betreibe: So würden ganze AfD-Fraktionen | |
nach der Bundestagswahl eine neue Partei gründen wollen. Petrys | |
Zukunftsantrag könne [14][die ideologische Basis dafür sein], schrieb | |
„PI-News“ dazu. | |
LESEN SIE AUCH: Die Kolumne „Right Trash“ befasst sich detaillierter mit | |
[15][der Diskussion der Rechten über den AfD-Parteitag] | |
## Die Wahl in Frankreich | |
„Das System ist kurz davor, fertig zu haben“, [16][schrieb Compact vor der | |
Präsidentschaftswahl] in Frankreich. Denn dieses habe es nicht geschafft, | |
seine Kräfte hinter einem Kandidaten zu bündeln und gegen die rechtsextreme | |
Kandidatin Marine Le Pen in Position zu bringen. Compact ging davon aus, | |
dass Marine Le Pen sehr wahrscheinlich die Wahl gewinnen werde. Allerdings | |
werde sie anders als US-Präsident Donald Trump im Amt keine „Wende“ | |
vollziehen – sie sei zu sehr in der „volkstreuen Bewegung verwurzelt“. | |
Nachdem bei der ersten Wahl Emmanuel Macron und Marine Le Pen als | |
KandidatInnen übrig blieben, [17][präsentierte Compact die Stimmen | |
deutscher Politiker zur Wahl]. Dass es nun doch eine gebündelte | |
Unterstützung Macrons gegen Le Pen gab, fand Compact ebenso verächtlich, | |
wie es zuvor diese fehlende Unterstützung fand: Eine „Pro-Macron-Querfront“ | |
habe sich quer durch die Parteienlandschaft gebildet. Sind sich | |
demokratische Parteien uneinig, ist das offenbar der Beweis für die | |
Schwäche des „Systems“, sind sie sich einig, ist das der Beweis für dessen | |
mangelnde Pluralität. | |
Die Junge Freiheit [18][sprach von einer Wahl mit „historischer | |
Dimension“]. Keine der „etablierten Parteien“ habe sich klar positionieren | |
können: Vier KandidatInnen, darunter die Außenseiter Emmanuel Macron und | |
Jean-Luc Mélenchon, seien fast gleichauf und niemand könne vorhersagen, wer | |
in die zweite Runde kommen werde. Erstaunlich war dabei die Behauptung, | |
dass beide Favoriten, Le Pen und Macron, nicht eindeutig der Rechten oder | |
der Linken zuzuordnen seien. | |
Auch [19][„PI-News“ befürwortete] klar die Präsidentschaft Marine Le Pens. | |
„Grenzen zu und Frexit-Referendum“ hieß der entsprechende Text, der sich | |
noch kaum mit Emmanuel Macron beschäftigte. Nach dem ersten Wahlgang kürte | |
„PI-News“ allerdings Macron [20][gleich zum Präsidenten]. Es hieß, Macron | |
werde voraussichtlich Präsident, und das bedeute fünf weitere Jahre | |
sozialistische Regierung eines “zu zwei Dritteln konservativen Landes“. | |
## Xavier Naidoos neuer Song | |
Nur Compact berichtete im April über den neuen Song „Marionetten“ des | |
Musikers Xavier Naidoo. In dem Song beschimpft Naidoo PolitikerInnen als | |
„Marionetten“, „Steigbügelhalter“ und „Hochverräter“ und singt ü… | |
eigentlichen Strippenzieher, den „Puppenspielern“ hinter den | |
PolitikerInnen. An mehreren Stellen hat der Text verschwörungstheoretische | |
und strukturell antisemitische Anwandlungen und wurde deshalb [21][in | |
zahlreichen Artikeln bereits kritisiert]. | |
Compact nimmt Naidoo in Schutz und spricht davon, dass der Song eine „Hymne | |
der friedlichen Volksopposition“ werden könne. [22][Zum Schluss des Textes] | |
bedankt sich der Autor bei Naidoo mit den Worten: „Deine Stimme ist eine | |
ganz wichtige Kugel in unserem Kampf für Souveränität und Freiheit für | |
Deutschland“ (Hervorhebung der taz). | |
In [23][einem zweiten Artikel] übernimmt Compact die Wortwahl Naidoos und | |
nennt Mitglieder der Grünen Jugend „Marionetten“. In dem Text geht es um | |
Protestaktionen der Organisation gegen Auftritte von Naidoo. Damit würden | |
sich die Protestierenden als „Antidemokraten, als passionierte Ausgrenzer | |
und – ja, als Marionetten“ bloßstellen. | |
## Fake News | |
Im März [24][berichtet „PI-News“] über einen Übergriff durch “nicht De… | |
sprechende“ Täter auf eine Frau in Bützow. Wenige Tage später wurde klar, | |
[25][dass der Angriff erfunden war]. „PI-News“ korrigierte die Meldung | |
nicht. ([26][Via Hoaxmap]) | |
3 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://donotlink.it/ | |
[2] /Der-Monat-in-rechten-Medien/!t5385102 | |
[3] http://twitter.com/dierechteblase | |
[4] http://www.tagesspiegel.de/medien/datenjournalismus/twitter-datenanalyse-gr… | |
[5] http://netzpolitik.org/2017/treue-gefolgschaft-so-twittert-die-afd/ | |
[6] /Maerz-2017-in-rechten-Medien/!5397178 | |
[7] /Kommentar-zur-Kriminalitaetsstatistik/!5399537 | |
[8] http://donotlink.it/PJl0 | |
[9] http://donotlink.it/kXng | |
[10] http://www.compact-online.de/petry-rueckzieher-als-chance-fuer-die-afd/ | |
[11] http://donotlink.it/N6Y7 | |
[12] http://donotlink.it/v2Xo | |
[13] https://correctiv.org/blog/ruhr/artikel/2017/04/20/afd-spaltung-nach-der-b… | |
[14] http://donotlink.it/yqow | |
[15] /Kolumne-Right-Trash/!5406585 | |
[16] http://donotlink.it/xqYN | |
[17] http://donotlink.it/elNO | |
[18] http://donotlink.it/WOgG | |
[19] http://donotlink.it/nw4y | |
[20] http://donotlink.it/2Wpj | |
[21] http://www.belltower.news/artikel/xavier-naidoo-dieser-weg-f%C3%BChrt-endg… | |
[22] http://donotlink.it/OZor | |
[23] http://donotlink.it/4xa7 | |
[24] http://donotlink.it/MaBA | |
[25] http://www.svz.de/regionales/polizeiticker/buetzow-straftat-nur-vorgetaeus… | |
[26] http://twitter.com/hoaxmap/status/849278140744556544 | |
## AUTOREN | |
Lalon Sander | |
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